Verbände und Parteien reagieren
Massive Kritik an Musk-Beitrag in der „Welt“
Die Veröffentlichung eines Gastbeitrags von Elon Musk mit einem Wahlaufruf für die AfD in der „Welt am Sonntag“ hat heftige Kritik ausgelöst. Auch Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) äußerte sich nun.
Von AFP/dpa/lkr
Nach der Veröffentlichung eines Gastbeitrags von US-Milliardär Elon Musk mit einem Wahlaufruf für die AfD in der „Welt am Sonntag“ (WamS) hat SPD-Generalsekretär Matthias Miersch den Springer-Verlag scharf kritisiert. „Dass der Springer-Verlag Elon Musk überhaupt eine offizielle Plattform bietet, um Wahlwerbung für die AfD zu machen, ist beschämend und gefährlich“, sagte Miersch dem „Handelsblatt“ (Sonntagsausgabe). Der Vorgang zeige, „wie weit rechte Netzwerke inzwischen vorgedrungen sind“.
Auch den US-Unternehmer und künftigen Berater des designierten US-Präsidenten Donald Trump ging Miersch mit scharfen Worten direkt an. Es sei „inakzeptabel, dass ausländische Milliardäre versuchen, unsere politische Landschaft zu beeinflussen und dabei Parteien unterstützen, die unsere demokratischen Werte untergraben“, erklärte er in Richtung Musk. „Deutschland braucht keine Einmischung von außen und schon gar keine Unterstützung für rechtsextreme Positionen.“
Zugleich lobte Miersch das Verhalten von „Welt“-Redakteurinnen und -Redakteuren, die gegen die Veröffentlichung des Artikels protestiert hatten. „Die Reaktionen innerhalb der Redaktion der ‚Welt am Sonntag’ geben Hoffnung – sie zeigen, dass es auch in schwierigen Zeiten Journalistinnen und Journalisten gibt, die Verantwortung übernehmen und klar Haltung zeigen.“
Bereits Anfang der Woche hatte ein Beitrag von Musk auf dessen Onlinedienst X für Schlagzeilen gesorgt, in dem er schrieb, nur die AfD könne „Deutschland retten.“ In seinem Gastbeitrag für die „WamS“ führte der Chef des Onlinedienstes X aus, angesichts eines angeblich bevorstehenden „wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenbruchs“ Deutschlands sei die AfD „der letzte Funke Hoffnung für dieses Land“, da nur sie die deutsche Wirtschaft wiederbeleben oder durch eine „kontrollierte Einwanderungspolitik“ einen Identitätsverlust verhindern könne.
Kritik vom Journalisten-Verband DJV
Obwohl Musks Beitrag eine Gegenrede des designierten „Welt“-Chefredakteurs Jan Philipp Burgard gegenüber gestellt war, löste die Veröffentlichung scharfe Kritik aus. Die Meinungschefin der „Welt“ reichte am Samstag wegen der Veröffentlichung ihre Kündigung ein. Der Deutsche Journalisten-Verband protestierte „gegen den Freifahrtschein für Musk durch die Redaktionsverantwortlichen der ‚Welt’„, per Gastbeitrag Wahlwerbung für die AfD machen zu dürfen.
Auch der Kanzlerkandidat der Union, Friedrich Merz, kritisierte den Aufruf von US-Milliardär Elon Musk für die AfD scharf. „Ich kann mich nicht erinnern, dass es in der Geschichte der westlichen Demokratien einen vergleichbaren Fall der Einmischung in den Wahlkampf eines befreundeten Landes gegeben hat“, sagte der CDU-Chef den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Der Wahlaufruf sei „übergriffig und anmaßend“.
Merz sagte über den Beitrag: „Stellen wir uns einen kurzen Augenblick die – berechtigte – Reaktion der Amerikaner auf einen vergleichbar einseitigen Beitrag eines namhaften deutschen Unternehmers in der „New York Times“ zugunsten der Wahl eines Außenseiters im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf vor.“