Berliner Mercedes-Werk stellt auf Elektro um
dpa Berlin. E-Motoren und Software statt Verbrenner: Das älteste produzierende Mercedes-Benz-Werk wird grundlegend umgekrempelt. Die Beschäftigten in Berlin hatten zeitweise ganz anderes befürchtet.
Mit einer grundlegenden Neuausrichtung sichert der Autobauer Daimler die Zukunft seines Berlins Werks. Der Konzern kündigte am Donnerstag an, am Standort im Ortsteil Marienfelde künftig Elektromotoren zu bauen und Software für seine Produktionsstätten weltweit zu entwickeln. „Damit können wir den Kolleginnen und Kollegen hier am Standort ein sehr gute Zukunftsperspektive bieten“, sagte Mercedes-Benz-Vorstandsmitglied Jörg Burzer.
Der Betriebsrat des Werks nannte das Ergebnis der einjährigen Verhandlungen „bombastisch“. Noch vor einem Jahr hatten Arbeitnehmervertreter den Wegfall der Hälfte der 2300 Arbeitsplätze befürchtet. Das Werk baut vor allem Komponenten und Motoren für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.
Künftig sollen leistungsstarke Elektromotoren für AMG-Modelle aus Marienfelde kommen. Daimler hatte dafür im Sommer den britischen Anbieter Yasa übernommen. Die Entwicklung der Motoren bleibt am Yasa-Standort in Oxford. Wann der Bau von Dieselmotoren in Marienfelde ausläuft, ließ das Unternehmen am Donnerstag offen.
Außerdem entsteht in Marienfelde das Kompetenzzentrum für Digitalisierung. „Damit wird Berlin wichtiger im globalen Produktionsverbund“, sagte Burzer. Insgesamt investiere das Unternehmen in den nächsten sechs Jahren einen niedrigen dreistelligem Millionenbetrag in das Werk im Ortsteil Marienfelde. Man wolle von der Berliner Start-up-Szene und Digitalkultur profitieren, hieß es.
Ob alle 2300 Arbeitsplätze erhalten bleiben, könne er jetzt noch nicht sagen, sagte Burzer. Er verwies aber auf die Beschäftigungssicherung, die Daimler bis 2030 mit der Arbeitnehmerseite vereinbart hatte.
Aus Sicht der Gewerkschaft sind auch zusätzliche Stellen möglich. „Dieses Verbrennerwerk wird komplett in die Zukunft transformiert“, sagte der Erste Bevollmächtigte für Berlin, Jan Otto, nachdem vor einem Jahr noch die Schließung beabsichtigt gewesen sei. Das sei auch ein klares Zeichen in Richtung Tesla. Der US-Autobauer zieht seine neue Fabrik im nahen Grünheide in Brandenburg hoch.
Betriebsratschef Michael Rahmel unterstrich: „Niemand wird seinen Arbeitsplatz verlieren, es sei denn, er geht freiwillig.“ Vereinbart sei ein Qualifizierungsprogramm. Ein neues Trainingszentrum soll nach Unternehmensangaben neue Schulungskonzepte etablieren. „Wir wollen nicht unbedingt neu einstellen, sondern die Menschen, die hier arbeiten, weiter qualifizieren“, sagte Burzer.
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