Heftige Regenfälle und Überschwemmungen
Unwetter in Spanien fordern Todesopfer
Nach den heftigen Regenfällen in weiten Teilen Spaniens finden Rettungskräfte die ersten Leichen. Weitere Menschen werden noch vermisst. Besonders schlimm ist die Lage in beliebten Touristengebieten.
Von Michael Maier/dpa/AFP
Die schweren Unwetter in Spanien mit heftigen Regenfällen und Überschwemmungen haben mehrere Menschen das Leben gekostet. „Wir können bestätigen, dass Tote gefunden wurden“, sagte der Ministerpräsident der östlichen Autonomen Gemeinschaft Valencia, Carlos Mazón. Aus Rücksicht auf die Angehörigen würden zunächst keine genauen Opferzahlen bekanntgegeben. Nach einem Bericht der Zeitung „El País“ werden zudem in der südöstlichen Provinz Albacete sechs Menschen vermisst.
Medienberichten zufolge gelten die Unwetterwarnungen inzwischen für 10 der insgesamt 17 autonomen Gemeinschaften des Landes. Neben heftigen Regenfällen gab es auch Hagel und starke Windböen, wie der Wetterdienst Aemet mitteilte. Flüsse traten über die Ufer, vielerorts wurden Straßen, Häuser und Felder überschwemmt, Autos und Bäume von den Wassermassen mitgerissen. Betroffen waren insbesondere die bei Urlaubern beliebten und ans Mittelmeer grenzenden Regionen Andalusien, Murcia und Valencia. Auch Mallorca und die Nachbarinseln sind betroffen.
Unwetter von Mallorca bis Andalusien
Am Dienstag waren starke Regenfälle auf Ost- und Südspanien niedergegangen, hatten Straßen mit schlammigen Wassermassen geflutet und den Flug- sowie Zugverkehr beeinträchtigt. In in einigen Gegenden fiel nach spanischen Medienberichten an einem einzigen Tag mehr als die sonst in einem Monat übliche Niederschlagsmenge. Es handele sich um eine „noch nie dagewesene Situation“, hieß es.
In der Ortschaft Letur in der östlichen Provinz Albacete würden Einsatzkräfte die ganze Nacht über mit Drohnen nach sechs Vermissten suchen, sagte die Vertreterin der Zentralregierung in der Region Kastilien-La Mancha, Milagros Tolón, am Dienstag dem spanischen Rundfunk TVE. „Die Priorität ist, diese Menschen zu finden.“
In L’Alcudia in der östlichen Region Valencia suchte die Polizei unterdessen nach eigenen Angaben nach einem Lastwagenfahrer, der seit Dienstagnachmittag vermisst wird.
Unwetter-Krisenstab in Spanien
Die spanische Regierung in Madrid richtete einen Krisenstab ein, der am späten Dienstagabend erstmals zusammenkam, um über die Reaktion auf das Unwetter zu beraten. Madrid hat eine auf Rettungseinsätze spezialisierte Militäreinheit nach Valencia entsandt, um die örtlichen Dienste zu unterstützen.
„Ich verfolge mit Sorge die Berichte über vermisste Personen und die Schäden, die der Sturm in den letzten Stunden verursacht hat“, erklärte der spanische Regierungschef Pedro Sánchez im Onlinedienst X und rief die Bevölkerung auf, den Anweisungen der Behörden Folge zu leisten. „Seien Sie sehr vorsichtig und vermeiden Sie unnötige Fahrten.“
Unwetter stoppt Spanien-Flüge und AVE-Zug
Wegen der starken Regenfälle und Winde seien zwölf Flüge, die auf dem Flughafen Valencia landen sollten, in andere spanische Städte umgeleitet worden, erklärte der spanische Flughafenbetreiber Aena. Weitere zehn Starts und Landungen seien gestrichen worden.
Für Mittwoch seien der Schulunterricht sowie alle Sportveranstaltungen abgesagt worden, teilte das Rathaus von Valencia mit. Auch die Parks blieben geschlossen. Der nationale Bahnbetreiber ADIF erklärte, der gesamte Zugverkehr in der Region Valencia sei eingestellt, bis sich die Lage normalisiert habe. Zudem würden die AVE-Hochgeschwindigkeitszüge zwischen Madrid und der Stadt Valencia bis „mindestens“ 10.00 Uhr am Mittwoch gestrichen.
Unwetter-Regionen in Spanien
- Mallorca
- Ibiza
- Formentera
- Valencia
- Andalusien
- Murcia
Hubschrauber-Einsatz bei Unwetter in Spanien
In Alora in der südlichen Region Andalusien retteten Einsatzkräfte mit Hubschraubern Menschen aus Autos und Häusern, nachdem ein Fluss über die Ufer getreten war. In Andalusien entgleiste nach Angaben der Regionalregierung auch ein Hochgeschwindigkeitszug mit 276 Passagieren, verletzt wurde niemand.
Der staatliche Wetterdienst AEMET rief für die Region Valencia die Alarmstufe Rot und für Teile Andalusiens die zweithöchste Alarmstufe aus. In beiden Regionen waren mehrere Straßen wegen Überschwemmungen blockiert.
„Kalter Tropfen“ bringt Unwetter in Spanien
Die Regenfälle sollen mindestens bis Donnerstag anhalten. Auslöser des Unwetters war nach Angaben von Meteorologen kalte Luft, die über das warme Wasser des Mittelmeers zog und Regenwolken entstehen ließ. Das Phänomen ist auch als „Gota Fría“ (Kalter Tropfen) bekannt und tritt regelmäßig beim Übergang vom Sommer zum Herbst auf. Der wissenschaftliche Name ist „DANA“ (Depresión aislada en niveles altos, zu Deutsch „isoliertes Höhentief“).