Baden-Württemberg
Mehr Patienten in Klinik nach Schließung von Notfallpraxis
Die Kassenärztliche Vereinigung will in diesem Jahr 18 Notfallpraxen im Südwesten schließen. Schon zuvor war das Netz ausgedünnt worden. Die SPD hat die Auswirkungen an einem Standort erfragt.
Von red/dpa
Durch die geplante Schließung mehrerer Notfallpraxen in Baden-Württemberg werden aus Sicht der SPD im Landtag umliegende Notaufnahmen deutlich stärker belastet. „Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg schränkt ihre Angebote zulasten der Krankenhäuser und der Rettungsdienste ein“, sagte der SPD-Gesundheitsexperte Florian Wahl der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart.
Wahl bezieht sich auf die Antwort der Landesregierung auf eine Landtagsanfrage, in der die SPD-Fraktion die Auswirkungen der Schließung der Notfallpraxis in Buchen im Neckar-Odenwald-Kreis abgefragt hatte. Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) hatte den Standort nach einem Gerichtsurteil im Oktober 2023 zunächst vorläufig und dann im März 2024 dauerhaft geschlossen.
Das hatte offenbar deutliche Auswirkungen auf die Zahl der Patienten in der Notaufnahme. Wie aus der Antwort der Landesregierung auf die SPD-Anfrage hervorgeht, wurden im Zeitraum von November 2023 bis März 2024 in der Notaufnahme des örtlichen Krankenhauses an Samstagen und Sonntagen deutlich mehr Patienten behandelt als im Vorjahreszeitraum, also vor der Schließung der Notfallpraxis. Demnach wurden in der Notaufnahme von November 2022 bis März 2023 samstags und sonntags insgesamt 1.072 Patientinnen und Patienten behandelt, im gleichen Zeitraum des Folgejahres waren es 1.361. Das ist ein Anstieg um knapp 27 Prozent.
18 Standorte in Baden-Württemberg sollen geschlossen werden
„Ich erwarte ähnliche Zahlen, wenn die Kassenärztliche Vereinigung in diesem Jahr die Notfallpraxen in Eberbach, Ellwangen, Herrenberg, Kirchheim/Teck, Müllheim, Nagold, Neuenbürg, Oberndorf, Schwetzingen, Tettnang und Wolfach, wo auch Krankenhausstandorte sind, schließt“, sagte SPD-Politiker Wahl. Die KVBW hatte bei der Vorstellung ihrer Schließungspläne betont, dass diese nicht zulasten anderer Einrichtungen im Gesundheitswesen gingen. Das sei für ihn nun widerlegt, sagte Wahl.
Die KVBW hatte im Oktober offiziell angekündigt, 18 Standorte in Baden-Württemberg schließen zu wollen. Als Grund für die Schließungen hatte die Kassenärztliche Vereinigung den Ärztemangel genannt. Acht Praxen hatte die KVBW bereits im Laufe des vergangenen Jahres dauerhaft geschlossen. Auch die Auswirkungen an diesen Standorten hat die SPD-Fraktion abgefragt, noch liegen nach Angaben der Fraktion aber keine Ergebnisse vor. Gegen die Schließungspläne hatte es massiven Protest gegeben.
Der ärztliche Bereitschaftsdienst in den Notfallpraxen hilft weiter, wenn der Hausarzt nicht geöffnet hat - etwa bei einer schweren Erkältung oder starken Bauchschmerzen.