Mehr Flexibilität mit Kitacontaineranlage
Großerlacher Gemeinderat votiert für die Aufstellung von Containern, um zeitnah mehr Kinderbetreuungsplätze zu schaffen. Der Waldkindergarten soll ab Juni in Betrieb gehen, allerdings aus Platzgründen nur mit einer Kleingruppe.

Es wird eng in den Kindertageseinrichtungen der Gemeinde Großerlach. Kita-Container sollen einige Jahre mit sehr hohen Kinderzahlen überbrücken.Foto: Archiv
Von Elisabeth Klaper
Großerlach. Die Kinderbetreuung ist für die Gemeinde Großerlach eine Herausforderung, denn „seit zwei Jahren sind die Kinderzahlen durch die Decke gegangen“, verdeutlichte Hauptamtsleiter Steffen Barth in der jüngsten Gemeinderatssitzung. „Für das laufende Kindergartenjahr 2021/22 reichen die Plätze noch, aber für 2022/23 bringen wir die zu betreuenden Kinder in den bestehenden Einrichtungen nicht unter.“ Daher müsse man schnellstmöglich ab September zusätzliche Kapazitäten schaffen und eine zusätzliche Gruppe für über Dreijährige mit verlängerten Öffnungszeiten einrichten.
Dazu habe man verschiedene Möglichkeiten wie eine Erweiterung des Kinderhauses Großerlach sowie einen Um- oder Neubau des Lehrerwohngebäudes geprüft. Doch gibt es dafür zurzeit kein Fachförderprogramm und erst Anfang 2023 könnten Mittel aus dem Ausgleichsstock beantragt werden. Da Planung, Ausschreibung, Abbruch und Neubau Zeit brauchen, stünden zusätzliche Kapazitäten erst Ende 2023 zur Verfügung: Das würde zu lange dauern. Als kurzfristige Lösung schlug die Gemeindeverwaltung vor, eine sogenannte Kitacontaineranlage anzumieten und aufzustellen: So könnten ab Sommer 2022 ausreichend Betreuungsplätze geschaffen werden.
Monatliche Mietkosten bis 3000 Euro
Benötigt wird dafür eine große, möglichst ebene Fläche mit Anschlussmöglichkeiten für Wasser und Abwasser, Strom und Telefon/Internet, die monatlichen Mietkosten betragen 2000 bis 3000 Euro. Die Gemeindeverwaltung untersuchte bereits geeignete Standorte auf gemeindeeigenen Flächen und befand die Wiese zwischen Schule und Lehrerwohngebäude als am geeignetsten, auch wegen nahe gelegenen Spielräumen. Zudem sei so die Anschlussnutzung der Container zur Entwicklung des Grundschulstandorts möglich, da zwei Räume sich als Klassenzimmer eignen.
Damit habe man „gewisse flexible Möglichkeiten, und parallel sollten Baumaßnahmen möglich sein“, verdeutlichte Bürgermeister Christoph Jäger. Denn es gelte die Auswirkungen des ab 2025 geltenden Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung für Schulkinder zu berücksichtigen. Dafür werde die aktuelle flexible Nachmittagsbetreuung mit geringen Anpassungen möglich und ausreichend sein. Doch da man erwartet, dass mehr Kinder angemeldet werden, sei zu prüfen, ob die vorhandenen Räume in Schulgebäude und Gemeindehalle noch ausreichen, hier findet die Essensausgabe statt. In einem Neubau könnte man die Ganztagsbetreuung der Kindergarten- und Grundschulkinder unterbringen.
