Nach Olympia-Desaster: Speerwerfer will sich rehabilitieren
dpa Offenburg. Nach der klar verpassten Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Tokio will sich Speerwerfer Johannes Vetter mit weiten Würfen rehabilitieren. Acht Tage nach der überraschenden Olympia-Pleite wird er an diesem Sonntag (13.00 Uhr) bei einem Werfer-Meeting in seiner Heimatstadt Offenburg an den Start gehen. Der deutsche Rekordhalter war als Weltranglisten-Erster nach Japan gereist und kam mit 82,52 Metern nicht über Rang neun hinaus.
„Das sportliche Desaster von Tokio ist für Johannes auch ein finanzieller Schlag in die Magengrube“, sagte Boris Obergföll, Vetters Trainer und Meetingdirektor in Offenburg. „Wir werden künftig die Starts von Johannes nach den Belägen in den Stadien auswählen“, kündigte Obergföll als Konsequenz aus Vetters Rutschpartie von Tokio an. Der in Japan verlegte neue Hightech-Mondo-Belag habe durch einen mit Luftbläschen durchsetzten Unterbau nicht die erforderliche Härte besessen, wie sie ein Kraftwerfer wie Vetter benötige.
Die Probleme des 28 Jahre alten 90-Meter-Werfers mit rutschigen Anlaufflächen sind nicht neu. Schon 2018 wurde der Speerwurfanlauf im Berliner Olympiastadion auf Drängen der deutschen Werfer wenige Monate vor der EM neu ausgehärtet. Auch vor den deutschen Meisterschaften 2021 in Braunschweig wurde die Bahn mit Klebstoff zur Aushärtung des Belags neu versiegelt.
„Damit kein falscher Eindruck entsteht“, sagte Obergföll. „Es gibt viele gute Anlaufbahnen, sonst hätte Johannes in seiner Karriere nicht 28 Mal über 90 Meter geworfen und mit 97,76 Metern den zweitbesten Wurf aller Zeiten hingelegt.“ Doch was für Sprinter schnelle Zeiten bringe, sei für Werfer mit einer kraftbetonten Technik sehr schlecht, erklärte der Bundestrainer.
Neben Vetter starten Olympia-Teilnehmer Bernhard Seifert (Potsdam), Weltmeister Anderson Peters aus Grenada und der Olympia-Elfte Kim Amb aus Schweden. Meetingrekordhalter Andreas Hofmann (Mannheim/92,06) hatte sich zuletzt auf dem Laufband eine Rückenverletzung zugezogen. Favoritin bei den Frauen ist Nicola Ogrodnikova aus Tschechien (67,40). Europameisterin Christin Hussong (Zweibrücken) ist nicht dabei. Sie war auch nur Neunte in Tokio geworden.
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