Meilenstein für die Schlaganfallbehandlung im Rems-Murr-Kreis

Mit einer neuen biplanen Angiografie-Anlage am Rems-Murr-Klinikum Winnenden wird die Behandlung deutlich schneller und besser

Am Rems-Murr-Klinikum Winnenden geht die modernste Anlage in Betrieb, die es zur Diagnose und Behandlung von Schlaganfällen gibt. Beim Start dabei (von links.): Ulrich Kramer (Chefarzt Radiologie, Rems-Murr-Klinikum Winnenden), Ludwig Niehaus (Chefarzt Neurologie, Rems-Murr-Klinikum Winnenden), Richard Sigel (Landrat des Rems-Murr-Kreises), Hans Henkes (Ärztlicher Direktor Neuroradiologie, Klinikum Stuttgart), Philipp von Gottberg (Oberarzt Neuroradiologie, Klinikum Stuttgart), André Mertel (Geschäftsführer der Rems-Murr-Kliniken) und Claudia Bauer-Rabe (Klinikleiterin Rems-Murr-Klinikum Winnenden). © RMK

© Michael Fuchs Fotografie

Am Rems-Murr-Klinikum Winnenden geht die modernste Anlage in Betrieb, die es zur Diagnose und Behandlung von Schlaganfällen gibt. Beim Start dabei (von links.): Ulrich Kramer (Chefarzt Radiologie, Rems-Murr-Klinikum Winnenden), Ludwig Niehaus (Chefarzt Neurologie, Rems-Murr-Klinikum Winnenden), Richard Sigel (Landrat des Rems-Murr-Kreises), Hans Henkes (Ärztlicher Direktor Neuroradiologie, Klinikum Stuttgart), Philipp von Gottberg (Oberarzt Neuroradiologie, Klinikum Stuttgart), André Mertel (Geschäftsführer der Rems-Murr-Kliniken) und Claudia Bauer-Rabe (Klinikleiterin Rems-Murr-Klinikum Winnenden). © RMK

Winnenden. Das Gehirn hat Tag und Nacht kniffligste Aufgaben zu lösen und lässt sich dabei nicht so leicht in die Karten schauen. Mit modernster Bildgebung wird es für Ärzte einfacher, das Labyrinth der Nervenzellen und Blutgefäße zu durchdringen, um Störfälle im System zu entdecken: Am Rems-Murr-Klinikum Winnenden ging eine biplane Angiografie-Anlage in Betrieb, mit der die Ärzte das Innere von Gehirngefäßen künftig in 3D inspizieren können. Das hat zunächst einmal große Vorteile in der Ursachenforschung und Behandlung von Schlaganfällen: Wo liegt der Auslöser, wie wird sicher und schnell behandelt, wie hoch ist das Risiko für weitere Schlaganfälle?

Seit Mitte Februar werden in der neuen Angiografie-Anlage Patientinnen und Patienten untersucht, nun wurde das Gerät offiziell eingeweiht.. „Bei Schlaganfällen gilt: Je schneller wir die Schlaganfallpatienten vor Ort diagnostizieren und behandeln können, desto günstiger sind die Aussichten, dass sie wieder gesund in ihr normales Leben zurückfinden“, so Landrat Richard Sigel. „Deshalb ist es mir ein besonderes Anliegen, dass wir unsere als ‚regionales Schlaganfallzentrum‘ ausgezeichnete Klinik nun mit einem weiteren topmodernen Gerät komplettieren können.“ 1,8 Millionen Euro, die der Kreis und seine Kliniken in das Gerät und den Umbau der Räume investiert haben, seien „eine weitere, gute Wertanlage in die Qualität unserer Schlaganfallversorgung, nachdem wir erst Anfang des Jahres in den Kliniken gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz die Ausbildung von Schlaganfallhelfern als landesweites Pilotprojekt gestartet haben“.

