Nach Japankäfer-Fund etwa 400 Verdachtsmeldungen
dpa/lsw Karlsruhe. Der Fund eines Japankäfers in der Schweiz nahe der Grenze zu Baden-Württemberg hatte Pflanzenschützer im Sommer alarmiert. Die Bevölkerung war aufgerufen, die Augen aufzuhalten - und hat den Experten zahlreiche Käfer gemeldet. War auch ein Treffer dabei?
Nach dem Fund eines Japankäfers nahe der Grenze in Basel ist ein totes Exemplar in Baden-Württemberg entdeckt worden. Das Tier sei in einer Lieferung von Industriegütern aus Polen gewesen, erklärte Jonathan Mühleisen, Referent für Pflanzengesundheit am Landwirtschaftlichen Technologiezentrum (LTZ) Augustenberg in Karlsruhe.
Es habe sich nicht um pflanzliche Erzeugnisse gehandelt. Der Pflanzenschutzdienst habe sich die Lage in dem betroffenen Betrieb angeschaut und die polnischen Kollegen informiert. „Allerdings ist unklar, woher der Japankäfer wirklich stammt, da von der Spedition auch andere europäische Länder - einschließlich Italien - angefahren werden“, erläuterte Mühleisen. Der Fund mache aber deutlich, dass die Gefahr einer Einschleppung „durchaus real“ sei.
Mitte Juli war in der Nähe des Baseler Güterbahnhofs ein männlicher Käfer in eine sogenannte Pheromonfalle geraten. Die deutschen Experten waren daraufhin in Alarmbereitschaft und informierten die Öffentlichkeit. Denn der Käfer kann laut LTZ starke Fraßschäden vor allem an Obstbäumen, Erdbeeren, Bohnen, Mais, Wein, Rosen und vielen anderen Strauch- und Baumarten anrichten. Die Engerlinge - also die Larven - wiederum ernährten sich überwiegend von Graswurzeln und könnten in Massen ganze Rasen, Wiesen und Weiden zerstören.
Bürgerinnen und Bürgern meldeten dem LTZ daraufhin etwa 400 Verdachtsfälle zum Japankäfer, wie Mühleisen schilderte. Oft seien aussagekräftige Fotos dabei gewesen, die die Fachleute direkt prüfen konnten. Häufig habe es sich aber um Rosenkäfer gehandelt, in einigen Fällen auch um Junikäfer und Gartenlaubkäfer oder andere Insekten.
Erwachsene Japankäfer sind den Angaben zufolge rund einen Zentimeter groß und sehen so ähnlich aus wie heimische Gartenlaub-, Mai- oder Junikäfer. Der Japankäfer aber habe fünf weiße Haarbüschel an jeder Hinterleibsseite und zwei am Ende des Körpers. Das Halsschild schimmere auffällig grün-metallisch. Die Flugzeit ende im September. Einschränkungen beim Pflanzentransport, engmaschige Netze, Insektizide oder Pilze könnten Maßnahmen sein, um eine Ausbreitung von Popillia japonica zu verhindern. Das Risiko einer Einschleppung galt vor allem über den Reise- und Warenverkehr auf den Verkehrsadern am Oberrhein oder die Autobahnen am Bodensee als hoch.
„Der Japankäfer in Basel war nach Einschätzung des Eidgenössischen Pflanzenschutzdienstes ebenfalls ein Einzelfall“, teilte Mühleisen weiter mit. In der Schweiz seien bis etwa Mitte September 18 zusätzliche Fallen in einem Radius von zwei Kilometern um den Fundort aufgestellt worden - ohne weiteren Japankäfer-Fund.
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