Mehr Attraktionen für den Backnanger Plattenwald?
Bei Freizeit und sonnigem Wetter zieht es viele Menschen aus Backnang und dem Umland in den Plattenwald. Pläne für eine weitergehende touristische Erschließung und Aufwertung des Naherholungsgebiets werden regelmäßig diskutiert, stoßen vor Ort aber auf gemischtes Echo.
Von Kai Wieland
Backnang. Knirschender Kies, schwanzwedelnde Hunde, Kinderwagen und Lastenräder Reifen an Reifen – bei frühsommerlichen Temperaturen und weitgehend blauem Himmel nimmt der Freizeitbetrieb im Backnanger Plattenwald wieder volle Fahrt auf.
Vor 50 Jahren wurde der Wald offiziell als Erholungsgebiet eingeweiht, seitdem hat er sich zum wohl beliebtesten Freizeitziel der Backnanger für einen ausgiebigen Spaziergang, eine morgendliche Jogging- oder Radelrunde oder ein Stündchen mit dem Nachwuchs auf dem Waldspielplatz entwickelt. Die Frage, ob aber das touristische Potenzial des Naturareals mit diesem Angebot erschöpft ist, wurde von verschiedenen Seiten immer wieder aufgeworfen und diskutiert.
Während einigen Angeboten, etwa dem Waldspielplatz oder dem Trimm-dich-Pfad, eine Modernisierung guttun würde, sind andere, darunter die familienfreundlichen Mountainbike-Trails „Hugo“ und „Fix und Foxy“, noch nagelneu oder gar im Entstehen begriffen. Letzteres gilt insbesondere für die Kugelbahn in der Nähe des Wildgeheges, von welcher vorläufig nur ein erstes Teilstück von etwa 15 Metern Länge errichtet wurde.
Die Ideen reichen allerdings noch weiter. So brachte Tobias Großmann, Leiter des Stadtplanungsamts, im vergangenen Jahr einen Dirt Trail für Biker und eine Boulder- oder eine Minigolfanlage auf dem derzeit brachliegenden Areal neben dem Waldheim ins Spiel.
Die Vorstöße, den Plattenwald touristisch stärker zu erschließen, treffen allerdings nicht nur auf Gegenliebe. Immerhin handelt es sich nicht nur um ein Naherholungsgebiet, sondern auch um einen Naturraum mit Schutzgebieten und Biotopen, zudem ist der Plattenwald Teil des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald. Verschiedene Interessengruppen von der Stadt und den Vereinen über die Erholungsuchenden bis hin zu den Jägern und Naturschützern müssen immer wieder Kompromisse finden und dabei zwischen den naturräumlichen und den touristischen Ansprüchen des Plattenwalds vermitteln.
Nicht alle Angebote stoßen auf Interesse
Dessen ist sich auch Bastian Burr, Leiter der Sparte Mountainbike im Skiklub Backnang, bewusst. Gemeinsam mit seiner Tochter bessert er ein Teilstück von „Hugos Family-Trail“ mit Kies aus, da die Feuchtigkeit dieses zuletzt unpassierbar gemacht hatte. „Aktuell haben wir nur diese beiden Trails im Plattenwald. Es gibt Überlegungen zu einer dritten Strecke, aber wir konzentrieren uns gerade auf einen anderen Trail und es sind ja auch immer viele Interessen zu berücksichtigen“, erklärt er. Mit den beiden bestehenden Trails sei man jedoch sehr glücklich, zumal sie rege in Anspruch genommen würden. „Allein heute kamen schon vier oder fünf Familien vorbei und auch für unsere Kurse ist die Lage mit der Nähe zum Parkplatz am Waldfriedhof ideal.“ Zwar seien die Trails vor allem für Kinder interessant, allerdings gebe es durchaus auch anspruchsvolle Passagen. „Wenn man sie entsprechend fährt, hat man schon Puls“, sagt Burr. „Viele Mountainbiker nutzen sie als Warm-up und Zubringer zu anderen Mountainbikestrecken.“
Eine Idee hinter den Trails ist die Entflechtung der unterschiedlichen Wegnutzungen, denn neben Mountainbikern sind auch Spaziergänger, Hundehalter, Jogger, Rollstuhlfahrer und Familien mit Kinderwagen im Plattenwald unterwegs. Die meisten von ihnen suchen Ruhe, Bewegung oder ein Naturerlebnis, kaum jemand scheint hingegen gezielt die Stationen des Trimm-dich-Pfads abzuwandern. Am Walderlebnispfad andererseits sieht man durchaus Kids aktiv werden. An Station zwölf stellen ein Mann und seine beiden Kinder die Räder ab und klettern unter begeisterten Rufen in die Boxen, an deren Innenseite Infos zur Natur vermittelt werden. Auch beim „Tierweitsprung“ an Station zehn verraten kleine Schuhabdrücke in der Sandgrube, dass sich nicht wenige Kinder bereits mit Spitzmaus und Co. gemessen haben.
