Kann KI den Gerichten helfen?

Mehr Klagen von Fluggästen gegen Airlines

Fällt der Flug aus oder verspätet sich der Abflug, können Passagiere Entschädigung fordern. Viele Fälle landen vor Gericht. Kann KI den Gerichten helfen?

Die Zahl der Klagen von Fluggästen gegen Airlines sind stark angestiegen.

© dpa/Thomas Banneyer

Die Zahl der Klagen von Fluggästen gegen Airlines sind stark angestiegen.

Von red/dpa

Bei den Gerichten an Standorten mit größeren deutschen Flughäfen sind so viele Klagen gegen Airlines wie noch nie gelandet. In Baden-Württemberg ist das Amtsgericht Nürtingen für den Flughafen Stuttgart zuständig. 2024 wurden dort 3.881 Klagen gezählt. In Bühl mit Zuständigkeit für den Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden 1.584. 

Nach Angaben des Deutschen Richterbundes waren es bei allen Amtsgerichten mit Zuständigkeit für einen größeren Flughafen im vergangenen Jahr rund 131.000 - etwa 6.000 mehr als im Vorjahr. Die Kunden verlangen meist Entschädigungen für ausgefallene oder verspätete Flüge, teils geht es auch um Fälle zu Reiseverträgen. 

Auf die Klagen reagierte das baden-württembergische Justizministerium mit einer Aufstockung des Personals. Um die Bearbeitung der Verfahren weiterhin in angemessener Zeit zu gewährleisten, wurden das Amtsgericht Nürtingen zum Jahreswechsel mit zwei Richtern verstärkt. Am Amtsgericht Bühl ist bereits seit Dezember 2024 eine weitere Richterin eingesetzt. Landesjustizministerin Marion Gentges (CDU) setzt zugleich auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Besonders im Bereich der Fluggastklagen könnte KI in Zukunft dabei helfen, Verfahren schneller und effizienter abzuwickeln, sagte ein Sprecher. 

Gentges sagte, unter der Federführung des Landes werde derzeit eine bundesweite KI-Strategie für die Justiz entwickelt, die in den nächsten Monaten verabschiedet werden soll und neue Maßstäbe setzen werde. 

Amtsgericht Köln mit knapp 41.300 Verfahren an der Spitze

Mit knapp 41.300 Verfahren gab es 2024 beim Amtsgericht Köln mit Abstand das höchste Aufkommen, wie eine Umfrage der „Deutschen Richterzeitung“ bei den Amtsgerichten an den 20 größten Flughafenstandorten ergab, auf die sich der Richterbund bezog. Das seien im Vergleich zum Vorjahr 11 Prozent mehr. In der Domstadt mit dem Flughafen Köln-Bonn hat auch Europas größter Luftverkehrskonzern, die Lufthansa, ihren juristischen Firmensitz. 

Es folgen das Amtsgericht Frankfurt/Main mit rund 16.000 Fällen (2023: etwa 15.000) und das für den Hauptstadtflughafen BER zuständige Amtsgericht Königs Wusterhausen mit knapp 15.500 (2023: knapp 14.000). 

Fluggäste oder Portale haben nach Justizangaben die Wahl, ob sie am Sitz der Gesellschaft oder am Abflugort vor Gericht ziehen. Bei den Gerichten vermutet man einen Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Beschwerden und einer neuen Reiselust nach der Corona-Pandemie.

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Erstellt:
31. Januar 2025, 06:52 Uhr

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