Mit dem Mehrweggeschirr Essen abholen

Das Restaurant Alte Schmiede der Brauerei Tälesbräu in Unterweissach nutzt von nun an ein Pfandsystem für Speisen zum Mitnehmen.

Bei der Übergabe des Mehrweggeschirrs anwesend waren Günter Huber (von links nach rechts), Jessica Häußer und Andreas Huber von der Alten Schmiede, Bürgermeister Ian Schölzel, Silke Müller-Zimmermann für Prima Klima und Sabine Löchelt für die Deutsche Postcode Lotterie. Foto: M. Kurz

© Michael Kurz

Bei der Übergabe des Mehrweggeschirrs anwesend waren Günter Huber (von links nach rechts), Jessica Häußer und Andreas Huber von der Alten Schmiede, Bürgermeister Ian Schölzel, Silke Müller-Zimmermann für Prima Klima und Sabine Löchelt für die Deutsche Postcode Lotterie. Foto: M. Kurz

Von Melanie Maier

WEISSACH IM TAL. Eine Auswirkung der Coronapandemie auf den Alltag sind die wachsenden Müllberge. Das bekommen vor allem die Abfallwirtschaft und die Gastronomie zu spüren. Statt das Essen auf Tellern am Tisch zu servieren, dürfen die Restaurantbetreiber momentan nur einpacken und mitgeben. Übrig bleibt Verpackungsmüll: Schalen aus Styropor, Pappe oder – etwas umweltfreundlicher – Zuckerrohr, oft plus Wegwerfbesteck.

Diese Einweglösungen waren Silke Müller-Zimmermann von dem Verbundprojekt Prima Klima schon lange ein Dorn im Auge. „Jedes Einwegprodukt geht in die falsche Richtung“, sagt sie. „Das belastet unsere Umwelt.“ Deshalb haben sie und ihre Mitstreiter sich etwas einfallen lassen, um den Abfall, der durch Speisen zum Mitnehmen anfällt, zumindest in Weissach einzudämmen: Die ansässigen Gastronomen sollen das Mehrweggeschirr des Schweizer Unternehmens Recircle nutzen können, das auch eine Niederlassung in Stuttgart hat, und die ausgeliehenen Teller und Schalen wieder zurücknimmt, sobald sie vor Ort nicht mehr gebraucht werden.

Mit der Idee ging Müller-Zimmermann auf Günter Huber, Jessica Häußer und Andreas Huber zu. Die Betreiber des Restaurants Alte Schmiede der Brauerei Tälesbräu in Unterweissach waren sofort von der Idee angetan und willigten ein, das Konzept auszuprobieren. Nun haben sie die ersten 60 Mehrwegteller und -schalen erhalten. 50 davon werden in den ersten drei Monaten von Recircle kostenlos gestellt, für zehn weiteren Teile haben das Projekt Prima Klima, das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert wird, und die Deutsche Postcode Lotterie die Auslage für das Pfand übernommen.

Die Gastronomen müssen pro Gefäß 13,4 Cent an Recircle bezahlen – aber nur, wenn es auch genutzt wird. „Für Einweggeschirr fallen definitiv mehr Kosten an“, sagt Müller-Zimmermann. Auch in finanzieller Hinsicht bietet das Mehrweggeschirr also Vorteile. Die Gäste der Alten Schmiede können das Geschirr für 10 Euro pro Stück ausleihen. Das Pfand bekommen sie zurück, sobald es wieder zurückgeben. Einsetzen können sie die Teller und Schalen aber nicht nur bei der Alten Schmiede, sondern bei sämtlichen Gastronomiebetrieben, die Recircle-Geschirr nutzen. Das sind in der näheren Umgebung der Landgasthof Schöne Aussicht in Althütte, der Biomarkt im Hofgut Hagenbach in Backnang sowie das Gasthaus zum Kube in Aspach.

Das Pfand von 10 Euro pro Stück hält Müller-Zimmermann für gerechtfertigt. Nur mit einem entsprechenden Betrag könne gewährleistet werden, dass die Kunden das Geschirr zurückbringen. „Und bei der Bierkiste protestiert ja auch keiner, dass Pfand anfällt“, sagt sie. Das eigene Geschirr mitzubringen, wäre aus Sicht der Müllvermeidung auch eine Lösung gewesen, nur ist das vor dem Hintergrund der Pandemie nicht möglich. „Das geht aus Hygienegründen nicht“, erklärt Müller-Zimmermann.

Das Geschirr von Recircle habe zudem noch weitere Vorteile, so Müller-Zimmermann: Zum einen sei es mikrowellenfest, zum anderen sei es auch optisch schöner als Styroporverpackungen. „Von dem Teller möchte man direkt essen. Sonst ist es ja oft doch so, dass man das Essen zu Hause auf eigenes Geschirr legt.“

Silke Müller-Zimmermann hofft, dass sich demnächst noch mehr Gastronomen dazu entscheiden, das Mehrwegsystem zu verwenden. „So wäre der Nutzen für die Kunden größer“, sagt sie. „Es wäre eine schöne Sache, wenn im Weissacher Tal und in der Backnanger Bucht mehrere Restaurantbetreiber mitmachen würden.“

Weitere Informationen für interessierte Gastronomen und Bürger, die das System nutzen möchten, hat Silke Müller-Zimmermann, E-Mail: smuezi@klimaschutzweissachimtal.de. Mehr Infos zu Recircle und eine Karte, auf der alle Gaststätten verzeichnet sind, die mit- machen, gibt es unter www.recircle.de.

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Erstellt:
25. Mai 2021, 15:30 Uhr

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