Mehr Geld für internationale Schulen

ExklusivKultusministerin schlägt transparentes Fördermodell vor – Eine Million Euro mehr nötig

Stuttgart Für weltweit agierende Unternehmen in Baden-Württemberg sind internationale Schulen ein wichtiges Argument, wenn sie ausländische Fachkräfte für einen gewissen Zeitraum anwerben wollen. Das Land bezuschusst die vier Einrichtungen im Südwesten – bislang jedoch ohne klare Kriterien. Weil dies immer wieder kritisiert wurde und Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) nicht mehr zuständig sein will, regelt Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) die Förderung jetzt neu. Die internationalen Schulen seien „ein existenzieller Standortfaktor für internationale Unternehmen“ in Baden-Württemberg, sagte Eisenmann unserer Zeitung. Ihr sei es deshalb wichtig, diese auch künftig zu unterstützen – „und zwar durch ein transparentes und tragfähiges Fördermodell“.

In einem Schreiben an Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), das unserer Zeitung vorliegt, erläutert Eisenmann ihren Vorschlag. Demnach sollen von 2020 an alle internationalen Schulen im Südwesten 50 000 Euro als Sockelbetrag sowie 1400 Euro pro Schüler der Klassen eins bis zwölf erhalten. Unterm Strich rechnet Eisenmann mit Kosten von rund 4,5 Millionen Euro pro Jahr. Das ist rund eine Million Euro mehr im Vergleich zum bisherigen Förder-Wirrwarr.

An den internationalen Schulen können Heranwachsende das International Baccalaureate Diploma (IB) machen. Dies ist ein Abschluss, der international anerkannt ist und in den meisten Ländern – wie das Abitur – zu einem Hochschulstudium berechtigt.

Weil aber keine deutschen Schulabschlüsse angeboten werden, gelten internationale Schulen als sogenannte Ergänzungsschulen. Staatliche Zuschüsse sind freiwillig. Derzeit bezuschusst das Land die vier internationalen Schulen in Baden-Württemberg mit insgesamt 3,65 Millionen Euro pro Jahr – als eine Art der Wirtschaftsförderung. Das Wirtschaftsministerium unterstützt das UWC Robert Bosch College in Freiburg mit 2,5 Millionen Euro und die International School Stuttgart mit 850 000 Euro. Die Regierungsfraktionen haben zudem vereinbart, die beiden anderen internationalen Schulen in Heidelberg und Salem mit insgesamt 300 000 Euro zu unterstützen.

Legte man dem neuen Modell von Eisenmann die aktuellen Schülerzahlen (rund 1300) zugrunde, bekäme die International School Stuttgart künftig 1,1 Millionen Euro, die Heidelberg International School 400 000 Euro, das UWC Robert Bosch College in Freiburg 340 000 Euro und die Schule Schloss Salem 183 000 Euro. Für das Robert Bosch College gibt es zusätzlich knapp 2,2 Millionen Euro pro Jahr. Es gehört nämlich dem weltweiten Netzwerk der United World Colleges (UWC) an und verfolgt eine besondere Philosophie der Völkerverständigung und des interkulturellen Austauschs. Unter den Schülern aus mehr als 90 Ländern sind viele Stipendiaten, die aus ­armen Familien stammen. Durch den Extra­zuschuss soll der Schule auch in Zukunft kein finanzieller Nachteil im Vergleich zur bisherigen Fördersumme entstehen.

Der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU im Landtag, Claus Paal, lobte das erarbeitete Modell. Die Kultusministerin habe einen sehr guten Vorschlag vorgelegt, den er als „den idealen Weg“ ansehe, sagte Paal. Auch von den internationalen Schulen selbst höre er, dass diese damit sehr zufrieden seien. Auch die Fachpolitiker der Grünen unterstützen den Vorschlag.

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Erstellt:
18. Februar 2019, 03:04 Uhr

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