Auch André Mertel, Geschäftsführer der Rems-Murr-Kliniken, freut sich gemeinsam mit den für die neue Anlage verantwortlichen Teams über den großen Fortschritt, den die biplane Angiografie in der Gesundheitsversorgung der Bürgerinnen und Bürger bringt. „Uns geht es nicht nur darum, dass wir unsere Hausaufgaben im Hier und Jetzt machen. Wir blicken mit der biplanen Angiografie auch weit voraus, denn sie bietet nicht nur bestmögliche Diagnostik, sondern ist ein weiterer Meilenstein in der zukunftsweisenden Therapie mit minimalinvasiven, hoch effizienten und schonenden Methoden.“

„Bei einer Angiografie spritzen wir ein Kontrastmittel ins Gefäß und können radiologisch erkennen, wie der Blutfluss sich verändert oder stockt. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir mit der Angiografie nicht nur diagnostizieren, sondern über einen Katheter auch direkt im Gefäß intervenieren, also behandeln können“, erklärt Ulrich Kramer, Chefarzt Radiologie in Winnenden. „Mit der neuen biplanen Angiografie können wir die Gefäße nun mittels einer zweiten Bildgebungs-Ebene sogar dreidimensional darstellen. Wir wissen also immer genau und sehen sofort, wo wir mit dem Katheter gerade im Gefäß unterwegs sind. Das bietet mehr Sicherheit und Schnelligkeit: Wir müssen weniger Bilder erzeugen, sparen somit ungefähr die Hälfte an Kontrastmittel, Strahlendosis und Zeit und sehen viel detaillierter und punktgenauer, was im Gefäß los ist.“ Von der Aussackung im Gefäß (Aneurysma) über das Identifizieren einer Blutungsquelle bis zur Verstopfung durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) können so alle Gefahren erkannt werden.

„Mit der biplanen Angiografie-Anlage und der interventionellen Neuroradiologie machen wir einen Riesenschritt nach vorne für die Schlaganfallversorgung im Rems-Murr-Kreis“, sagt Ludwig Niehaus, Chefarzt Neurologie. „Während wir beim Schlaganfall bisher das Gefäßgerinnsel nur mit Medikamenten auflösen konnten, können wir nun das verschlossene Gefäß auch über einen Katheter wiedereröffnen“, erläutert der Neurologe und Leiter des Schlaganfallzentrums.

„Der Vorteil für die Patientinnen und Patienten gerade bei Schlaganfällen ist, dass wir mit dieser modernen Diagnose- und Therapiemöglichkeit gerade bei den schweren Fällen nun Zeit und Transportwege sparen, weil wir sie sofort vor Ort behandeln und nicht in andere Kliniken verlegen müssen“, sagt Ludwig Niehaus.

Unterstützt wird das Winnender Team durch eine neue Kooperation mit der Neuroradiologie am Klinikum Stuttgart: Oberarzt Philipp von Gottberg aus dem Stuttgarter Team des Ärztlichen Direktors und Thrombektomie-Experten Prof. Hans Henkes bringt in Winnenden seine neuroradiologische Expertise ein, so dass auch komplexere Interventionen möglich sind. Denn die Inbetriebnahme der neuen Angiografie-Anlage in den Rems-Murr-Kliniken geht einher mit einer Kooperation mit dem Klinikum Stuttgart, dessen Neuroradiologie zu den führenden im deutschsprachigen Raum gehört und die Rems-Murr-Kliniken personell unterstützt. Der medizinische Vorstand des Klinikums Stuttgart, Prof. Jan Steffen Jürgensen ist überzeugt: „Diese Kooperation stärkt die wohnortnahe, schnelle und vor allem qualitativ hochwertige Erstversorgung von Schlaganfallpatienten. Dass Krankenhäuser zusammenarbeiten, um gemeinsam komplexere Krankheiten zu versorgen, ist ein Zukunftsmodell und eine gute Nachricht für die Versorgungssicherheit und -qualität in der Region.“ (pm)

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Erstellt:
28. Februar 2024, 15:22 Uhr

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