Maubacher Höhe: Namensgeber für neue Sporthalle gesucht

Auf der Maubacher Höhe wird fleißig an der neuen Halle gebaut, aber noch ist unklar, wie das Gebäude nach seiner Fertigstellung heißen wird. Die Stadtverwaltung favorisiert den Verkauf der Namensrechte an einen Sponsor.

Die neue Sporthalle auf der Maubacher Höhe soll in einem Jahr fertig sein. Bis dahin braucht sie einen Namen. Die alte Halle, die Anfang des Jahres abgerissen wurde, war nach dem früheren Ersten Bürgermeister Karl Euerle benannt. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Die neue Sporthalle auf der Maubacher Höhe soll in einem Jahr fertig sein. Bis dahin braucht sie einen Namen. Die alte Halle, die Anfang des Jahres abgerissen wurde, war nach dem früheren Ersten Bürgermeister Karl Euerle benannt. Foto: Alexander Becher

Von Kornelius Fritz

Backnang. Im Januar 2020 unternahm der Backnanger Gemeinderat eine Exkursion nach Rottenburg. Zusammen mit dem damaligen Oberbürgermeister Frank Nopper besichtigten die Stadträte dort eine 2014 eingeweihte Sporthalle, die viele Gemeinsamkeiten mit der Halle hat, die gerade auf der Maubacher Höhe gebaut wird. Auch in Rottenburg handelt es sich um eine vierteilige Halle, die von Schulen, aber auch für den Wettkampfsport genutzt wird, die Zuschauerkapazität mit rund 1000 Sitzplätzen ist vergleichbar. Wie in Backnang wurde auch die Rottenburger Halle von einem Generalunternehmer gebaut.

Aufgefallen sind den Stadträten damals die großen Volksbank-Schriftzüge samt Logo an der Fassade. Die regionale Bank hatte sich die Namensrechte für die neue Halle in einem Bieterverfahren für 15 Jahre gesichert. Wie viel die Volksbank dafür bezahlt, will Birgit Reinke vom Amt für Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerengagement bei der Stadt Rottenburg nicht verraten: „Das unterliegt dem Vertragsgeheimnis.“ Bekannt ist aber, dass das Mindestgebot in der Ausschreibung bei 12000 Euro pro Jahr lag. Gehofft hatte die Stadt damals auf mindestens 30000 Euro pro Jahr.

Geld, das man auch in Backnang gut gebrauchen könnte. Immerhin sind die Investitionskosten für den Hallenneubau von zunächst geschätzten elf Millionen auf mittlerweile 19,5 Millionen Euro gestiegen. Bei der Grundsteinlegung hatte Oberbürgermeister Maximilian Friedrich deshalb bereits angedeutet, dass er sich einen Verkauf der Namensrechte an einen Sponsor auch in Backnang gut vorstellen könne. Die Entscheidung trifft aber der Gemeinderat.

Viele Sympathienfür eine Harro-Höfliger-Halle

Die Vorsitzenden der vier großen Fraktionen zeigen sich offen für diese Idee. Jedenfalls besteht niemand darauf, dass die neue Halle wieder Karl-Euerle-Halle heißen muss. Bei allen Verdiensten des früheren Ersten Bürgermeisters (siehe Infotext) war es ohnehin ungewöhnlich, eine Sporthalle nach einem Beigeordneten zu benennen.

„Ich finde es schlüssig, dass eine neue Halle auch einen neuen Namen bekommt“, sagt die CDU-Fraktionsvorsitzende Ute Ulfert. Ob man sich für einen Sponsor als Namenspatron entscheidet, will sie in ihrer Fraktion „in Ruhe diskutieren und auch die Zahlen anschauen“. Auch Willy Härtner (Bündnis 90/Die Grünen) sagt, er habe kein Problem mit einem neuen Namen. Wichtig sei ihm aber eine langfristige Lösung, damit sich die Backnanger nicht alle paar Jahre an einen neuen Namen gewöhnen müssen. Positiv äußert sich auch Charlotte Klinghoffer (Bürgerforum/FDP) zu der Idee: „Ich fände es toll, wenn wir einen Sponsor finden würden. Bei größeren Hallen ist das doch mittlerweile üblich“, sagt sie.

