Musikalische Gipfel und gebackene Glücksbringer

Randnotizen vom städtischen Neujahrsempfang im Bürgerhaus

Von Kornelius Fritz

und Matthias Nothstein

Mount Everest: Traditionell wurde der Abend vom Städtischen Blasorchester musikalisch umrahmt. Es scheint, als würde OB Frank Nopper auch bei der Auswahl der Stücke ein Wörtchen mitreden. Dass die Musiker unter der Leitung von Dirigent Christian Wolf zum Auftakt den „Feierlichen Einzug“ von Richard Strauss zum Besten gaben, lag nahe. Dann aber strebte das Orchester zum höchsten aller hohen Gipfel und erfreute die Zuhörer mit „Mount Everest“ von Rosano Galante. Nopper dürfte zufrieden gewesen sein, so à la „passend für Backnang“. Auch der Jubiläumsmarsch zum Abschluss kam prächtig an.

Männerwelt: Es fällt auf: In diesem Jahr wurden nur Männer geehrt. Grund für OB Nopper, um Verständnis zu werben: „Die Damen sehen es uns hoffentlich nach, dass wir dieses Jahr ausschließlich Männer mit Auszeichnungen bedenken“. Und er kündigte Besserung an: „Ich bin mir sicher, dass in den nächsten Jahren die Damen auch wieder gebührend gewürdigt werden.“ Hoffentlich. Denn auch bei den Ehrungen vor einem Jahr wurden ausschließlich Männer ausgezeichnet.

Musikalisches Flagschiff: Das Städtische Blasorchester bezeichnete Nopper als „städtisches Renommier-Ensemble“ und „musikalisches Flaggschiff“. Weil es in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert, wurde das Jubiläum „in einem Anfall von unschwäbischer Ausgabefreudigkeit“ zum Anlass genommen, die Parade-Blasmusiker mit neuen Uniformen auszustatten, die diese zur Feier des Tages gestern erstmals präsentierten. In Richtung der Musiker neckte Nopper: „In eurem neuen Gewand seht ihr noch fescher aus, als ihr sowieso schon ausgesehen habt.“ Aus Anlass des Jubiläums gab es im Foyer auch eine Ausstellung 100 Jahre Städtisches Blasorchester zu sehen.

Mutiger Landrat: Das Verhältnis zwischen Backnang und den übergeordneten Behörden war schon immer speziell – und das nicht erst seit dem Streit mit dem Landkreis ums Backnanger Krankenhaus vor elf Jahren. Bei der Begrüßung von Landrat Richard Sigel erinnerte Frank Nopper an ein Ereignis, das sich kürzlich zum 100. Mal jährte, nämlich die Bauernrevolte im Januar 1919. Wütende Bauern aus dem Weissacher Tal zogen damals, mit Spazierstöcken, Revolvern und Handgranaten bewaffnet, auf den Stiftshof, um den Oberamtmann abzusetzen. „Zitternd wie Espenlaub“ habe dieser schließlich seinen Rücktritt angeboten. Seitdem wisse der Landrat, „dass die Kreisobrigkeit mit uns und unseren Verbündeten immer besonders behutsam umgehen muss, wenn er nicht auch dereinst wie Espenlaub zittern will“, warnte Nopper.

Maultaschen und Mürbeteig: Was ist das schönste am Neujahrsempfang? Die Häppchen hinterher, egal ob Maultaschenvariationen oder Mürbeteig-Hufeisen. Seit 15 Jahren ist dafür Nick Fruth verantwortlich. Mit acht Mitarbeitern hat Fruth gestern Abend für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt. Die beiden großen Torten stammten von verschiedenen Bäckern: Die Donauwelle mit Backnanger Stadtwappen kam von der Konditorei Weller, der Herrenweincremekuchen mit Glücksklee-Motiv von der Bäckerei Mildenberger. Die Ideen für die Torten liefere immer der OB persönlich, verrät Timo Mäule. Der Hauptamtsleiter hat dann die Aufgabe, einen geeigneten Bäcker zu finden: „Diese Größe kann nicht jeder“, weiß Mäule aus Erfahrung.

Memories: Seit 2001 hat Frank Distel noch keinen Neujahrsempfang verpasst, erklärte der frühere Erste Bürgermeister der Stadt Backnang gestern Abend. Inzwischen erhält er jedes Jahr eine persönliche Einladung von OB Nopper. „Ich komme immer gerne zurück nach Backnang. Hier habe ich die schönste Zeit meines Berufslebens verbracht.“ Und ganz besonders freut er sich immer aufs Bürgerhaus, „das ist ein sehr schönes Haus mit einer warmen Atmosphäre“. In seinem Wohnort Ostfildern sitzt Distel immer noch im Gemeinderat. Aber im Mai sei Schluss mit der Kommunalpolitik, so der SPD-Mann.

Miteinander feiern: Der Neujahrsempfang ist für jeden Stadtrat ein Pflichttermin. Selbst der eigene Geburtstag ist da keine Entschuldigung, jedenfalls nicht für CDU-Stadtrat Ernst Kress, der mit seinen Weggefährten im Bürgerhaus auch aufs neue Lebensjahr anstieß. Sein Fraktionskollege Manuel Häußer ist heute an der Reihe, weshalb OB Nopper verkündete: „Ab Mitternacht gehen alle Getränke auf seine Geburtstagskappe“. Doch da war der OB etwas voreilig: „Ich habe leider meinen Geldbeutel zu Hause vergessen“, meinte Häußer, der heute 40 wird, schmunzelnd. Und das große Geburtstagsfest sei ohnehin erst im März geplant.

Musikalische Gipfel und gebackene Glücksbringer

© Jörg Fiedler

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Erstellt:
12. Januar 2019, 06:00 Uhr

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