Erdbebengebiet Japan

Mega-Beben in Japan werden immer wahrscheinlicher

Es gibt Regionen auf dem Planeten, wo besonders häufig und heftig die Erde bebt. Das hängt mit der Bewegung der Kontinentalplatten zusammen, aus denen die Erdkruste besteht. Japan ist ein Epizentrum. Wir erklären, warum das so ist.

Das Drohnenfoto zeigt die ausgebrannte Stelle eines ehemaligen Marktes, wo nach einem Erdbeben ein Großbrand ausgebrochen war. Die Präfektur Ishikawa wurde am Neujahrstag 2024 von einem Erdbeben der Stärke 7,6 getroffen.

© kyodo/dpa

Das Drohnenfoto zeigt die ausgebrannte Stelle eines ehemaligen Marktes, wo nach einem Erdbeben ein Großbrand ausgebrochen war. Die Präfektur Ishikawa wurde am Neujahrstag 2024 von einem Erdbeben der Stärke 7,6 getroffen.

Von Markus Brauer/AFP

In Japan ist das Risiko eines Mega-Bebens nach Einschätzung von Fachleuten weiter gestiegen: Die Wahrscheinlichkeit für ein Erdbeben der Stärke 8 oder 9 liege in den kommenden 30 Jahren bei 75 bis 82 Prozent, erklärte jetzt ein von der Regierung eingesetztes Expertengremium.

Bisher hatte die Wahrscheinlichkeit bei 74 bis 81 Prozent gelegen. Ein Mega-Beben könnte demnach hunderttausende Tote, riesige Tsunamis und Schäden in Milliardenhöhe verursachen.

Nankai-Graben im Fokus

Die Berechnungen der Experten beziehen sich auf den Nankai-Graben: Der etwa 800 Kilometer lange Graben verläuft vor der japanischen Westküste im Pazifik, wo zwei tektonische Platten aufeinandertreffen. In den vergangenen 1400 Jahren ereignete sich am Nankai-Graben den Angaben zufolge alle 100 bis 200 Jahre ein Mega-Beben, zuletzt im Jahr 1946.

Der Nankai-Graben ist ein Graben der Nankaidō-Region der japanischen Insel Honshū, der sich etwa 900 km vor der Küste erstreckt.

„Das letzte Beben ist 79 Jahre her und die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Bebens steigt jedes Jahr um etwa ein Prozent“, erläuterte ein Vertreter des Expertengremiums. Die Folgen wären verheerend: Schätzungen zufolge könnten kleinere Inseln vor der Küste von mehr als 30 Meter hohen Tsumani-Wellen überrollt werden.

Aber auch dicht besiedelte Gebiete auf den japanischen Hauptinseln Honshu und Shikoku würden binnen Minuten von riesigen Wellen getroffen.

Eines der tektonisch aktivsten Gebiete

Im August vergangenen Jahres hatte die japanische Wetter- und Erdbebenbehörde nach einem Erdbeben der Stärke 7,1 erstmals seit der Einrichtung eines neuen Warnsystems im Jahr 2011 vor einem Mega-Beben am Nankai-Graben gewarnt. Die Erdbeben-Warnung löste vielerorts Panikkäufe aus, wurde nach einer Woche aber wieder aufgehoben.

Japan liegt in einem der tektonisch aktivsten Gebiete der Welt. Der Inselstaat wird jedes Jahr von etwa 1500 Erdbeben erschüttert, die meisten davon sind weniger stark.

Große und kleine Platten der Erdkruste

Die äußere Erdkruste besteht aus sieben großen und mehreren kleinen Platten. Diese sind nach den Kontinenten und Weltmeeren benannt. Die größten sind die Pazifische und Antarktische Platte, die Nord- und die Südamerikanische Platte, die Afrikanische, die Eurasische und die Australische Platte.

Hinzu kommen einige kleinere Krustenbruchstücke. Die schweren, unter Wasser liegenden heißen Ozeanische Platten, die leichten, oben liegenden nennt man Tektonische oder Kontinentalplatten.

Die Afrikanische Platte ist eine der größten Kontinentalplatten der Erde. Sie umfasst nahezu den gesamten afrikanischen Kontinent sowie einen Teil der umliegenden Meere, die auf der ozeanischen Kruste liegen. Im Norden grenzt sie an die Eurasische Platte. Die Kollisionsfronten verlaufen zwischen beiden tektonischen Platten auf marokkanischem Staatsgebiet.

