Montag und Dienstag fahren keine Züge und S-Bahnen
Streik der Gewerkschaft EVG legt auch den Regionalverkehr lahm. Die Busse im Schienenersatzverkehr sind laut VVS nicht betroffen.

© Tobias Sellmaier
Nächste Woche bleiben die S-Bahnen mal wieder im Bahnhof.
Von Kornelius Fritz und Nils Graefe
Rems-Murr. Für Pendler, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, kommt es zurzeit knüppeldick. Nicht genug, dass ab heute Abend um 21 Uhr die Bahnstrecke zwischen Waiblingen und Bad Cannstatt voll gesperrt ist, nun hat die Eisenbahngewerkschaft EVG auch noch einen 50-stündigen Warnstreik angekündigt, der von Sonntagabend um 22 Uhr bis Dienstag um Mitternacht dauern soll. „Betroffen davon ist der gesamte Nah- und Fernverkehr“, heißt es auf der Homepage des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS). Im VVS fahren also weder Regionalzüge noch S-Bahnen. Außerdem sollen am Montag und Dienstag deutschlandweit alle Fernzüge stillstehen.
Neben Berufspendlern dürfte der Streik auch viele Schülerinnen und Schüler betreffen. Das ist vor allem deshalb ein Problem, weil an den Real- und Gemeinschaftsschulen am Montag die Abschlussprüfungen mit dem Fach Deutsch beginnen. Das Kultusministerium weist in einer Pressemitteilung darauf hin, dass die Prüfungen wie geplant stattfinden werden. Die Toleranz, um die Prüfung bei Verspätungen noch mitzuschreiben zu dürfen, liegt bei 30 Minuten. Sollten Schüler wegen des Streiks eine Prüfung verpassen, kann die Schule im Einzelfall entscheiden, dass diese beim Nachtermin im Juni nachgeholt werden darf.
Unklar ist noch, ob auch der Schienenersatzverkehr mit Bussen, den die Bahn zwischen Waiblingen und Bad Cannstatt sowie zwischen Backnang und Marbach am Neckar eingerichtet hat, von dem Streik betroffen ist. Der VVS sagt: Die Busse fahren. Die Gewerkschaft hingegen erwartet auch im Schienenersatzverkehr Ausfälle. Das Busunternehmen Regionalverkehr Alb-Bodensee GmbH (RAB) in Ulm, das den Schienenersatzverkehr organisiert, ist eine hundertprozentige Tochter der DB Regio. Und DB und RAB sind gerade im Visier der EVG angesichts der schleppend verlaufenden Tarifverhandlungen und weil die RAB jüngst „Tarifflucht“ begangen hat, indem sie aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten ist.
„Der Streikaufruf gilt auch für die RAB“, sagt Marvin Reichelt von der EVG-Geschäftsstelle in Ulm. Er schätzt den gewerkschaftlichen Organisationsgrad innerhalb der RAB auf „weit mehr als 50 Prozent der 700 Beschäftigten“. Allerdings fährt die RAB den Schienenersatzverkehr zum Teil auch mit privaten Partnerunternehmen. Es könnte während des Streiks jedoch auch im Schienenersatzverkehr zu Ausfällen kommen, so EVG-Mann Reichelt.
Auch Go-Ahead-Züge und Wieslauftalbahn fahren nicht
Eine Bahnsprecherin in Stuttgart widersprach am Donnerstag: „Nach unserem Informationsstand gehen wir davon aus, dass die Busse des Ersatzverkehrs im Streikzeitraum fahren werden.“ Auch der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) gab bekannt: „Die Schienenersatzbusse, die ab 12. Mai (21 Uhr) fahren, werden nicht bestreikt und fahren an den Streiktagen.“ Das gilt auch für den Ersatzverkehr zwischen Backnang und Marbach. Nicht bestreikt werden laut VVS zudem die Stadtbahnen und Busse in Stuttgart und im Umland.
Laut DB-Pressestelle werden für den Schienenersatzverkehr über 80 Busse mit rund 240 Fahrern im Einsatz sein. Wie viele davon von der DB Regio und der RAB stammen, diese Frage wurde nicht beantwortet. Ein Besuch auf dem Waiblinger Hess-Areal, wo sich die Busse in den vergangenen Tagen gesammelt haben, zeigt allerdings, dass auch viele auswärtige Busunternehmen im Einsatz sind, unter anderem aus Gladbeck und Bischofsheim in der Rhön.
Definitiv betroffen vom Warnstreik ist hingegen die Wieslauftalbahn zwischen Schorndorf und Rudersberg. „Auch die Wieslauftalbahn wird voraussichtlich am Montag und Dienstag stillstehen müssen“, teilt Horst Windeisen, Geschäftsführer der Württembergischen Eisenbahngesellschaft (WEG) mit. Und auch die Regionalzüge privater Unternehmen wie Go-Ahead Baden-Württemberg, SWEG Bahn Stuttgart und AVG werden wohl nicht fahren, weil auch hier unverzichtbares Personal wie zum Beispiel Fahrdienstleiter in der Gewerkschaft EVG organisiert ist.