Autobranche
Mögliche Homeoffice-Kürzung bei VW sorgt für Unruhe
VW will laut Medienberichten ab April im Prinzip nur noch zwei Tage pro Woche Heimarbeit ermöglichen – Mitarbeiter fühlen sich vor den Kopf gestoßen. Was passiert nun mit dem Audi-Sonderweg?

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Vater mit Baby im Homeoffice.
Von Michael Maier
Der Volkswagen-Konzern plant laut Medienberichten eine deutliche Reduzierung der Homeoffice-Tage für rund 24.000 Beschäftigte der Kernmarke VW. Ab April 2025 soll die mobile Arbeit von bisher vier auf nur noch zwei Tage pro Woche beschränkt werden. Diese Änderung erfolgt vor dem Hintergrund eines Gewinneinbruchs von fast 30 Prozent im vergangenen Jahr.
Markenchef Thomas Schäfer, selbst ein erklärter „Fan von Anwesenheit“, betonte laut „Business Insider“ in einer internen E-Mail die Bedeutung des persönlichen Austauschs und spontaner Gespräche bei der Arbeit. Die Unternehmensführung sieht in der verstärkten Präsenz eine Möglichkeit, den Teamgeist zu stärken und die betriebliche Effizienz zu steigern.
VW-Mitarbeiter wohnen auch weiter weg von Wolfsburg
Die Ankündigung sorge jedoch für Unruhe in der Belegschaft, heißt es nun. Viele Mitarbeiter hätten sich in den vergangenen Jahren an flexible Arbeitsmodelle gewöhnt und teilweise sogar ihren Wohnort entsprechend gewählt. Der Betriebsrat reagierte prompt und stellte klar, dass die bestehende Betriebsvereinbarung „Mobile Arbeit“ aus dem Jahr 2021 weiterhin ihre volle Gültigkeit besitze – solange das Unternehmen sie nicht kündigt.
Rechtlich gesehen können Arbeitgeber grundsätzlich entscheiden, in welchem Umfang sie mobiles Arbeiten gestatten. Allerdings müssen dabei bestehende Betriebsvereinbarungen beachtet werden. Ein Widerruf der Homeoffice-Erlaubnis ist nur unter Wahrung des sogenannten billigen Ermessens möglich und erfordert sachliche Gründe.
Nur noch zwei Tage Homeoffice bei VW?
Eine VW-Sprecherin präzisierte die neue Regelung gegenüber dem Wolfsburger Stadtportal „news38“: Ab April 2025 sollen sich Teams demnach mit ihrer Führung auf „grundsätzlich drei Arbeitstage pro Woche in Präsenz“ verständigen. Die Flexibilität soll dabei erhalten bleiben. Mobile Arbeit bleibe möglich, sofern es die Tätigkeit zulässt.
Betroffene Mitarbeiter haben nun verschiedene Handlungsmöglichkeiten. Der erste Schritt sollte immer das Gespräch mit der direkten Führungskraft sein, um individuelle Lösungen zu finden, lautet der Ratschlag. Die bestehende Betriebsvereinbarung lässt zudem Spielraum für Sonderregelungen in begründeten Fällen. Bei Bedarf könnten sich Beschäftigte auch an den Betriebsrat wenden oder rechtliche Beratung in Anspruch nehmen.
Homeoffice-Kürzung auch bei Audi?
Offen ist noch, ob sich die neue Linie bei VW auch auf die Konzerntochter Audi auswirken könnte. Dort galt bislang eine besonders großzügige Homeoffice-Regelung mit bis zu vier oder auch fünf Tagen pro Woche von zu Hause aus.
Sogar für Dinge wie Schreibtische oder Bürostühle muss Audi laut einer Betriebsvereinbarung aufkommen. In der Vergangenheit war von einem „Audi-Sonderweg“ die Rede. In Stuttgarter Großunternehmen hatte es in letzter Zeit dagegen Tendenzen zu Einschnitten beim Homeoffice gegeben.