Fellbach
Mit der Kettensäge zum FDP-Parteitag
Die Jungen Liberalen fallen gern mal auf mit abseitigen Aktionen. Diesmal allerdings scheitern sie am Sicherheitsdienst der eigenen Veranstaltung.
Von red/dpa
Wenn Mark Hohensee mit seiner Kettensäge hantiert, steht er normalerweise tief im Wald. Damit könne man gut Wege freischneiden und auch große Bäume fällen, berichtet der 32-jährige Landmaschinenmechaniker und Bauingenieur. Nun machte sich Hohensee mit seinem motorisierten Sägegerät auf zum Parteitag der FDP in Fellbach im Rems-Murr-Kreis.
Denn: Mark Hohensee ist Chef der Jungen Liberalen im Südwesten, und er wollte in dieser Funktion bei dem Parteitreffen eine bildstarke Botschaft senden. Aus seiner Sicht ist auch die deutsche Bürokratie ein Dschungel - so dicht bewachsen mit Regeln und Vorschriften, dass eine Machete schlicht nicht mehr reicht. Deutschland reguliere sich zu Tode, findet Hohensee. „Es braucht ein Symbol, wie man den Dschungel bekämpfen kann.“ Deshalb brachte er kurzerhand sein Arbeitsgerät mit nach Fellbach.
Kettensäge im Leitantrag, nicht auf der Bühne
Die Kettensäge schaffte es sogar in den Leitantrag für den Parteitag, in der die Südwest-Liberalen eine Wirtschaftswende fordern. Und die Kettensäge ist natürlich in aller Munde, seit sich der argentinische Radikalreformer Javier Milei damit öffentlichkeitswirksam in Szene setzte. Für Hohensee ist Milei aber kein Vorbild. „Es ist nicht klug, die Institutionen willkürlich abzuschaffen und wegzuhauen.“ Aber das deutsche Dickicht müsse gelichtet werden.
Um seine Botschaft zu unterstreichen, wollte Hohensee mit seiner Kettensäge auf der Bühne in der Schwabenlandhalle auftreten. Ironischerweise scheiterte die Aktion an Regeln und Vorschriften. Der Chef des Sicherheitsdienstes zeigte sich alles andere als liberal: Die Säge musste den ganzen Parteitag über im Kofferraum Hohensees warten. Dabei hatte Hohensee im Vorfeld eine schriftliche Genehmigung beantragt und erhalten, wie er sagt. Auch die Kette habe er entfernt, einen Kettenschutz angebracht und das Benzin herausgelassen.
Trotzdem zeigte sich Mark Hohensee nicht sauer, dass die Säge draußen bleiben musste. Schließlich gehe es um die Sicherheit, die Zeiten seien turbulent, sagt er. Er brachte schließlich ein Transparent mit auf die Bühne. Auch FDP-Landesgeneralsekretärin Judith Skudelny zeigte Verständnis für den Sicherheitsdienst: „Wenn man alle Regeln weglässt, schneidet man sich selbst in den Finger.“