Metallindustrie fordert in der Corona-Krise Unterstützung
dpa/lsw Stuttgart. Nachfrageflaute, Umsatzeinbruch, Kurzarbeit: Die Metall- und Elektroindustrie glaubt nicht daran, dass die Konjunktur ohne Hilfe der Politik wieder anspringt. Die Gewerkschaft wittert einen Angriff auf die Rechte der Beschäftigten.
Die Metall- und Elektroindustrie ächzt immer stärker unter den Folgen der Coronavirus-Krise und fordert von der Politik ein umfassendes Programm zur Unterstützung der Unternehmen. „Der Konjunkturmotor springt nicht von alleine wieder an“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands Südwestmetall, Peer-Michael Dick, am Freitag in Stuttgart. Nötig seien unter anderem Kaufanreize, um die Konjunktur wieder in Schwung zu bringen - nicht nur für die Autoindustrie.
„Das alleine kann es nicht retten“, sagte Dick. „Da muss viel mehr passieren.“ Und schnell müsse es gehen, weil die Verbraucher ihre Kaufentscheidungen sonst zu lange aufschöben. „Wer jetzt noch lange zögert, wird eher Schaden anrichten als Nutzen“, warnte Dick.
Zudem müsse mehr getan werden, um die Zahlungsfähigkeit der Firmen zu erhalten, etwa durch Stundung von Sozialversicherungsbeiträgen und mehr Möglichkeiten zur Verrechnung von Verlusten oder zur Senkung von Kosten etwa für das aufgestockte Kurzarbeitergeld. Es dürfe auch keine weiteren „kostspieligen sozialen Wohltaten“ geben. Außerdem müssten mehr Menschen auf Corona getestet und Infektionen besser nachverfolgt werden.
Einer Südwestmetall-Umfrage zufolge sind mittlerweile knapp zwei Drittel der Betriebe in Kurzarbeit. Im Schnitt wird ein Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 20 Prozent erwartet. Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen geht davon aus, dass in absehbarer Zeit Kündigungen nötig werden könnten. Die Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg beschäftigt rund eine Million Menschen.
Die Landesregierung signalisierte Unterstützung: „Es ist mein klares Ziel, unsere mittelständische Struktur möglichst unbeschadet durch diese schwere Krise zu bringen“, sagte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU). Dabei müssten vor allem auch diejenigen Betriebe mit dringend benötigtem Eigenkapital versorgt werden, die keinen schnellen Zugang zu Krediten der KfW haben.
Die IG Metall sieht in den Forderungen hingegen „einen Angriff auf Arbeitnehmerrechte, Tarifverträge und die Mitbestimmung“. „Die Arbeitgeber wollen die Gunst der Stunde nutzen, um tarifpolitische Errungenschaften zurückzudrehen und die Beschäftigten die Zeche zahlen zu lassen“, kritisierte Bezirksleiter Roman Zitzelsberger. Dagegen werde man sich zur Wehr setzen.
Beide Seiten wollen sich laut IG Metall noch im Mai zu Gesprächen treffen, um über Auswege aus der Krise zu beraten. Die Verpflichtung zu solchen Gesprächen ist Teil des jüngsten Tarifabschlusses.