Mehr Corona-Tests für Lehrer und Erzieher bis Ostern
dpa/lsw Stuttgart. Nach internem Gezanke baut die Landesregierung das Testangebot für Lehrer und Erzieher aus. Aber was ist mit den Polizisten? Busfahrern? Und Kassiererinnen?

Manfred Lucha, Sozialminister von Baden-Württemberg, spricht auf einer Pressekonferenz. Foto: Christoph Schmidt/dpa
Nach einem offenem Streit über die Corona-Teststrategie haben sich Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) und Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) zunächst darauf verständigt, Tests an Kitas und Grundschulen auszuweiten. „Das Personal an Bildungs- und Betreuungseinrichtungen in Präsenz soll zunächst bis Ostern ein Angebot von zwei Schnelltests pro Woche erhalten“, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der beiden Ministerien vom Freitag in Stuttgart.
Nach dem bisherigen Beschluss hätten Lehrer und Erzieherinnen die Möglichkeit gehabt, sich bis Ostern insgesamt dreimal testen zu lassen. Nun sollen es zwei Tests pro Woche sein. Mit der Aufstockung der Tests soll eine Öffnung von Kitas und Grundschulen nach den Faschingsferien am 22. Februar begleitet werden, wenn die Zahl der Infektionen eine Lockerung zulasse.
„Regelmäßige, anlasslose Schnelltests sind ein zentraler Schlüssel, um schrittweise wieder zu mehr Normalität an Kitas und Schulen zu kommen“, betonte Eisenmann. „Gerade auch wegen der Mutanten ist für mich klar, dass ein Strategiewechsel bei den Corona-Testungen zwingend erforderlich ist.“ Gerade die infizierten Menschen ohne Symptome müssten von den gesunden getrennt werden. „Das schaffen wir nur, indem wir regelmäßig und anlasslos testen“, sagte Eisenmann. „Über dieses Ziel besteht nun erfreulicherweise Konsens innerhalb der Landesregierung.“ Eisenmann betont außerdem, dass in einem weiteren Schritt auch andere Berufsgruppen, die täglich mit vielen Menschen Kontakt haben, in den Blick genommen werden müssen.
Die von der CDU-Spitzenkandidatin zuvor zusätzlich ins Gespräch gebrachten massenhaften Tests etwa auch für Polizisten, Busfahrer und Supermarktkassiererinnen seien nicht Teil des Konzepts, erklärte eine Sprecherin von Lucha. Das müsse mit den anderen zuständigen Ministerien im Kabinett besprochen werden.
„Das ist keine Teststrategie des Landes“, stellte denn auch Lucha auf Nachfrage bei einer Pressekonferenz in Stuttgart dar. Es handle sich nur um einen Konzeptauftrag an die Kultusministerin und den Gesundheitsminister, um für den Betrieb von Schulen und Kitas parat zu sein. Über andere gesellschaftliche Gruppen habe man gar nicht diskutiert. „Wir haben uns ganz streng an diesen Auftrag gehalten.“
In der gemeinsamen Mitteilung heißt es, die beiden Minister hätten sich in einem „konstruktiven und zielorientierten Gespräch“ geeinigt, „dass das Personal an Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren, Grundschulen, Kitas und in der Kindertagespflege, das in der Präsenz arbeitet, sich zunächst bis zu den Osterferien zweimal pro Woche mittels PoC-Tests (Antigenschnelltests) wie bisher anlasslos testen lassen kann.“ Diese gelte auch für Lehrerinnen und Lehrer in weiterführenden Schulen, die Abschlussklassen in Präsenz unterrichten oder Notbetreuung leisten.
Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher sollen selbst bestimmen, wann sie sich testen lassen. „Das Testangebot kann über die bestehenden Strukturen bei Ärzten und Apotheken wahrgenommen werden“, heißt es weiter. Das Gesundheitsministerium will mit Ärzte- und Apothekenvertretern darüber sprechen, wie bis zum Ende der Faschingsferien genügend Testmöglichkeiten sichergestellt werden können. Nach Ostern soll überprüft werden, wie das Testangebot läuft.
SPD-Fraktions- und Landeschef Andreas Stoch sprach von einer „spürbaren Verbesserung“. Er forderte aber: „Wenn die Landesregierung wirklich vor die Lage kommen will, dann denkt sie Selbsttests und eine Infrastruktur zur Testung der Kinder gleich mit.“ An den weiterführenden Schulen sollten auch die Lehrkräfte getestet werden, die nicht im Präsenzunterricht sind, „damit eine weitere Bedingung für mehr Präsenzunterricht gesichert ist“.
Gesundheitsminister Lucha sprach sich vehement gegen Eisenmanns Vorschlag aus, die Impfzentren im Land als Corona-Testzentren zu nutzen. „Impfzentren sind Impfzentren und Testungen sollten außerhalb von Kontakten stattfinden, wo wir auch zum Beispiel vulnerable und sonstige Personen haben“, sagte er. „Ich möchte das streng voneinander getrennt wissen.“ Eisenmann hatte zuvor vorgeschlagen, an den kommunalen Impfzentren im Land auch Corona-Tests anzubieten.
Aus medizinischer Sicht spreche überhaupt nichts dafür, ein Impfzentrum als Testzentrum zu nutzen, sagte Thorsten Hammer, der Ärztliche Leiter des Impfzentrums Freiburg, am Freitag. Jeder Epidemiologe würde davon abraten. Wenn sich Patientenströme begegneten, die vermeintlich infiziert seien, sei das die ideale Voraussetzung, „einen Superspreader zu generieren“.
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