Wahlwerbung für die AfD
Musk-Beitrag in der „Welt“: Idee kam von Springer-Aufsichtsrat
Der Gastbeitrag des Tech-Milliardärs Elon Musk in der „Welt“, in dem er Wahlwerbung für die AfD machte, sorgt für Kritik. Tatsächlich soll die Idee dafür nicht von ihm selbst stammen.
Von red/epd
Die Idee zum umstrittenen „Welt“-Gastbeitrag von Elon Musk, in dem der Tech-Milliardär Wahlwerbung für die AfD machte, stammt nach eigenen Angaben von Springer-Aufsichtsratsmitglied Martin Varsavsky. Er erklärte auf X, er sei ein Freund von Musk. Der Artikel in der „Welt“ sollte dem US-Unternehmer die Möglichkeit geben, seine bereits auf X geäußerte Unterstützung der AfD genauer darzustellen. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) hatte am Donnerstagabend über Varsavskys X-Post berichtet.
„Welt“-Chefredakteurin Jennifer Wilton habe zugestimmt, dass Musks Artikel „signifikanten Nachrichtenwert“ hätte, erklärte Varsavsky. Er habe daraufhin mit Musk Kontakt aufgenommen und ihm erläutert, welche möglichen Auswirkungen ein Beitrag hätte, in dem der Tech-Milliardär seine Ansichten zur AfD darstellt. „Er mochte die Idee, schrieb den Artikel und die ‚Welt’ veröffentlichte ihn“, so Varsavsky. Elon Musk selbst bestätigte dies bei X.
Wer ist Martin Varsavsky?
Martin Varsavsky ist nach Angaben des Axel-Springer-Verlags ein Investor, der in den vergangenen 30 Jahren acht Unternehmen in den USA und in Europa unter anderem im Bereich der Biotechnologie gründete. Seit 2014 ist er Mitglied des Aufsichtsrats der Axel Springer SE.
Auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) verwies ein Springer-Sprecher auf ein Interview der FAZ mit Jan Philipp Burgard, dem Chefredakteur der „Welt“-Gruppe. Burgard sagte: „Unsere Gastautoren haben grundsätzlich einen Anspruch darauf, dass die Genese ihres Beitrags der Vertraulichkeit unterliegt.“
Die Entscheidung für den Abdruck von Musks Text sei „nach intensivem Austausch mit Redaktionsvertretern, etwa mit dem Redaktionsausschuss, innerhalb der Chefredaktion getroffen“ worden, so Burgard. „Und nirgendwo sonst. Es war auch ganz allein meine Entscheidung, dem Gastbeitrag von Elon Musk meine sehr entschiedene Erwiderung entgegenzusetzen“, führte der „Welt“-Chef im Interview weiter aus.
Kritik an Musks Äußerungen
Unterdessen hält die Kritik an den jüngsten Äußerungen Musks zur deutschen Innenpolitik und an seiner verbalen Attacke auf Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an. Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) warf Musk im Berliner „Tagesspiegel“ (Freitag) einen „fundamentalen Angriff auf die deutsche Demokratie“ vor. Der Vorsitzende des CDU-Sozialflügels CDA, Dennis Radtke, bezeichnete den engen Vertrauten des designierten US-Präsidenten Donald Trump als „politischen Brandstifter“.
Musk hatte Steinmeier auf X als antidemokratischen Tyrannen beschimpft. „Schande über ihn“, fügte der Trump-Berater hinzu. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte er nach dem Bruch der Ampel-Koalition als „Narr“ bezeichnet.
Vize-Kanzler Robert Habeck (Grüne) sagte dem „Spiegel“ am Freitag: „Der reichste Mann der Welt, der eine der wirkungsmächtigsten Kommunikationsplattformen besitzt, unterstützt offen eine in Teilen rechtsextremistische Partei. Wir sollten nicht den Fehler machen, das abzutun, wie wir in der Vergangenheit so häufig Warnungen abgetan haben.“