Bewegung von Kontinentalplatten

Die Ursache für die häufigen schweren Beben in Südostasien ist die Bewegung der sogenannten Indischen Platte, eine der Kontinentalplatten, die den indischen Subkontinent trägt. Diese Platte war einst ein Teil des Superkontinents Gondwanaland. Als dieser zerbrach, lösten sich das heutige Indien, Afrika, Australien, Antarktika und Südamerika voneinander und drifteten in verschiedene Richtungen auseinander.

Vor 50 Millionen Jahren kollidierte die Indische Platte mit der Eurasischen Platte, die Europa und Asien (bis auf Indien und den äußersten östlichen Teil Russlands) sowie Indonesien, die Philippinen, Teile Japans und Islands trägt.

Plötzliche Spannungen entladen sich in Erdstößen

Bei dem Zusammenstoß tauchte die von Süden kommende Platte teilweise unter die nördliche Platte ab. Andernorts haben sich beide Platten so ineinander verschoben und verkeilt, dass sich die Gebirge des Himalayas auffalteten und das Hochland von Tibet entstand. Und dieser Zusammenstoß setzt sich weiter fort. Noch immer drückt der indische Subkontinent auf die Eurasische Platte, hebt den Himalaya jährlich um einige Millimeter an und lässt die Erde in Asien beben.

Wenn diese Platten driften, kollidieren oder sich aneinander vorbei bewegen, entstehen Spannungen. Wird dabei die sogenannte Scherfestigkeit der Gesteine überschritten, können sich diese Spannungen plötzlich entladen. Die Folge: Es kommt zu heftigen Erschütterungen – Erdbeben.

Pazifischer Feuerring

Und noch etwas kommt hinzu: Der Pazifische Feuerring (Ring of Fire) ist eine hufeisenförmige Zone, die den Pazifischen Ozean von drei Seiten umgibt. Etwa zwei Drittel aller Vulkanausbrüche des Holozäns, dem gegenwärtigen Zeitalter der Erdgeschichte , und rund 90 Prozent der weltweiten Erdbeben gehen auf dieses Gebiet zurück.

Hier treffen verschiedene Platten der Erdkruste aufeinander. Es kommt zu tektonischen Verschiebungen und Verwerfungen. Entlang dieses mehr als 40 000 Kilometer langen Gürtels liegt ein großer Teil der aktiven Vulkane. Er reicht von der süd- und nordamerikanischen Westküste über die nordpazifischen Inselgruppen der Aleuten und Kurilen nach Japan und weiter über die Philippinen, den Ostrand Indonesiens, verschiedene Südsee-Inselstaaten bis nach Neuseeland.

Info: Messung von Erdbeben

MessungBei der Messung von Erdbeben wird die Stärke der Bodenbewegung angegeben (Magnitude). Weltweit treten jährlich etwa 50 000 Beben der Stärke 3 bis 4 auf. Etwa 800 haben die Stärken 5 oder 6. Ein Großbeben hat den Wert 8.

Stärken von Erdbeben

Stärke 1-2 Nur durch Instrumente nachzuweisen

Stärke 3Nur in der Nähe des Epizentrums zu spüren

Stärke 4-5 30 Kilometer um das Zentrum spürbar, leichte Schäden

Stärke 6Mäßiges Beben, Tote und schwere Schäden in dicht besiedelten Regionen

Stärke 7Starkes Beben, oft katastrophale Folgen und Todesopfer

Stärke 8Großbeben mit vielen Opfern und schweren Verwüstungen

RichterskalaFrüher wurde die Erdbebenstärke einheitlich nach der Richterskala bestimmt. Der amerikanische Geophysiker Charles Francis Richter hatte die Skala 1935 speziell für Kalifornien ausgearbeitet. Heute wird sie nur noch eingeschränkt eingesetzt, auch weil das Verfahren nur bei Erschütterungen in der Nähe der Messstationen zuverlässige Werte liefert (Lokalmagnitude).

Mess-SkalenMittlerweile werden mehrere Skalen parallel verwendet. Derzeit gilt die sogenannte Momentmagnitude als bestes physikalisches Maß für die Stärke eines Bebens. Sie bestimmt das gesamte Spektrum der seismischen Wellen bei Erdstößen. Die meisten Skalen ergeben zumindest bei schwächeren Beben ähnliche Werte wie die Richterskala, erlauben aber eine genauere Differenzierung bei schweren Beben.

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Erstellt:
17. Januar 2025, 10:52 Uhr

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