Vorwurf der Vertuschung
Merkel reagiert auf Medienberichte über den BND und Corona
Altkanzlerin Angela Merkel reagiert gegenüber dem „Tagesspiegel“ auf Medienberichte, die nahelegen, dass ein Verdacht des Bundesnachrichtendienstes zum Ursprung des Coronavirus unter Verschluss gehalten wurde. Sie weist die Vorwürfe von sich.

© dpa/Michael Kappeler
Angela Merkel: Was wusste man im Kanzleramt über die Mutmaßungen des Bundesnachrichtendienstes?
Von Sascha Maier
Altkanzlerin Angela Merkel hat gegenüber dem „Tagesspiegel“ erstmals Stellung zu Recherchen der „Zeit“ und der „Süddeutschen Zeitung“ bezogen, wonach der Bundesnachrichtendienst (BND) Anzeichen dafür gesehen hat, dass der Ursprung des Coronavirus auf einen Laborunfall in China zurückgehe und das Bundeskanzleramt diese Informationen womöglich bewusst unter Verschluss gehalten habe. „Bundeskanzlerin a. D. Dr. Merkel weist den in Ihrer Frage formulierten Vorwurf ganz grundsätzlich zurück“, wird eine Sprecherin gegenüber der Zeitung zitiert. Merkel sehe sich demnach außer Stande, sich zu der Sache selbst zu äußern.
„Im Übrigen müssen wir auch Sie darauf hinweisen, dass Sie sich zur Beantwortung Ihrer Sachfragen an das Bundeskanzleramt wenden mögen, da amtliche Unterlagen aus der Amtszeit der Bundeskanzlerin a. D. im Bundeskanzleramt veraktet sind, nicht im Büro der Bundeskanzlerin a. D“, zitiert der „Tagesspiegel“ die Sprecherin weiter.
Den Recherchen von „Zeit“ und „Süddeutscher Zeitung“ zufolge hielt es der BND seit 2020 für wahrscheinlich, dass ein Laborunfall im chinesischen Wuhan die weltweite Corona-Pandemie ausgelöst hat. Grundlage der Bewertung des Auslandsgeheimdienstes waren demzufolge neben einer Analyse öffentlicher Daten vor allem Material, das im Rahmen einer nachrichtendienstlichen Operation mit dem Codenamen „Saaremaa“ beschafft wurde, wie die beiden Medien am Mittwoch berichteten.
BND-Einschätzung unter Verschluss gehalten?
Die Rolle des Bundeskanzleramts ist den Berichten zufolge besonders brisant. Den Auftrag, die Herkunft des neuartigen SARS-CoV-2-Virus zu untersuchen, habe demnach das Kanzleramt erteilt. Noch in der Regierungszeit von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) soll BND-Präsident Bruno Kahl persönlich das Kanzleramt über die nachrichtendienstliche Operation und die Bewertung des Dienstes unterrichtet haben. Das Kanzleramt habe aber entschieden, die Einschätzung unter Verschluss zu halten.
Diesem gemeinsamen Bericht von "Süddeutsche" und "Zeit" geht eine bemerkenswerte Rechercheleistung voraus, die mir großen Respekt abnötigt. Erschütternd ist für mich dabei das Bild, das höchste Repräsentanten dieses Landes in einer ihrer schwersten Krisen abgegeben haben. Die… https://t.co/lK0T4tXTe9 — Wolfgang Kubicki (@KubickiWo) March 12, 2025
Seit Bekanntwerden der neuen Vorwürfe fordern Politiker parteiübergreifend Aufklärung über den Sachverhalt. FDP-Vize Wolfgang Kubicki schrieb auf der Plattform X dazu: „Der deutsche Staat muss sich bei seinen Bürgerinnen und Bürgern entschuldigen, denn das Ausmaß der Vertuschung hat schwerste Vertrauensverluste in die demokratischen Institutionen zur Folge.“ Er fordert außerdem einen Untersuchungsausschuss. Auch der Grünen-Bundestagsabgeordnete Konstantin von Notz schrieb unter einen Screenshot des Artikels: „Ich würde sagen, da wird das Bundeskanzleramt viel zu erklären haben.“