Über den Standort waren sich Räte und Verwaltung einig. Markus Zick (Unabhängige Wählerliste), Rainer Dietrich, Hans Wohlfarth und Andreas Haag (Freie Wählervereinigung) plädierten dafür, die Container zu kaufen statt zu mieten. Auf Nachfragen, ob die Dorfgemeinschaftshäuser in Liemersbach oder in Neufürstenhütte als Übergangskindergarten genutzt werden könnten, stellte der Hauptamtsleiter klar: In beide Gebäude müssten kindgerechte Toiletten eingebaut werden. „Wir werden untersuchen, ob wir die Kitacontaineranlage mieten oder kaufen, konkrete Angebote einholen und dem Gemeinderat vorlegen“, sagte der Rathauschef zu, worauf das Gemeindeparlament unisono dafür votierte.
Waldkindergarten soll im Juni starten
Anschließend informierte Hauptamtsleiter Barth über den aktuellen Stand des Waldkindergartens: Zurzeit erstelle man die Unterlagen fürs Antragsverfahren und die Betriebserlaubnis in Abstimmung mit der künftigen Leitung. Mit dem Forstamt stimme man die Nutzungsvereinbarung für die Schutzhütte und das Waldgrundstück ab. Die laufenden Renovierungsarbeiten an der Schutzhütte sollen im April abgeschlossen sein. Die Gemeindeverwaltung hat sich für eine Komposttoilette entschieden, die Kosten betragen rund 2500 Euro, diese gelte es zeitnah zu bestellen. Baldmöglichst soll ein Vor-Ort-Termin mit dem Kommunalverband Jugend und Soziales folgen, der für die Erteilung der Betriebserlaubnis zuständig ist. Geplant ist, dass der Betrieb im Waldkindergarten zum 1. Juni starten kann. Wegen der bescheidenen Größe der Schutzhütte werde die Betriebserlaubnis indes nur für eine Kleingruppe erteilt werden.
Da eine Flexibilität bei der Gruppengröße vorteilhaft wäre, prüfe man, ob und wie eine Erweiterung der Kapazität für eine größere Gruppe möglich ist, zum Beispiel durch die Ergänzung mit einem Kindergartenbauwagen oder Ähnlichem. Die erforderlichen Stellenausschreibungen erfolgen in Kürze, im März sollen die Eltern auf der Vormerkliste informiert werden und die Möglichkeit bekommen, ihre Kinder verbindlich anzumelden. Abschließend schlug die Gemeindeverwaltung verschiedene Namen für den Waldkindergarten vor. Das Gremium votierte für „Knickenhöfle“ nach zwei Wochenendhäuschen im Bereich des vorgesehenen Waldstücks „Knickenwald“ östlich von Neufürstenhütte.
Kinderzahlen Zurzeit wohnen 120 Kinder der Jahrgänge 2017 bis 2021 in der Gemeinde. Es gab einen außerordentlichen Zuwachs, da die Jahrgänge 2019 bis 2021 unerwartet geburtenstark waren, hinzu kamen 20 Kinder zwischen zwei und fünf Jahren durch Zuzüge, wobei das Baugebiet Schwalbenflug IV noch nicht berücksichtigt ist. Nach aktuellem Kenntnisstand werden von dort bis zum Sommer 2023 nochmals 13 Kinder hinzukommen. Somit ergibt sich eine Gesamtsumme von 154 Kindern der Geburtsjahre 2016 bis 2021, laut Hauptamtsleiter Barth zwei Drittel mehr als bei der Bedarfsplanung, da waren es nur 93.
Einrichtungen Derzeit gibt es in der Gemeinde zwei Betreuungseinrichtungen mit vier Gruppen. Zum 1. März 2022 werden insgesamt 70 Kinder betreut, teils mit Platzsharing.
Kinderhaus Bis zum Sommer wechseln noch vier Kinder aus der Krippengruppe in die anderen beiden Gruppen im Kinderhaus. Für dieses liegen Anmeldungen zur Aufnahme von neun Kindern vor. Bis zum Sommer sind dann noch weitere sieben Kinder angemeldet.
Betreuungsplätze Für unter Dreijährige stehen bis zu 16 Betreuungsplätze zur Verfügung, für über Dreijährige bis zu 69 Plätze, durch den Waldkindergarten kommen weitere zehn Plätze hinzu.