Mehr Väter in Elternzeit bringen nur Vorteile

Noch sieht geteilte Elternschaft anders aus – jetzt sind Paare, Kollegen und Vorgesetzte gefragt

Eines gleich vorweg: Es tut sich immerhin ein bisschen was im Hinblick auf Väter und ihre Beteiligung an der Elternzeit. Die Zahl der Männer, die Elterngeld beantragen, steigt an. Während ein Jahr nach der Einführung etwa jeder fünfte Vater die staatliche Förderung bezog, ist es heute, mehr als zehn Jahre später, jeder dritte. Die Mehrheit von ihnen gibt an, sich immerhin mehr an der Kindererziehung zu beteiligen, als es einst die eigenen Väter taten. Das ist gut so. Nur, wenn überhaupt, dann beziehen die allermeisten Väter nur für genau die zwei Monate Elterngeld, die Minimum sind. Gerade mal zwei Prozent der Väter, die einen Antrag stellen, tun dies für zwölf oder mehr Monate. Mit gleichberechtigter Elternschaft hat das noch lange nichts zu tun.

Dabei würden viele Väter Umfragen zufolge eigentlich gerne mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen und länger in Elternzeit gehen. Bis zu 80 Prozent von ihnen wünschen sich das Umfragen zufolge. Gerade unter jungen Eltern fände eine Mehrheit es wünschenswert, dass sich beide Partner gleichermaßen in Beruf und Familie einbringen. Mit dem Elterngeld plus ist das seit 2015 eigentlich auch leichter machbar: Für Paare, die vier Monate lang gemeinsam Teilzeit arbeiten, gibt es zusätzlich Geld vom Staat. Doch tatsächlich verwirklicht wird so ein partnerschaftliches Modell nur von etwa 14 Prozent der Eltern, zeigt der jüngste Väterreport des Bundesfamilienministeriums.

Es hätte nur Vorteile, wenn mehr Väter in Elternzeit gehen: Diejenigen unter ihnen, die sich eine Auszeit für die Familie genommen haben, verbringen auch danach mehr Zeit mit den Kindern – und leisten sogar mehr Hausarbeit. Andere Erhebungen bestätigen: Väter, die mehr Zeit mit den Kindern verbringen, fühlen sich zufriedener und stressresistenter. Das ist nicht nur gut für die Kinder, sondern auch für die Mütter, weil sie einfacher in ihren Job zurückkehren können und so finanziell besser abgesichert sind. Letztlich profitieren auch die Unternehmen von zufriedeneren, produktiveren Mitarbeitern.

Trotzdem entscheiden sich zwei von drei Vätern dagegen. Zum einen ist da bei vielen Männern noch immer die Sorge, dass die Elternzeit berufliche Nachteile oder finanzielle Einbußen bringt. In anderen Fällen dringen die Mütter darauf, selbst eine längere Auszeit zu nehmen. Und dann wieder sind es schlicht ökonomische Gründe, weil die Männer oft mehr verdienen – und sich das Elterngeld nun mal am Einkommen bemisst. Diese Unterschiede sind tatsächlich groß: Während Frauen im Land vor der Geburt durchschnittlich etwa 1600 Euro monatlich verdienen, sind es bei Männern laut Landesfamilienministerium rund 2600 Euro netto.

Es muss sich also noch vieles ändern, damit beide Elternteile sich wirklich gleichberechtigt die Elternschaft teilen können. Zum einen ist es dabei an den Paaren selbst, teils unbewusst gelebte Rollenmuster aufzubrechen. Die Erfahrung derjenigen Väter, die ihr Recht auf Elternzeit genutzt haben, zeigt: Im Unternehmen läuft es trotzdem weiter. Es ist zweitens auch Aufgabe der Unternehmen im eigenen Interesse, eine entsprechende Unternehmenskultur aktiv zu fördern, in der Vorgesetzte oder Kollegen als gutes Beispiel vorangehen, wo flexible Arbeitszeitmodelle und Homeoffice Alltag werden. Und drittens muss sich an den Einkommens- und Karriereunterschieden zwischen Männern und Frauen etwas ändern. Nähern sich Gehälter und Arbeitszeiten einander an, stehen die Chancen deutlich besser, dass auch Kindererziehung und Elternzeit gleichberechtigt übernommen werden.

hanna.spanhel@stzn.de

Zum Artikel

Erstellt:
29. Januar 2019, 11:22 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen