OB-Wahl in Schwäbisch Gmünd
Mit 66 Jahren: OB Richard Arnold will weiter machen
Eigentlich erreicht der Schwäbisch Gmünder Rathauschef demnächst das Rentenalter. Dennoch will er im Mai noch einmal zur Wahl antreten. Einer hat ihn deshalb besonders bearbeitet.
Von Eberhard Wein
Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an, sang einst Udo Jürgens. Der Schwäbisch Gmünder Oberbürgermeister Richard Arnold will in diesem Alter noch einmal Anlauf zu einer weiteren achtjährigen Amtszeit nehmen. Das gab der CDU-Politiker am Sonntag beim Neujahrsempfang seiner Stadt bekannt. Es wäre Arnolds dritte Amtszeit in seiner Heimatstadt. Die Wahl findet am 11. Mai statt.
Applaus brandete in der Halle auf, als Arnold sein Angebot formulierte. Die rund 1100 Besucher erhoben sich zu lang anhaltendem Beifall. Zuletzt war über eine gewisse Amtsmüdigkeit des „Menschenfängers mit Macherqualitäten“ spekuliert worden, dessen großen Erfolge vor allem auf seine erste Amtszeit zurückgehen.
Stuttgart kassiert eine Absage
Damals machte er die Staufersaga und die Landesgartenschau zu großen bürgerschaftlichen Projekten und konnte mit der Eröffnung des Stadttunnels die Innenstadt vom Durchgangsverkehr befreien. Zugleich setzte er Akzente in der Flüchtlingspolitik, indem er Asylbewerber als Kofferträger am Bahnhof oder Helfer bei Großereignissen einsetzte und sie somit stärker in die Gesellschaft einband. Als „Gmünder Weg“ fand sein Rezept bundesweite Beachtung.
Arnold avancierte zum Hoffnungsträger der Landes-CDU und wurde zeitweise als Kandidat für das Ministerpräsidentenamt und die Stuttgarter Oberbürgermeisterwahl gehandelt. Dennoch blieb er seiner Heimatstadt treu, wo er in einem Teilort zur Schule ging und immer noch in seinem Elternhaus wohnt. „Der Hauptgrund sind die tollen Leute hier“, begründete er nun seine neuerliche Kandidatur.
Manches Unternehmen schleicht sich davon
Allerdings sind auch in Schwäbisch Gmünd die Verhältnisse schwieriger geworden. Im vergangenen Jahr kündigte die Traditionsfirma „Schleich“ ihren Wegzug an, Bosch will die Zahl der Arbeitsplätze in der Stadt in den kommenden Jahren auf 1500 halbieren. Für Arnold sind all dies Gründe, seine Stadt nicht im Stich zu lassen. „Die Unternehmen können sich nicht einfach aus dem Staub machen, sondern wir müssen schauen, wie der Standort wieder wettbewerbsfähig wird“, sagte Arnold.
Im Gemeinderat stieß Arnolds Ankündigung auf ein zurückhaltendes Echo. Arnold habe sich viele Verdienste erworben, dennoch könne man sich auch einen Neustart vorstellen, sagten Vertreter von Grünen und SPD. Ungeteilte Freude löste die erneute Kandidatur hingegen beim Tübinger Amtskollegen Boris Palmer (ehemals Grüne) aus. „Ich bin ihm deshalb in den Ohren gelegen“, sagte Palmer gegenüber unserer Zeitung.
Whatsapp-Gruppe mit Palmer
Arnold habe ein „feines soziales Gespür", sei eine „Frohnatur“ und ein „Pragmatiker“ – „einer der Politiker, denen man gerne vertraut“. Immer wieder hatten Arnold und Palmer zusammen mit ihrem Esslinger SPD-Kollegen Matthias Klopfer kommunale Sichtweisen mit offenen Briefen in bundespolitische Debatten zu Klimaschutz, Bürokratieabbau und Flüchtlingsfragen eingebracht. Die Drei sind über eine Whatsapp-Gruppe verbunden. „Wir verstehen uns meist in wenigen Sätzen“, sagte Palmer.