Hund hat Angst an Silvester
Mit diesen Tipps kommt Ihr Hund stressfrei ins neue Jahr
Für viele Menschen ist Silvester ein Grund zur Freude, bei Hunden hingegen löst das laute Feuerwerk mitunter Angst und Panik aus. Was zur Entspannung Ihres Hundes beiträgt – und was Sie auf keinen Fall tun sollten.
Von Sebastian Winter
Während sich zahlreiche Menschen oft schon wochenlang auf Silvester freuen, bedeutet das Neujahrsfest für viele Hunde vor allem eines: Stress. Viele Hunde zeigen erkennbare Angst vor Feuerwerkskörpern; bei manchen Tieren lösen sie sogar Panik aus. Allerdings können Besitzer einiges tun, um ihre Hunde auf das Feuerwerk vorzubereiten, und letztlich für ein entspanntes Neujahrsfest für alle zu sorgen.
Wie das geht, weiß etwa Isabel Scheu. Die gebürtige Stuttgarterin und langjährige Hundetrainerin hat in Stuttgart-Ost ihre eigene Hundeschule aufgebaut. Über die Angst von Hunden an Silvester hat sie ein eigenes E-Book veröffentlicht. „Weil mir das Thema am Herzen liegt und ich einen Hund habe, der seit vier Jahren an Silvester Panik ohne Ende hat“, sagt sie.
Warum haben Hunde an Silvester Angst?
Was den Hunden an Silvester Angst bereitet, seien vor allem zwei Dinge: laute Knallgeräusche und grelle Lichtblitze. „Hunde haben ein viel empfindlicheres Gehör als Menschen und nehmen das Feuerwerk viel intensiver wahr“, erklärt die Hundetrainerin.
Die Tiere könnten die starken Reize nicht einordnen und zeigten mitunter starke Angstreaktionen. „Das kann Hecheln sein, Zittern, Verkriechen, Schwanz einziehen, aber auch Fluchtverhalten und panisches Wegrennen“, sagt die 42-Jährige. Einige Hunde zeigten auch nach dem Feuerwerk ein verändertes Verhalten, trauten sich tagelang nicht aus dem Haus, so Scheu weiter.
Hunde seien aber so individuell wie Menschen und reagierten völlig unterschiedlich auf die Reize. Während manche auch während des lautesten Feuerwerks weiter schliefen, schreckten andere schon beim leisesten Knall auf, so die Hundetrainerin.
Wie können Besitzer mit Hunden für Silvester trainieren?
Wer zu Hause einen ängstlichen Hund hat, könne mit Training versuchen, ihm die Angst abzutrainieren. Hundetrainerin Scheu erklärt: „Man lässt dann beispielsweise übers Handy Silvesterfeuerwerk laufen, am Anfang noch ganz leise. Wenn das funktioniert und der Hund entspannt bleibt, steigert man die Lautstärke über Tage, Wochen und Monate, bis sich der Hund an die lauten Knallgeräusche gewöhnt.“
Wichtig sei dabei: erwünschtes Verhalten belohnen, unerwünschtes Verhalten ignorieren. „Wenn der Hund ruhig bleibt, die Geräusche ignoriert, sollte der Besitzer ihn mit einem Leckerli belohnen und loben.“ Die Expertin nennt dies Geräuschsensibilisierung und Gegenkonditionierung.
Außerdem sei es wichtig, den Hund an einen geeigneten Rückzugsort zu gewöhnen, den er bei Stress aufsuchen kann. „Das kann ein Hundebett- oder Kissen sein. Auf jeden Fall sollte er geschützt in einer Ecke und nicht mitten im Raum sein. Gerne darf auch ein Spielzeug oder eine Decke darauf sein, die der Hund gerne mag.“
Diese Maßnahmen decken sich mit den Empfehlungen des Deutschen Tierschutzbundes. Der sensibilisiert allerdings dafür, dass es trotz frühzeitigem Training vorkommen kann, dass Hunde am Silvesterabend ängstlich oder panisch reagieren. „Auch darauf sollten Besitzer vorbereitet sein“, so eine Sprecherin.
Wie sollten Hundebesitzer an Silvester vorgehen?
