Nachgemachte Ersatzteile

Mercedes spürt 1,6 Millionen Fälschungen auf

Das Markenschutzteam des Stuttgarter Herstellers zieht Bilanz – und zeigt das Ausmaß der Produktpiraterie auf und wie lebensgefährlich das sein kann.

Das Auto mit den gefälschten Bremsbelägen (oben) hat laut Mercedes einen deutlich längeren Bremsweg.

© Mercedes-Benz

Das Auto mit den gefälschten Bremsbelägen (oben) hat laut Mercedes einen deutlich längeren Bremsweg.

Von Matthias Schmidt

Die hauseigene Fahndungstruppe bei Mercedes-Benz nennt sich Intellectual Property Enforcement Team und ihr Job ist es, Produktfälschern das Leben schwer zu machen. Jetzt hat das Markenschutzteam eine Bilanz fürs vergangene Jahr vorgelegt: 2023 wurden von den Behörden in weltweit 740 Razzien mehr als 1,6 Millionen gefälschte Ersatzteile sichergestellt. Die Zahl der Durchsuchungen stieg im Vergleich zum Vorjahr um knapp 20 Prozent, teilte das Unternehmen mit. Im Fokus stünden dabei vor allem sicherheitsrelevante Bauteile, die zum Teil zur Lebensgefahr werden können.

Viele Fake-Ersatzteile erfüllen nicht die Sicherheitsstandards

Die Fälscherindustrie weise die Strukturen von organisiertem Verbrechen auf, sagt Renata Jungo Brüngger, die für Integrität und Governance zuständige Mercedes-Vorständin. Die Fälscher nähmen „keine Rücksicht auf die Umwelt und stehen weder für fairen Lohn noch für Arbeitssicherheit. Qualitätskontrollen gibt es nicht“. Das Unternehmen werde weiter „mit allen rechtlichen Mitteln gegen diese hochkriminellen Strukturen vorgehen“.

Falsche Bremsbeläge führen zu längeren Bremswegen, Luftfilter aus Papier können schwere Unfälle verursachen, nachgemachte Felgen brechen nach Belastung schneller – mit diesen Beispielen begründet Mercedes-Benz den Einsatz gegen Piraten-Ersatzteile, die sich optisch oft kaum vom Original unterscheiden ließen. Wichtigster Handelsplatz für die zum Teil lebensgefährlichen Fälschungen sind Onlineplattformen. 2023 habe Mercedes 142 000 gefälschte Angebote löschen lassen. Verbraucher sollten besonders vorsichtig sein, wenn die Produkte viel billiger und die Anbieter von zweifelhafter Natur sind, rät Mercedes.

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Erstellt:
7. August 2024, 16:32 Uhr
Aktualisiert:
7. August 2024, 17:23 Uhr

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