Messebetrieb in Corona-Zeiten: Neues Konzept in Hannover
dpa Hannover. Die Viruskrise zwang die deutschen Messegesellschaften, etliche Veranstaltungen abzusagen - bis hin zur größten Industrieschau der Welt. Ein neues Regelwerk soll in Hannover nach dem Sommer wieder Ausstellungen ermöglichen. Ein Vorbild für andere Messestädte?
Ab September will die Deutsche Messe AG in Hannover mit neuen Corona-Sicherheitsstandards wieder Veranstaltungen möglich machen und so Risiken für Besucher und Aussteller minimieren.
Kern des Konzepts sind spezielle Abstands- und Hygieneregeln sowie eine Erfassung von Kontakten, wie das Unternehmen mitteilte.
Die Messegesellschaft musste unter anderem die weltgrößte Industrieschau Hannover Messe aufgrund der Ansteckungsgefahren in diesem Jahr absagen. Man sei zuversichtlich, dass mithilfe der neuen Regelungen im Herbst etwa wieder die Fachmessen Euroblech (27. bis 30. Oktober) und Eurotier (17. bis 20. November) auf dem Gelände in der niedersächsischen Landeshauptstadt stattfinden können, sagte Vorstandschef Jochen Köckler der Deutschen Presse-Agentur.
Der Entwurf, der bei der Landesregierung eingereicht wurde, nehme auch schon das Jahr 2021 in den Blick, hieß es. „Wir haben uns mit der Frage auseinandergesetzt: Wie können wir Messen in Corona-Zeiten angehen?“, sagte Köckler. Es gehe ebenso darum, für die absehbare Zeit nach der Pandemie einen robusten Plan zu haben.
Der nötige Mindest-Sicherheitsabstand von 1,5 Metern oder durchschnittlich einer Person auf 4 Quadratmetern soll durch die Steuerung aller Zugänge, Markierungen in Gängen und Hallen sowie nötigenfalls zusätzliches Servicepersonal gewährleistet werden. Wo solche Abstände nicht dauerhaft einzuhalten sind, ist eine einfache Mund-Nasen-Bedeckung vorgeschrieben.
Bei der Hygiene werden die bisher geltenden Desinfektions- und Reinigungsintervalle verkürzt, alle Gebäude sollen zudem stark belüftet werden. Standpartys und Shows sind untersagt. Für die Gastronomie gelten dieselben Regeln wie außerhalb des Messegeländes.
Zur möglichen Nachverfolgung im Fall eines Infektionsverdachts ist eine vorherige Online-Registrierung Pflicht. Bei den Ausstellern erstreckt sich dies ebenso auf längere Aufenthalte an einzelnen Ständen - die meisten Dokumentationen sollen digital möglich sein.
Bis Ende August sind Großveranstaltungen wie Messen verboten, danach soll das Geschäft für die stark von der Viruskrise getroffene Branche in Deutschland weitergehen. „Wir haben uns mit dem Thema genauso intensiv beschäftigt wie so mancher Bundesligist“, meinte Köckler.
Die Region Hannover als zuständige Infektionsschutzbehörde habe bereits erklärt, dass das Regelwerk für einen Messebetrieb ab Herbst prinzipiell geeignet sei. Regionspräsident Hauke Jagau (SPD) sagte: „Das Konzept könnte dem Land bei der Einschätzung hilfreich sein, ob und in welchem Umfang nach dem 31. August 2020 wieder Messen stattfinden können. Selbstverständlich steht alles immer unter dem Vorbehalt, wie sich das Pandemiegeschehen tatsächlich entwickelt.“