Wände zittern nach 5:0: Hoffenheim und Hoeneß erleichtert
dpa Sinsheim. Köln bleibt der Lieblingsgegner der Hoffenheimer. Das Team von Steffen Baumgart bricht nach der Pause ein gegen die TSG, die fast ihren Bundesliga-Rekord einstellt und eine Trainerdiskussion verhindert.
Aus der Kabine der TSG 1899 Hoffenheim wummerten die Bässe unüberhörbar bis in den Pressekonferenzraum. Die Kraichgauer feierten nach dem 5:0 (1:0) im Freitagsspiel gegen den 1. FC Köln, dass die Kabinenwände zitterten. Vor allem für Chefcoach Sebastian Hoeneß kam der höchste Bundesliga-Sieg unter seiner Regie gerade recht - nach einigen schwachen Spielen in dieser Saison und vor der Partie beim FC Bayern München am nächsten Samstag.
Mit einem blutleeren Auftritt wie zuletzt beim 1:3 in Stuttgart wäre rund um Hoffenheim mit Sicherheit eine Trainerdebatte losgegangen. Hoeneß führte nach dem Abpfiff in der Sinsheimer Arena aber keine Freudentänze auf, das entspricht auch nicht seinem Naturell. „Wir freuen uns“, sagte der Neffe des langjährigen Bayern-Machers Uli Hoeneß. „Natürlich freuen wir uns. Es ist eine Mischung aus Freude, Bestätigung und Erleichterung, dass wir eine Reaktion gezeigt haben.“
Mit Blick auf die Tabelle, in der sich sein Team zumindest vorübergehend auf Rang acht verbessert hat, betonte Hoeneß: „Wir haben uns für den Anschluss nach oben entschieden.“ Da gehört die TSG nach Ansicht von Mäzen Dietmar Hopp auch hin. Der Milliardär hatte kürzlich kund getan, dass er die TSG „dauerhaft“ auf Europacupplätzen erwarte. „Da wollen wir wieder hin, ohne das als Muss sofort und jetzt auszurufen“, erklärte Sportchef Alexander Rosen im DAZN-Interview. Mit dem inzwischen bei den Bayern arbeitenden Starcoach Julian Nagelsmann hatte er bei der TSG schon Champions-League-Spiele erlebt, unter Hoeneß gab es vergangene Runde zumindest noch Europa-League-Partien.
Für Hoeneß war es jedenfalls „ein sehr runder Abend. Grundsätzlich ist das genau das, was wir auf den Platz bringen müssen.“ Unter seinen Spielern gab es viele, die in der Kabine Grund hatten, die Musik aufzudrehen: Ihlas Bebou wegen seines Doppelpacks (31./49. Minute) eine Woche nach der Geburt seines Sohnes Zayn: „Meine Tore widme ich ihm.“ Die weiteren Torschützen Christoph Baumgartner (51.), Dennis Geiger (74.) sowie Stefan Posch (87.) nach seinem ersten Liga-Treffer überhaupt natürlich auch. Und der kroatische WM-Zweite Andrej Kramaric als Vorbereiter zweier Treffer und unermüdlicher Wirbelwind. So wollte Hoeneß seinen Stürmer auch „ganz besonders hervorheben - eine super Leistung heute“. Mit insgesamt sechs Torvorlagen setzte sich Kramaric an die Spitze der Topscorer.
Fast hätten die Hoffenheimer auch noch ihren höchsten Bundesliga-Sieg eingestellt: Das war ein 6:0 am 31. März 2018 - gegen Köln. Für die Rheinländer war es die siebte Niederlage hintereinander gegen die TSG. Zugleich endete für das Team von Trainer Steffen Baumgart vor 14 309 Zuschauern eine Serie von fünf ungeschlagenen Partien.
„Die Hoffenheimer haben uns heute vorgeführt. Wir haben richtig auf den Sack bekommen“, sagte FC-Torwart Timo Horn. Ausfälle wie die von Kapitän Jonas Hector wollte Baumgart partout nicht als Grund anführen: „Damit fangen wir erst gar nicht an.“
Selbstkritisch sagte der zuletzt zum Fan-Liebling aufgestiegene Mann mit der Schiebermütze, dass das Trainerteam vielleicht auch schneller hätte reagieren und die Abwehr umstellen müssen. „Hoffenheim hat sehr, sehr viele Lösungen gehabt. Wir müssen daraus nicht nur lernen, sondern die richtigen Schlussfolgerungen ziehen. Das gilt nicht nur für die Jungs, sondern für uns als Trainerteam genauso“, sagte Baumgart.
© dpa-infocom, dpa:211015-99-614896/6