Lediglich Heinz Franke fremdelt noch mit der Idee, mit dem Hallennamen Geld zu verdienen. „Ich finde, der Name sollte auch der Bedeutung des Gebäudes gerecht werden. Monetäre Gesichtspunkte sollten dabei nicht an erster Stelle stehen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende. Franke verrät, dass er auch bis heute vom „Neckarstadion“ spricht, obwohl die Heimspielstätte des VfB Stuttgart schon mehrfach umbenannt wurde und mittlerweile MHP-Arena heißt.

Aber welcher Sponsor könnte überhaupt Interesse an den Namensrechten der Backnanger Sporthalle haben? Neben Volksbank und Kreissparkasse käme dafür wohl nur eine Handvoll regionaler Firmen infrage. Gute Chancen hätte sicherlich eine Harro-Höfliger-Halle, weil dieser Name nicht nur für die Firma, sondern auch für eine große Unternehmerpersönlichkeit steht. „Das wäre mein Favorit“, sagt Charlotte Klinghoffer, die früher selbst bei Harro Höfliger gearbeitet hat. Willy Härtner kann sich auch Tesat gut vorstellen: „Spacecom-Arena würde doch gut klingen“, sagt er und lacht. Naheliegend wäre auch Murrelektronik: Die Firma aus Oppenweiler ist seit Jahren Hauptsponsor bei den Handballern des HC Oppenweiler/Backnang, die in der neuen Halle ihre Heimspiele austragen werden.

Klar ist für Verwaltung und Gemeinderat, dass es nicht nur ums Geld gehen sollte. „Da es sich um einen repräsentativen, stadtbildprägenden Neubau handelt, würde sicherlich auch auf die Seriosität großer Wert gelegt“, teilt der städtische Pressesprecher Christian Nathan mit. Auch mit einem sehr sperrigen Namen wie bei der Aspacher „Wir-machen-Druck-Arena“ hätten etliche Stadträte Probleme.

Auch in Rottenburg war die bezahlte Summe übrigens nicht allein entscheidend. In einem Punktesystem flossen dort noch verschiedene andere Kriterien in die Bewertung mit ein wie etwa der Bezug des Sponsors zu Rottenburg und die Zahl der Arbeits- und Ausbildungsplätze in der Stadt.

Der Backnanger Gemeinderat beim Besuch in Rottenburg im Januar 2020. Dort sicherte sich die Volksbank die Namensrechte an der neuen Sporthalle. Archivfoto: Klaus Franke

© KLAUS FRANKE

Der Backnanger Gemeinderat beim Besuch in Rottenburg im Januar 2020. Dort sicherte sich die Volksbank die Namensrechte an der neuen Sporthalle. Archivfoto: Klaus Franke

Wer war Karl Euerle?

Laufbahn Karl Euerle war von 1966 bis 1980 Erster Beigeordneter unter Oberbürgermeister Martin Dietrich. Der gebürtige Großaspacher hatte nach seiner Ausbildung im Verwaltungsdienst zunächst im Innenministerium gearbeitet, anschließend betreute er zehn Jahre lang als Verwaltungsaktuar im Landratsamt mehr als 20 Gemeinden im Backnanger Umland. 1964 wechselte er als Stadtpfleger (Kämmerer) zur Stadt Backnang, zwei Jahre später wurde er zum Ersten Bürgermeister gewählt.

Verdienste Karl Euerle galt als ausgewiesener Finanzexperte, von seinen guten Kontakten in die Rathäuser der Umlandgemeinden profitierte die Stadt bei der Eingemeindung von Waldrems, Heiningen, Maubach und Strümpfelbach. Neben seinem Beruf engagierte sich Euerle auch ehrenamtlich in verschiedenen Vereinen. Er starb am 16. Oktober 1980 nach langer schwerer Krankheit im Alter von 55 Jahren.

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Erstellt:
18. September 2023, 06:00 Uhr

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