Jacinda Arderns große Politikmomente
Mit Baby bei der Uno, im Maori-Mantel bei der Queen
Jacinda Ardern hat anders regiert – und jetzt tritt sie auch anders ab. Ihr Tank ist leer, sagt Neuseelands Regierungschefin. Jetzt ist Zeit für das Leben nach der Politik. Wir werfen einen Blick zurück.

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Reden vor der UN-Vollversammlung halten und Mutter sein – Jacinda Ardern hat gezeigt, dass beides geht.
Von Theresa Schäfer
Jacinda Ardern hat einen besonderen Politikstil geprägt – und führt den jetzt mit ihrem Abgang konsequent fort. „Ich weiß, was es für diesen Job braucht. Und ich weiß, dass ich nicht mehr genug im Tank habe, um diesem gerecht zu werden“, sagte die neuseeländische Regierungschefin mit tränenerstickter Stimme. Später konnte sie aber auch wieder lachen: Als sie mit ihrem Verlobten Clarke Gayford die Pressekonferenz verließ. Ihn will sie nun endlich heiraten – bisher hatten sie schlicht und einfach keine Zeit dafür.
Ardern hat vieles anders gemacht in der Politik, einfühlsamer, auf Konsens bedacht – aber wenn es sein musste, konnte die 42-Jährige auch knallhart sein, entscheidungsfreudig. Als 2019 ein Attentäter zwei Moscheen in der Stadt Christchurch angriff und 51 Menschen tötete, verschärfte Ardern schnell und konsequent das Waffenrecht. 2020 schloss Neuseeland wegen der Corona-Pandemie seine Grenzen und verfolgte eine strenge Null-Covid-Strategie.
Ihre Beliebtheitswerte waren stets gut – auch weil sie persönlich so sympathisch war. Als 2020 während eines Fernsehinterviews in Wellington die Erde bebte, machte Ardern einfach weiter.
Was eine echte Neuseeländerin ist, lässt sich doch von ein bisschen Erdbeben nicht ins Bockshorn jagen.
Als erste Regierungschefin seit Benazir Bhutto brachte sie während ihrer Amtszeit ein Kind zur Welt: Neve, die schon als Baby bei der UN-Vollversammlung in New York war, und mit der sie nach ihrem Rücktritt mehr Zeit verbringen will.
New Zealand Prime Minister Jacinda Ardern is quitting politics. Leaving ‘no later’ than Feb 7. pic.twitter.com/hNAK3Fhi7J — Aaron Dahmen (@dahmenaaron) January 19, 2023
Jacinda Ardern hat gezeigt, dass beides geht: Spitzenpolitikerin und Mutter sein. Dass das anstrengender war, als es ihr von außen anzumerken war, zeigt jetzt ihr Rücktritt. „Für mich ist es Zeit“, sagte Ardern am Donnerstag. Zeit für anderes. Ihrer Familie rief sie am Donnerstag zu: „An Neve: Mama freut sich darauf, dieses Jahr mit dabei zu sein, wenn Du eingeschult wirst. Und zu Clarke, lass uns endlich heiraten!“
Jacinda Arderns große Politikmomente – in unserer Bildergalerie!

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Im September 2017 wird Jacinda Ardern neuseeländische Premierministerin – sie führt eine Minderheitsregierung, geduldet von Neuseelands Grünen. Ardern ist erst 37 Jahre alt – die damals jüngste Regierungschefin der Welt.

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Im Januar 2018 kündigen Ardern und ihr Partner Clarke Gayford an, dass sie Eltern werden. Sie seien überrascht – aber begeistert.

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Zu einem Treffen mit Queen Elizabeth II. im Buckingham Palace kommt Ardern in einem Maori-Federmantel – und zeigt, dass sie die reiche indigene Geschichte ihres Landes schätzt. Auch ihrem Kabinett gehören mehrere Maori an.

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Auch mit Babybauch macht Ardern weiter Politik – hier empfängt sie US-Präsident Barack Obama.

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Im Juni 2018 kommt die kleine Neve zur Welt – Ardern ist damit die erste Regierungschefin seit Benazir Bhutto, die in ihrer Amtszeit Mutter wird.

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Viel Anerkennung bekommt Ardern für ihre Reaktion auf den Terroranschlag im Jahr 2019 auf zwei Moscheen in Christchurch mit 51 Toten – sie hält eine bewegende Rede und trägt ein Kopftuch, als Zeichen der Solidarität mit der muslimischen Gemeinde. Kurz darauf verschärft sie Neuseelands Waffenrecht.

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Schnell und konsequent reagiert Ardern auch in der Corona-Pandemie 2020: Neuseeland schließt seine Grenzen und fährt lange eine Zero-Covid-Strategie. Zunächst bekommt Ardern dafür viel Zuspruch. Schließlich regt sich aber auch Widerstand gegen die strikte Abschottung. 2021 wird die Null-Covid-Politik beendet.

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Als während eines Fernsehinterviews im Mai 2020 die Erde in Wellington zu beben beginnt, bleibt Ardern ganz cool – und führt das Interview einfach weiter: „Wir haben hier gerade ein kleines Erdbeben, Ryan, ein ganz ordentliches Beben“, sagt sie ihrem Gesprächspartner. „Ich bin nicht unter Hängelampen, es sieht aus, als wäre ich an einem strukturell soliden Ort.“

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Im Oktober 2020 wird Ardern wiedergewählt – mit einem fulminanten Wahlergebnis. Labour erreicht die absolute Mehrheit.

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Am 19. Januar 2023 kündigt Jacinda Ardern mit tränenerstickter Stimme ihren Rücktritt an: „Ich weiß, was man für diesen Job braucht, und ich weiß, dass ich nicht mehr genug im Tank habe. So einfach ist das.“