Mosambik wartet auf die Hilfe der Welt

Nach dem Tropensturm Idai sind Hunderttausende obdachlos – doch Helfer sind auf dem Weg, auch aus Baden-Württemberg

Das Ausmaß der Katastrophe in Mosambik ist immer noch nicht absehbar. Experten warnen angesichts steigender Flusspegel, dass sich die Lage zuspitzt. Hilfsorganisationen wollen ihre Einsätze ausweiten.

Beira/Maputo /MB/AFP/DPA - Nach dem verheerenden Tropensturm Idai sind im Zentrum Mosambiks Helfern zufolge Flüsse so dramatisch über die Ufer getreten, dass kilometerlange Binnenmeere und Insellandschaften entstanden sind. Bei Flügen über dem Katastrophengebiet in dem südafrikanischen Land zeige sich ein erschreckendes Bild, erklärten Mitarbeiter des Welternährungsprogramms WFP. Die größte Herausforderung sei es jetzt, die Hilfsbedürftigen zu erreichen und Tausende auf Hausdächern und Bäumen festsitzende Menschen zu bergen, wie WFP-Sprecher Gerald Bourke erklärte. „Es regnet weiter, die Überschwemmungen verschlimmern sich.“

Der Generalsekretär des Deutschen Roten Kreuzes, Christian Reuter, warnte am Mittwoch: „Es gibt keine Entwarnung. Im Gegenteil: Wir befürchten eine Verschlechterung der Lage.“

Ein Beispiel: „Wir haben alles verloren. Nichts ist übrig. Wir haben kein Essen, keine Kleidung und keine Decken. Ich habe noch nie einen so starken Sturm erlebt“, sagte die 37-jährige Julia, Mutter von drei Kindern aus Beira. Die Hafenstadt mit ihren 500 000 Einwohnern ist von dem Zyklon fast dem Erdboden gleichgemacht worden.

Gert Verdonck, Nothilfeleiter von Ärzte ohne Grenzen, versucht vor Ort die internationale Hilfe zu koordinieren. „Das Erste, was man bei der Ankunft in Beira sieht, ist die Zerstörung und viel Wasser“, berichtet Verdoncck. „Die meisten Häuser sind beschädigt oder zerstört. Die Wasserversorgung ist außer Betrieb. Es gibt große Gebiete, in denen es für die Menschen schwierig ist, sauberes Wasser zu finden.“

Mosambiks Regierung in der Hauptstadt Maputo erklärte unterdessen den Notstand. Der Zyklon Idai mit der Stärke vier war in der Nacht zum Freitag mit Windböen von bis zu 200 Kilometern pro Stunde vom Indischen Ozean bei Beira auf Land getroffen. Es folgten Sturmfluten und massive Überschwemmungen. Im Hinterland von Beira steigen die Flusspegel.

Die UN gaben am Mittwoch als Anschubfinanzierung des Hilfseinsatzes 20 Millionen Dollar (17,6 Millionen Euro) frei. Das Internationale Rote Kreuz (IKRK) startete einen Spendenaufruf für zehn Millionen Schweizer Franken (8,8 Millionen Euro), um Notunterkünfte zu bauen und die Wasserversorgung wiederherzustellen. Die Katastrophe betrifft möglicherweise Millionen Menschen in Mosambik und den Nachbarländern Simbabwe und Malawi, betonte der Leiter des UN-Nothilfebüros (Ocha), Jens Laerke. „Wir brauchen jede logistische Unterstützung, die wir bekommen können.“ Ein Sprecher des IKRK in Genf erklärte, dortige Helfer sprächen von Orten, die bis zu sechs Meter unter Wasser stünden. Die Organisation warnte, 400 000 bis 600 000 Menschen könnten zeitweise obdachlos sein.

Laut Ärzte ohne Grenzen sind in Beira 90 Prozent des Gebiets um die Stadt zerstört, viele Gebäude stehen unter Wasser, die Hauptstraßen sind nicht befahrbar. Die Stromversorgung ist ausgefallen, die Infrastruktur zerstört. „Die Straßen, die zu den betroffenen Gebieten führen, sind komplett von Schutt und umgestürzten Bäumen blockiert“, berichtet Marc Nosbach, Koordinator der Hilfsorganisation Care in Beira.

Joseph Kamara, Leiter der Kinderhilfsorganisation World Vision in Beira, sagt, dass die Zentralregierung nun versuche, die Flutopfer in zwei Lagern unterzubringen, um eine bessere Versorgung gewährleisten zu können. Insgesamt seien allein in Mosambik rund 2,5 Millionen Menschen betroffen. Kamara: „Der Hilfsbedarf ist im ganzen Land riesig, aber am wichtigsten ist nun, dass die Wasser- und Hygieneversorgung wiederhergestellt werden, um den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern.“

Mosambik gehört zu den zehn ärmsten Ländern der Welt. Die Regierung ist mit der Bewältigung der sich nun abzeichnenden humanitären Katastrophe vollkommen überfordert. Zahlreiche Hilfsorganisationen auch aus Baden-Württemberg wie Caritas International und Diakonie Katastrophenhilfe planen nach eigenen Angaben daher, ihre Einsätze und Personal vor Ort auszubauen, und haben zu Spenden aufgerufen.

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Erstellt:
21. März 2019, 03:04 Uhr

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