Folgen des Klimawandels
Mega-Dürren werden weltweit häufiger und länger
Teile Chiles leiden bereits seit 15 Jahren unter einer Dürre. Der Südwesten der USA erlebte jüngst acht staubtrockene Jahre, Südaustralien drei. Das ist kein Zufall, wie eine Studie zeigt.
Von Markus Brauer/dpa
Häufiger, heißer, länger, großflächiger: In den vergangenen vier Jahrzehnten haben mehrjährige Dürren an Extremen zugenommen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) der Schweiz und des österreichischen Institute of Science and Technology Austria (ISTA) im Fachmagazin „Science“.
Die Größe der Dürreflächen habe in diesem Zeitraum um 50.000 Quadratkilometer pro Jahr zugenommen, das ist mehr als die Fläche der Schweiz.
Mehrjährige Dürren mit multiplen Folgen
„Mehrjährige Dürren richten enormen wirtschaftlichen Schaden an, etwa in der Landwirtschaft und der Stromerzeugung“, sagt Studienleiter Dirk Karger von der WSL. Immer stärker werden demnach auch gesellschaftliche und ökologische Auswirkungen, darunter Trinkwasserknappheit, Ernteausfälle, Baumsterben und das Risiko für Waldbrände.
Das Forscherteam erfasste die Dürren, indem es Abweichungen im Niederschlag sowie in der Verdunstung aus Boden und Pflanzen über die vergangenen 40 Jahre ermittelte. Daraus erstellte es einen Dürre-Index und beobachtete zusätzlich mit Hilfe von Satelliten, wie sich das Pflanzenwachstum veränderte.
Extreme Dürren halten immer länger an
Grund für die Entwicklung sei der Klimawandel und die damit steigenden Temperaturen und Veränderungen im Wasserkreislauf, erklären die Fachleute. Dies führe zum einen zu extremen Wetterbedingungen wie Trockenperioden und Starkniederschlägen. Zum anderen nehme die Verdunstung am Boden zu. Die Folge seien sich schnell entwickelnde Dürren, die immer länger anhalten.
Als Beispiele nennt das Forschungsteam die seit 15 Jahren anhaltende Dürre in Teilen Chiles, jene im Westen der USA (2008-2014), in Australien (2017-2019) und in der Mongolei (2000-2011) sowie die bisher weniger gut dokumentierte Dürre im Kongo-Regenwald (2010-2018).
Klimawandel verstärkt trockene Perioden
„Die Gewalt der mehrjährigen Dürren wird mit dem Klimawandel immer stärker werden“, warnt Mitautor Philipp Brun von der WSL. Wenn sich eine Dürre über mehrere Jahre zieht, verstärken sich die Folgen demnach nicht nur, sondern sie halten auch länger an oder haben sogar irreversible Folgen für Natur und Mensch. Die langfristigen Auswirkungen seien jedoch noch weitgehend unbekannt.
„Bei extremem Wassermangel können Bäume in tropischen und borealen Regionen absterben, was zu langfristigen Schäden an diesen Ökosystemen führt. Insbesondere die boreale Vegetation wird wahrscheinlich am längsten brauchen, um sich von einer solchen Klimakatastrophe zu erholen“, erläutert Karger.
Angesichts dessen brauche es ein besseres Verständnis dieser Dürreereignisse, damit sich Länder besser auf kommende Dürren vorbereiten können, fordern die Forschenden. Dabei müsse man sich insbesondere auf lang anhaltende Dürreperioden einstellen und Strategien zur Schadensbegrenzung nicht nur auf eine Saison oder ein einzelnes Jahr beschränken.
Info: Klimawandel und Welternährung
Bodenzerstörung Jedes Jahr gehen durch falsche Nutzung rund 224 Milliarden Tonnen fruchtbarer Boden verloren. Nach Angaben der Vereinten Nationen (United Nations/UN) wird „alle 5 Sekunden das Äquivalent eines Fußballfeldes des Erde abgetragen“. Allein in Deutschland werden pro Tag mehr als 70 Hektar mit Fabrikhallen, Häusern und Straßen zugepflastert. Das sind über 100 Fußballfelder.
Fläche Laut „Bodenatlas“ verschlechtert die Bodendegradation jedes Jahr weltweit eine Fläche von der Größe Österreichs. Der „Bodenatlas“ wird von der Heinrich-Böll-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Potsdamer Forschungsinstitut IASS, dem BUND und Le Monde Diplomatique herausgegeben. Diese Zahlen bestätigen auch die UN-Experten. Ihnen zufolge sind bereits mehr als 33 Prozent der Böden der Erde degradiert.
Degradation Damit ist Folgendes gemeint: Die Verschlechterung der Bodeneigenschaften durch Erosion oder trockene Sommer ist ein natürlicher geologischer Vorgang. Doch durch Überweidung, Entwaldung, Intensiv-Landwirtschaft sowie Straßen- und Siedlungsbau wird dieser Prozess so stark beschleunigt, dass unsere Lebensgrundlage ernsthaft in Gefahr gerät.
Ernährung Um den wachsenden Bedarf an Nahrung zu decken, müsste die Produktion bis 2050 um rund 70 Prozent wachsen. In den Entwicklungsländern wäre wegen des stärkeren Bevölkerungswachstums sogar eine Verdopplung nötig. Tatsächlich geht aber immer mehr Ackerland durch Verstädterung, Raubbau, Industrialisierung, Versteppung, Versalzung und Bodenerosion verloren.
Bodenfruchtbarkeit Alle Fortschritte werden durch das unbegrenzte globale Bevölkerungswachstum und die anthropogen bewirkte Degradation der Böden – also die Verschlechterung der Bodenfruchtbarkeit – zunichte gemacht. Am schlimmsten betroffen ist Asien, wo bereits rund 40 Prozent der Böden schwere Mangelerscheinungen aufweisen. Besonders betroffen sind auch Trockengebiete, die 40 Prozent der Landfläche der Erde ausmachen und zu gut 70 Prozent geschädigt sind.
Raubbau Dem rasanten Wachstum der Weltbevölkerung stehen schwindende Anbauflächen gegenüber, deren Böden immer mehr ausgelaugt werden. Ursachen für diese besorgniserregende Entwicklung sind vor allem: Vernichtung der Vegetationsdecke durch Abholzung, Brandrodung oder Überweidung; Misswirtschaft durch den Anbau von Monokulturen und den massiven Einsatz von Kunstdünger; Verschmutzung mit Abfällen; Zerstörung der Bodenstruktur durch Maschinen und große Nutztierbestände, die den Boden verdichten, so dass er nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Wasser versorgt wird.