Hundetrainerin Scheu rät dazu, den Silvesterabend unabhängig von Trainingsergebnissen gründlich vorzubereiten. Sie empfiehlt einen großen Spaziergang zur Auslastung schon früh am Morgen. „Weil da noch nicht so viele Feuerwerkskörper knallen“, sagt sie. Um Silvester sollten Besitzer ihre Hunde zudem immer an der Leine führen. „Wenn ein Böller hochgeht, und der Hund im Freilauf ist, kann er in seiner Panik flüchten. An Silvester entlaufen so viele Hunde“, sagt Scheu.
Der Deutsche Tierschutzbund empfiehlt sogar, ängstliche Hunde doppelt zu sichern. Eine Kennzeichnung und Registrierung der Hunde biete eine zusätzliche Sicherheit, sollte das Tier doch entlaufen.
Neben dem Schaffen eines Rückzugortes ist es laut Hundetrainerin Scheu an Silvester außerdem ratsam, die Rollläden herunterzuziehen und Fenster und Türen geschlossen zu halten. Das soll vor der Lautstärke des Feuerwerks schützen und grelle Lichtblitze in der Wohnung verhindern. „Es kann auch helfen, die Feuerwerksgeräusche zu überdecken, etwa wenn der Fernseher oder das Radio läuft“, sagt sie.
Wie sieht es mit Medikamenten aus?
Medikamente können bei ängstlichen Hunden an Silvester ebenfalls eine Lösung sein. Der Deutsche Tierschutzbund weist allerdings darauf hin: „Medikamente sollten für Hundebesitzer immer der letzte Schritt sein. Dies sollte aber immer nur in Rücksprache mit einem Tierarzt passieren.“
Wichtig sei, dass die Medikamente wirklich die Angst lösen, und der Hund nicht einfach nur körperlich nicht mehr in der Lage dazu ist, die Angst zu zeigen.
Welche Fehler sollten Hundebesitzer unbedingt vermeiden?
Neben vielen Dingen, die Hundebesitzer an Silvester richtig machen können, gibt es auch einige verbreitete Fehler. So sollte man etwa Hunde auf keinen Fall am Silvesterabend allein lassen, rät der Deutsche Tierschutzbund. „Die Anwesenheit des Menschen kann für Tiere stressmindernd sein“, erklärt eine Sprecherin.
Vor einer offenbar immer wieder vorkommenden Maßnahme rät der Tierschutzbund drastisch ab: der Gabe von Alkohol an Hunde. „Grundsätzlich ist Alkohol toxisch für Tiere, zumindest in einer bestimmten Konzentration“, so eine Sprecherin. Trotzdem komme es vor, dass Besitzer ihren Hunden etwa Eierlikör geben, in der Hoffnung, sie so an Silvester zu beruhigen.
„Das in Alkohol enthaltene Ethanol wirkt nicht angstlösend, sondern sedativ und hypnotisch. Das heißt, der Hund wirkt vielleicht weniger ängstlich, weil er dies nicht mehr nach außen zeigen kann, während er im Inneren trotzdem Panik empfinden kann“, erklärt eine Sprecherin.
Und wenn der Hund an Silvester doch Angst bekommt?
Verkriecht sich der Hund unter dem Sofa oder in eine Ecke, sollte man ihn gewähren lassen, empfiehlt der Tierschutzbund weiter. Übermäßige Nähe und Zuwendung vermittle dem Hund, dass etwas nicht in Ordnung sei und verstärke die Angst.
Hilft alles nichts, hat Hundetrainerin Scheu einen Tipp als allerletzten Ausweg: „Für das nächste Jahr schauen, wo ein Feuerwerksverbot herrscht, und dort Silvester verbringen. Das kann etwa ein Flughafenhotel sein, da bekommt gar nichts mit und kommt entspannt ins neue Jahr.“
Hund hat Angst an Silvester: Die Tipps in der Übersicht
- Hunde mit Training schrittweise an Knallgeräusche gewöhnen
- Rückzugsort für Hund aufbauen
- Hund an Silvester nicht allein lassen
- Großer Spaziergang am Silvestermorgen (kein Freilauf)
- Hund kennzeichnen und registrieren lassen
- Rollladen herunterziehen, Fenster und Türen schließen
- Medikamente als letztes Mittel und nur nach Rücksprache mit Tierarzt
- Sicherheit ausstrahlen, Hund nicht bedrängen
- Keinen Alkohol geben – ist toxisch für Tiere
- Notfallplan: Silvester in Feuerwerksverbotszone verbringen, etwa in Flughafenhotels