Telefonische Krankschreibung

Mercedes-Chef findet Krankmelden zu einfach – die AOK widerspricht

Ola Källenius stört sich an dem hohen Krankenstand in den deutschen Mercedes-Werken und fordert eine Reform des Systems der Krankheitsmeldungen. Die AOK sieht das jedoch kritisch.

Der Mercedes-Chef  kritisierte zuletzt das Verfahren für Krankschreibungen in Deutschland. (Collage StZN)

© dpa/Hannes P Albert; dpa/Bernd Weißbrod

Der Mercedes-Chef kritisierte zuletzt das Verfahren für Krankschreibungen in Deutschland. (Collage StZN)

Von Julia Hawener/epd

Die Zahl der Krankmeldungen in Deutschland steigt laut verschiedenen Studien an und hat demnach sogar einen Höchstwert erreicht. Anders als Mercedes-Chef Ola Källenius sieht die Krankenkasse AOK den Grund dafür jedoch nicht darin, dass es zu „einfach ist“, sich krankzumelden – etwa telefonisch.

Die Möglichkeit, sich per Telefon krankschreiben zu lassen, war 2020 in der Corona-Pandemie eingeführt worden und steht seitdem immer wieder in der Kritik. So behaupteten Arbeitgeberverbände etwa, die Regelung werde missbraucht. Ähnlich sieht es der Mercedes-Chef: „Es darf nicht so einfach sein, sich krankzumelden. Wer ungerechtfertigt krankmacht, verhält sich unsolidarisch“, sagte der Vorstandschef des Autobauers aus Stuttgart der „Süddeutschen Zeitung“.

Die Mercedes-Werke seien überall auf der Welt gleich, es gebe die gleichen Gesundheitsleistungen, die gleiche Arbeitsumgebung. „Und trotzdem ist der Krankenstand in Deutschland teils mehr als doppelt so hoch“, führte der Mercedes-Chef weiter aus und forderte eine Lösung für das Problem von der Politik.

Hohe Krankenstände liegen laut AOK nicht am System

Auch die AOK bemerke einen Anstieg des Krankenstands, sehe den Grund dafür aber nicht in einem verantwortungslosen Umgang der Patienten mit telefonischen Krankschreibungen. Dass sich die Menschen leichtfertig krankschreiben ließen, „diese gefühlte Wahrheit können wir nicht bestätigen“, sagte die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann.

Stattdessen gebe es für den hohen Krankenstand in Deutschland viele andere Gründe. Laut Reimann sind vor allem psychische Erkrankungen mit besonders langen Krankschreibungen sowie ein Anstieg der Atemwegserkrankungen die wesentlichen Treiber für hohe Krankenstände. Letzteres sei auch eine „Nachwirkung“ der Covid-19-Pandemie.

Telefonische Krankmeldungen sind aus Sicht der AOK also nicht kritisch zu beäugen – im Gegenteil: Sie können bei Infektionswellen die Arztpraxen entlasten und die Kontakte mit erkrankten Personen reduzieren, sagte die AOK-Chefin.

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Erstellt:
19. Dezember 2024, 11:24 Uhr
Aktualisiert:
19. Dezember 2024, 15:40 Uhr

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