Schnellster Saurier der Urzeit

Microraptor – der Speedy Gonzales der Dinos

Eine in Südkorea entdeckte Microraptor-Spur lässt vermuten, dass der kleine Dinosaurier seine Flügel nutzte, um schneller zu laufen. Die Schwingen könnten ihm Auftrieb verschafft haben.

War dieser Microraptor-Verwandte wirklich fast 40 Kilometer pro Stunde schnell?

© Alex Boersma/PNAS/dpa

War dieser Microraptor-Verwandte wirklich fast 40 Kilometer pro Stunde schnell?

Von Markus Brauer/Stefan Parsch (dpa)

Kleine geflügelte Dinosaurier nutzten möglicherweise ihre Schwingen, um ihre Schrittlänge zu erhöhen. Dies lege die Spur eines Microraptors nahe, die in Südkorea gefunden wurde, berichten Wissenschaftler im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS).

Die Spur zeigt ein ungewöhnliches Verhältnis von Fußgröße (etwa ein Zentimeter) zu Schrittlänge (knapp 53 Zentimeter). Die Forscher vermuten deshalb, dass sich der kleine Dino mit Flügelschlägen Auftrieb verschaffte.

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Ein rasender Saurier

Die Gruppe um Alexander Dececchi von der Dakota State University und Michael Pittman von der Chinese University of Hong Kong ordnete die Spur dem Microraptor Dromaeosauriformipes rarus zu. Von diesem war bereits 2018 eine andere Fußspur in Südkorea beschrieben worden.

„Wir haben untersucht, ob diese Microraptoren-Fährten ausschließlich durch die Kraft der Hinterbeine erzeugt wurden oder ob zumindest teilweise auch durch die Vorderbeine erzeugte aerodynamische Kräfte beteiligt waren“, schreiben die Forscher.

 

 

Hüfthöhe von nur 4,75 Zentimetern

Sie verglichen das Schrittlängen-Fußlängen-Verhältnis mit dem von 2638 anderen bekannten Theropodenspuren und 508 Nicht-Theropoden-Spuren. Das Verhältnis von etwa 53 zu 1 war bei der untersuchten Spur mit Abstand am größten.

Die Wissenschaftler errechneten eine mögliche Geschwindigkeit von 37,8 Kilometern pro Stunde bei einer geschätzten Hüfthöhe von nur 4,75 Zentimetern. Bekannte Microraptor-Skelette haben eine Gesamtlänge von 47 bis 77 Zentimetern, von der Schnauze bis zur Schwanzspitze.

 

 

Relativ schneller als ein Gepard

Das Forscherteam berechnete die Froudezahl, die in diesem Fall das Verhältnis der Laufgeschwindigkeit zur Hüfthöhe angibt. Die Spur ergab eine Froudezahl von 238, deutlich höher als die eines Geparden (knapp 130) und eines Straußes (etwa 60).

Dececchi, Pittman und Kollegen vermuten, dass eine geringe Körpergröße eine wichtige Voraussetzung für die Flugfähigkeit war. „Dies deutet darauf hin, dass es bestimmte ‚Fenster‘ gab, in denen heranwachsenden gefiederten Dinosauriern Phasen der flügelunterstützten Fortbewegung, des Gleitens oder des Kraftflugs möglich waren“, schreiben sie. Dazu müssten jedoch wichtige Merkmale wie Gliedmaßenlänge und Muskelvolumen genau gepasst haben.

Nur drei Abdrücke von Microraptor gefunden

Die untersuchte Spur besteht lediglich aus drei Abdrücken: zwei vom rechten Fuß und dazwischen einer vom linken Fuß. Daher wollen die Forscher wollen keine definitive Aussage darüber treffen, welches flugähnliche Verhalten die Spur verursachte.

Das Abdruckfossil könnte einen Absprung, eine Landung, ein beschleunigtes Abwärtsgleiten oder eine flügelunterstützte Schrittverlängerung dokumentieren. „Aber wir können sagen, dass die Spurenbildung ein Verhalten beinhaltete, das die Erzeugung aerodynamischer Kräfte und den Kontakt mit dem Untergrund beinhaltete.“

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Erstellt:
23. Oktober 2024, 18:48 Uhr
Aktualisiert:
23. Oktober 2024, 18:54 Uhr

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