Die Beschilderung ist ausbaufähig
Die bereits erwähnte Kugelbahn beim Wildgehege vermag noch keine Massen zu mobilisieren, weckt aber Interesse. Die meisten Passanten nehmen das Holzkonstrukt näher in Augenschein, einige suchen auch gezielt danach – allerdings nicht immer mit Erfolg. „Auswärtige kommen mit der Streckenbeschilderung im Plattenwald nicht klar“, hatte Stadtrat Rolf Hettich bereits im vergangenen Frühjahr bemängelt und daran hat sich bislang offenbar wenig geändert. Viel hilft nicht immer viel, das bestätigt sich mal wieder am Parkplatz beim Waldheim, wo man die Bäume vor lauter Schilderwald kaum sieht. Und dennoch: Wer zur Kugelbahn oder zu der neuen Calisthenics-Anlage beim Waldspielplatz möchte, muss wissen, wo sich diese befinden, denn auf der Übersichtskarte sind sie nicht markiert. Das bemängeln auch Sabine Keppler und Markus Gehm, die mit den Fahrrädern vor den Schildern stehen. „Wir wollten mal schauen, ob sie fertig ist, damit wir die Kinder nicht umsonst herbringen“, sagt Markus Gehm. „Da hätte uns eine bessere Beschilderung jetzt schon geholfen“, ergänzt Sabine Keppler.
Anders als bei der Kugelbahn ist von einem Minigolfplatz beim Waldheim noch nichts zu sehen. Stattdessen hängen die zerrissenen Netze der Fußballtore ins knietiefe Gelb der Butterblumen. Hier stellt sich das Problem, dass das Grundstück dem Land Baden-Württemberg gehört, die Stadt ihre Ideen also nicht eigenmächtig umsetzen kann.
Aber werden weitere touristische Angebote überhaupt gewünscht? „Ich habe gemischte Gefühle“, verrät eine Gassigeherin aus Oppenweiler, die sich auf einer Bank am Wildgehege niedergelassen hat. Einerseits finde sie es wichtig, dass zum Beispiel Familien mit Kindern, die in Wohnungen ohne Garten lebten, entsprechende Angebote hätten. „Ich mag hier aber auch die Ruhe und brauche eigentlich nicht mehr Trubel.“ Sie selbst vermisse nur einige zusätzliche Sitzgelegenheiten am Wegesrand.
Kaum offene Wünsche am Waldspielplatz
Hoffnungslos überlaufen ist schon früh am Tag der Parkplatz am Waldspielplatz und auch am Waldheim füllen sich am frühen Nachmittag die Stellplätze. Anders sieht es am Waldfriedhof aus, wo die Parksituation entspannt bleibt.
Der Spielplatz ist ein Hauptanziehungspunkt. Auf der gemähten Fläche reiht sich Picknickdecke an Picknickdecke. Es wird viel gegrillt, die Spielanlagen sind überwiegend gut besetzt und auf dem Fußball- und dem Basketballfeld sind Jugendliche aktiv. Lediglich die Tischtennisplatten werden als Ablageflächen zweckentfremdet.
„Wir kommen etwa viermal im Jahr her, vor allem wegen der Spielgeräte und um im Sommer zu grillen“, erzählt Halil Soytürk aus Weissach im Tal, der es sich mit seiner Frau Meral und den beiden Kindern auf einer Decke gemütlich gemacht hat. „Die Anlage wird auch sehr gut in Schuss gehalten, trotz der vielen Besucher ist mir nichts aufgefallen, was nicht in Ordnung wäre.“ Auch zum Tiergehege gehe die Familie regelmäßig. Dennis Schwab aus Leutenbach stimmt dem zu, während er seine Tochter auf der Schaukel anschubst. „Es ist ein großer Spielplatz mit viel freier Fläche, das ist für Familien sehr angenehm“, sagt er. „Eventuell wären ein paar weitere Sitzgelegenheiten von Vorteil, ansonsten ist alles super.“