Videodreh auf der Teststrecke
Mercedes-Chef Källenius geht auf Werbefahrt im neuen CLA
Ola Källenius präsentiert sich erneut als Testfahrer. Er steuert einen Prototypen des künftigen CLA durch die Kurven der Teststrecke in Immendingen. Das Auto soll einlösen, was Mercedes schon länger verspricht: einen neuen Maßstab für E-Autos zu setzen.
Von Matthias Schmidt
Die Scheinwerfer sind freigelegt, der Rest steckt noch im Tarnkleid. Mercedes arbeitet auf die Präsentation des neuen Einstiegsmodells CLA hin, und wie vor einem Jahr bei der elektrischen G-Klasse tritt Ola Källenius dabei per Video als Testfahrer und Werbefigur auf. Den Film hat die Marketingabteilung jetzt beim Internetportal Youtube hochgeladen, wo sich die Nutzer ein eigenes Bild von der Überzeugungskraft des Vorstandschefs machen können.
Im vergangenen Jahr jagte Källenius den elektrifizierten Geländewagen in der Nähe des Produktionswerks von Magna in Graz die Hänge des Hausbergs Schöckl hinauf. Jetzt flitzt er samt Moderatorin Sarah Harman durch die Kurven der Mercedes-Teststrecke in Immendingen. Sie zeigt sich, wie es ihr Job ist, schwer beeindruckt von Beschleunigung und Straßenlage, während der Chef besonders die Ruhe im Innenraum des Elektroautos hervorhebt.
Mercedes setzt alle Hoffnung in den CLA
Auf dem Auto ruht die Hoffnung des Konzerns, auf dem Elektromarkt endlich erfolgreicher mitzuspielen als bisher. Källenius spricht von nicht weniger als einer „neuen Ära bei Mercedes Benz“. „Unser Ziel ist es, in jedem Aspekt dessen, was Kundinnen und Kunden in diesem Segment von Mercedes erwarten können, neue Maßstäbe zu setzen“, sagt der Konzernchef. Im Sommer 2025 soll das kompakte Coupé auf den Markt kommen, zunächst als reiner Stromer – später dann auch mit elektrisch verstärktem Verbrennungs-Hybrid-Motor, der dann vom chinesischen Partner Geely geliefert wird.
Wie die Bilder zeigen, kommt das Auto dem 2023 auf der IAA in München präsentierten Konzeptfahrzeug in Design und Proportionen sehr nahe. Die Frontscheinwerfer aber weisen einen deutlichen Unterschied auf: Beim Concept Car fielen sie mit einer LED-Einheit in Sternform, die von einem Halbring umschlossen wird, besonders ins Auge. In der Serie bleibt davon nur der LED-Stern bestehen, die Scheinwerfer als Ganzes ähneln dagegen denjenigen der aktuellen Modelle von Mercedes. Ein Indiz, dass Mercedes die angestammte Kundschaft nicht mehr – wie bei den mäßig erfolgreichen elektrischen Limousinen EQE und EQS – mit allzu gewagten Designänderungen verschrecken will?
Betriebssystem MB.OS. von Mercedes erstmals komplett im Einsatz
Punkten soll der CLA vor allem mit technischen Höchstleistungen. Das Elektroauto mit Zweiganggetriebe soll mit zwölf Kilowattstunden auf 100 Kilometer auskommen. Dank 800-Volt-Bordnetz sollen 15 Minuten an der Ladesäule reichen, um 400 Kilometer Reichweite nachzuladen. Erstmals kommt zudem das von Mercedes selbst entwickelte Betriebssystem MB.OS. in voller Ausprägung zum Einsatz. Entertainment und Update-Fähigkeiten sollen damit auf ein neues Niveau gehoben werden, der Sprachassistent funktioniere dank KI-Unterstützung „wie ein persönlicher Butler“, so Källenius.
Ob es damit gelingt, Teslas Model 3 und auch chinesische Konkurrenten auszustechen, die weniger Geld verlangen, muss sich zeigen. Mindestens drei weitere Modelle sollen auf der gleichen Plattform in den nächsten Jahren gebaut werden: die Nachfolger der kompakten SUV GLA und GLB sowie ein Kombi („Shooting Brake“).