Veranstaltung auf „X“

Musk lacht, Weidel schwärmt: So lief das umstrittene Gespräch ab

Mehr als eine Stunde tauschten sich AfD-Chefin Alice Weidel und Tech-Milliardär Elon Musk bei einem Online-Gespräch aus – und waren fast immer einer Meinung.

Der in den USA lebende Tech-Milliardär Elon Musk mischt sich seit einiger Zeit immer wieder in die deutsche Politik ein.

© Evan Vucci/Kay Nietfeld/AP/dpa/Evan Vucci/Kay Nietfeld

Der in den USA lebende Tech-Milliardär Elon Musk mischt sich seit einiger Zeit immer wieder in die deutsche Politik ein.

Von Rebekka Wiese

Es dauert etwas mehr als eine halbe Stunde, bis Alice Weidel auf Adolf Hitler zu sprechen kommt. Und zwar vor allem auf seine Wirtschaftspolitik. „Er hat Konzerne verstaatlichen lassen wie verrückt“, erklärt sie. „Nationalsozialisten, wie das Wort schon sagt, waren Sozialisten.“ Hitler sei ein „Kommunist“ gewesen. Die AfD sei „das Gegenteil“ davon.

Es war einer der vielen ungewöhnlichen Momente in dem Online-Gespräch zwischen der AfD-Chefin und dem Tech-Milliardär Elon Musk, zu dem sich die beiden am Donnerstagabend über dessen Plattform „X“ zusammengeschaltet haben. Mehr als eine Stunde tauschten sich die beiden auf Englisch aus. Laut „X“ hatten sich zeitweise mehr als zwei Millionen Konten zum Zuhören eingeschaltet.

Der reichste Mensch der Welt

Es war eine Veranstaltung, über die schon im Vorhinein viel diskutiert worden war. Denn dass sich ein ausländischer Unternehmer so offensiv in den deutschen Wahlkampf einmischt, ist ungewöhnlich. Musk, dem unter anderem der Elektroautohersteller „Tesla“ gehört, ist der reichste Mensch der Welt. Er steht dem designierten US-Präsidenten Donald Trump nahe und wird in dessen Administration eine wichtige Rolle spielen. In den vergangenen Wochen beschimpfte er immer wieder deutsche Bundespolitiker und warb in einem umstrittenen Gastbeitrag für die „Welt am Sonntag“ für die in Teilen rechtsextreme AfD.

Der Verband Lobbycontrol hatte die Veranstaltung schon zuvor kritisiert. Nach dessen Einschätzung könnte es sich um eine illegale Parteispende handeln. Normalerweise müsste man für solche Reichweiten sehr viel Geld bezahlen, so der Verband.

„Ein normales Gespräch“ ohne kritische Fragen

Das sahen Weidel und Musk selbst anders. In dem Gespräch ging es immer wieder um Meinungsfreiheit. Gleich zu Beginn merkte Weidel an, dass sie es nicht gewohnt sei, „einfach ein normales Gespräch“ haben zu können, ohne dabei unterbrochen oder negativ eingeordnet zu werden. Tatsächlich stellte ihr Musk keine einzige kritische Frage.

Musk bat Weidel zu Beginn, die AfD den US-amerikanischen Zuhörern vorzustellen. „Wir sind eine relativ neue Partei, die vor elf Jahren während der Euro-Probleme gegründet wurde“, sagte Weidel. Danach erklärte sie zunächst, wo sie Probleme in der deutschen Wirtschaft sehe. Diese gingen vor allem auf die Abschaltung der Atomkraftwerke zurück, erklärte sie. Außerdem kritisierte sie die überbordende Bürokratie.

Randthema Migration

Im Vergleich dazu sprach sie wenig über Migration. Sie behauptete allerdings, dass Menschen, die einmal ins Land gekommen seien, nicht abgeschoben werden könnten, wenn sie einmal ihren Pass zerstört hätten. „Das ist verrückt, aber in den USA ist es auch so“, sagte Musk. Weidel sagte außerdem, dass seit 2015 sieben Millionen Zuwanderer nach Deutschland gekommen seien. Sie erwähnte dabei allerdings nicht, dass es sich dabei nicht um die Zahl der Asylbewerber, sondern um die Zahl aller nach Deutschland zugezogenen Menschen handelt.

Es war ein Gespräch, in dem es insgesamt wenig Dissens zwischen Musk und Weidel gab. Man konnte sogar den Eindruck haben, dass Weidel ihn unbedingt vermeiden wollte, immer wieder lobte sie Musk überschwänglich für seine Worte oder fragte ihn nach seiner Meinung. Und sie appellierte an Musk, dass die USA den Ukraine-Krieg beenden müssten. „Das ist meine Hoffnung in Donald Trump und in dich“, betonte sie. „Die Europäer können das nicht.“

Werbung für die AfD

Musk warb sehr deutlich dafür, für die AfD zu stimmen. „Nur die AfD kann Deutschland retten“, sagte er gleich zwei Mal. Die AfD habe nichts Unerhörtes vor. Dass die AfD damit kokettiert, aus der EU auszutreten und ihre Vertreter sich immer wieder rassistisch und verfassungsfeindlich äußern, erwähnte Musk nicht. Dass man Hitler und sein Volk mit Verbrechen wie dem Holocaust verbindet, kam auch nicht mehr zur Sprache.

Dafür wollte Weidel am Ende des Gesprächs von Musk wissen, ob er an Gott glaube. „Ich versuche, das Universum so gut zu verstehen, wie es geht“, sagte er. „Ich versuche, offen für die Idee zu sein.“ Es sei aber schwer daran zu glauben, wenn es so viel Böses in der Welt gebe. Und was denkt Weidel? „So geht es mir auch“, sagte sie.

Zum Artikel

Erstellt:
9. Januar 2025, 21:54 Uhr
Aktualisiert:
9. Januar 2025, 21:58 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen