Nordhalbkugel früher bevölkert

Muss die Geschichte der Dinosaurier neu geschrieben werden?

Seit wann gibt es Dinosaurier? Dies beschäftigt Paläontologen schon seit langem. Nun sind Forscher die ältesten Fossilienspuren auf der Nordhalbkugel gestoßen.

Diese  künstlerische Darstellung zeigt, wie die Dinosaurier-Art Ahvaytum bahndooiveche vor etwa 230 Millionen Jahren ausgesehen haben könnte.

© dpa/Gabriel Ugueto

Diese künstlerische Darstellung zeigt, wie die Dinosaurier-Art Ahvaytum bahndooiveche vor etwa 230 Millionen Jahren ausgesehen haben könnte.

Von Markus Brauer/dpa

Dinosaurier besiedelten die Nordhalbkugel wohl schon weitaus früher als bisher angenommen. Darauf weisen rund 230 Millionen Jahre alte Überreste der Dinosaurierart Ahvaytum bahndooiveche und einer noch unbestimmten Spezies hin.

Die Fossilien sind fast so alt wie die ältesten Dinosaurierfunde auf südlichen Landmassen (etwa 233 Millionen Jahre), wie ein Forscherteam um David Lovelace vom University of Wisconsin Geology Museum in Madison im Fachmagazin „Zoological Journal of the Linnean Society“ berichtet.

Dinosaurs?! In the Popo agie?! About time!!! Very excited to see this and can’t wait for more in the future! In the meantime, welcome Ahvaytum bahndooiveche!!! pic.twitter.com/tSTJQNhTJr — Leroy Durrant (@DurrantKameron) January 8, 2025

„Mit diesen Fossilien haben wir den ältesten äquatorialen Dinosaurier der Welt - es ist auch der älteste Dinosaurier Nordamerikas“, erklärt Lovelace in Bezug auf Ahvaytum bahndooiveche.

Vom Ursprung der Dinosaurier

Die bisherige Annahme sei, dass der Ursprung der Dinosaurier tief in der südlichen Hemisphäre liegt, erläutern die Forscher. Damals bildeten alle Landmassen der Erde den Superkontinent Pangaea, der vor etwa 200 Millionen begann, in einen nördlichen Kontinent (Laurasia) und einen südlichen Kontinent (Gondwana) auseinanderzubrechen.

Während auf dem Gebiet des früheren Gondwana eine Reihe von Fossilien früher Dinosaurier gefunden wurden, gab es keine vergleichbar alten Funde aus niedrigen Breiten (rund um den Äquator) und Laurasia: Zwischen den ältesten gondwanischen Funden und den ältesten bekannten Dinosauriervorkommen in der nördlichen Hemisphäre (Laurasia) lagen etwa 6 bis 10 Millionen Jahre.

Hypothese gerät ins Wanken

Mit den rund 230 Millionen Jahre alten Funden wird die Hypothese einer verzögerten Ausbreitung der Dinosaurier aus Gondwana in hohen Breitengraden nun infrage gestellt. Womöglich seien bislang schlichtweg zu wenig zeitlich entsprechende Schichten des früheren Laurasia gut untersucht worden. Demnach ginge die bisherige Hypothese auf eine Stichprobenverzerrung zurück.

Der Name Ahvaytum bahndooiveche stammt aus einer Sprache der indigenen Schoschonen in Nordamerika und bedeutet „vor langer Zeit“ (Ahvaytum) und „Dinosaurier“ (bahndooiveche). Er wurde in Zusammenarbeit mit der indigenen Bevölkerung ausgewählt.

Die Forscher bestimmten die neue Art anhand versteinerter Knochen: ein Sprungbein und ein Teil eines Oberschenkelknochens. Datenbankabgleiche ergaben, dass die Fossilien keiner bekannten Dinosaurierart zuzuordnen sind.

Viele Details noch unklar

Die weitere Analyse erbrachte, dass Ahvaytum bahndooiveche zu den Sauropodomorpha gehörte, eine der beiden Hauptgruppen der Echsenbeckendinosaurier (Saurischia), aus denen später die Vögel hervorgingen. Außerdem fanden die Wissenschaftler Beinknochen eines noch nicht genauer bestimmten Tiers aus der Gruppe der Vogellinien-Archosaurier in derselben Gesteinsformation, der Popo-Agie-Formation in Wyoming (USA).

Über die Ernährung von Ahvaytum bahndooiveche können die Forscher nichts sagen, weil keine Schädelknochen vorliegen. Vermutet wird, dass Ahvaytum bahndooiveche wie seine nächsten Verwandten ein Allesfresser war.

Das Auftauchen von Ahvaytum bahndooiveche könnte den Forschern zufolge mit der karnischen Regenepisode, auch Raibl-Ereignis genannt, zusammenhängen. Vor 232 bis 234 Millionen Jahren (im Zeitalter Karnium) regnete es sehr viel, wodurch sich die Ökosysteme auf dem Land und im Meer stark veränderten. Die Entwicklung der Dinosaurier aus Vorformen wird in neueren Studien mit diesem Ereignis in Verbindung gebracht.

Pangaea: Ein Kontinent, alle Landmassen

Einst war Pangaea ein Urkontinent, der alle Landmassen der Erde umfasste. Der Name stammt vom deutschen Geowissenschaftler Alfred Wegener (1880-1930). Seit der Entwicklung seiner Theorie der Plattentektonik wird Pangaea als Superkontinent bezeichnet - der bisher letzte in der Erdgeschichte.

Diese riesige Landmasse existierte vom späten Karbon (325 Millionen Jahre) bis in den Jura (150 Millionen Jahre) - also in jenem Zeitraum der Erdgeschichte, in dem sich das große Massenaussterben am Ende des Perm (290 bis 250 Millionen Jahre) abspielte und die evolutionäre Entwicklung der Dinosaurier begann. Durch plattentektonische Vorgänge begann Pangaea um 230 bis 200 Millionen Jahren auseinanderzubrechen.

Pangaea Ultima

Der letzte Superkontinent Pangaea zerbrach vor rund 200 Millionen Jahren und teilte sich in die heutigen Kontinente Afrika, Asien, Amerika, Antartika, Australien und Europa.Der nächste Superkontinent, Pangaea Ultima, wird sich Berechnungen zufolge in rund 250 Millionen Jahren am Äquator bilden. Dabei schrumpft der Atlantik immer weiter zusammen, bis die eurasische Landmasse mit Nordamerika kollidiert und so einen einzigen gewaltigen Kontinentalblock bildet.

Zum Artikel

Erstellt:
10. Januar 2025, 16:38 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen