Unglück vor britischer Nordseeküste

Nach Schiffskollision – Brand weiterhin nicht gelöscht

Einen Tag nach der Kollision eines Öltankers und eines Frachtschiffs vor der britischen Nordseeküste ist das Feuer am Unglücksort weiterhin nicht gelöscht. Die Sorge vor einer Umweltkatastrophe ist groß.

Nach einer Schiffskollision vor der britischen Nordseeküste ist ein Brand ausgebrochen.

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Nach einer Schiffskollision vor der britischen Nordseeküste ist ein Brand ausgebrochen.

Von red/AFP/dpa

Nachdem am Montag zwei Schiffe vor der britischen Nordseeküste kollidiert und in Flammen aufgegangen sind, ist der Brand weiterhin nicht gelöscht. Das teilte der Chef der Hafenbehörde in Grimsby, Martyn Boyers, am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP mit. Der Zusammenstoß zwischen dem Öltanker „Stena Immaculate“ und dem von einer deutschen Reederei Ernst Russ betriebenen Frachtschiff „Solong“ hatte sich am Montagmorgen nahe der Hafenstadt Hull in der ostenglischen Grafschaft East Yorkshire ereignet.

Wie die britische BBC unter Berufung auf die Küstenwache weiter berichtete, wurde die Suche nach dem einzigen vermissten Crew-Mitglied abgebrochen. Insgesamt 36 Besatzungsmitglieder des Öltankers und des Containerschiffs seien sicher an Land gebracht worden, ein Mensch sei ins Krankenhaus gekommen. Die Sorge vor einer Verschmutzung der Nordsee bleibt derweil groß.

Frachtschiff rammte Öltanker

Der Öltanker war am Montagvormittag in dem stark befahrenen Seegebiet vom Frachtschiff „Solong“ gerammt worden und in Brand geraten. Das vermisste Besatzungsmitglied stammt von der „Solong“. Bei dem Unglück trat dem Schifffahrtsunternehmen Crowley zufolge Flugzeugtreibstoff aus. Die Küstenwache teilte mit, derzeit würden notwendige Maßnahmen gegen Umweltverschmutzung geprüft.

220.000 Barrel Flugzeugtreibstoff

Die Sorge vor Umweltschäden ist groß. Am Mittag war noch immer unklar, wie viel der 220.000 Barrel (knapp 35 Millionen Liter) Flugzeugtreibstoff, die auf der „Stena Immaculate“ transportiert wurden, ins Meer gelangt waren. Der Treibstoff war den Angaben des US-Schifffahrtsunternehmens Crowley zufolge auf 16 Tanks verteilt, von denen mindestens einer bei dem Zusammenstoß beschädigt wurde.

Berichte, wonach die „Solong“ mehrere Behälter mit Natriumcyanid geladen haben sollte, wurden von deren Reederei Ernst Russ dementiert. Natriumcyanid ist eine giftige Substanz, die das Ökosystem belasten kann. Die Container seien jedoch leer gewesen, hieß es in einer Mitteilung des in Hamburg ansässigen Unternehmens.

Britische Behörden seien dabei, die Auswirkungen auf die Umwelt zu erfassen, sagte der britische Staatssekretär für Wohnungswesen, Matthew Pennycock, dem Sender „Times Radio“.

Tanker liegt laut Experten stabil

Das niederländische Bergungsunternehmen Boskalis ist mit der Bergung der„Stena Immaculate“ beauftragt worden. Vier Schiffe mit Löschmaterial seien auf dem Weg zur Unglücksstelle, sagte ein Sprecher von Boskalis der Deutschen Presse-Agentur.

„Wir müssen zunächst sehen, dass wir auch dicht an das Schiff herankommen.“ Das hänge von der Rauch- und Temperaturentwicklung ab. Die Umstände sind nach den Angaben des Sprechers günstig. „Das Feuer ist deutlich kleiner geworden als noch in der Nacht.“

Die Gefahr, dass der Tanker auseinanderbreche, sei klein. Beide Schiffe seien nicht länger ineinander verkeilt. „Heute Nacht ist das Containerschiff aus eigener Kraft freigekommen, der Tanker liegt stabil.“

Die Experten werden den Angaben zufolge zunächst den Tanker von außen kühlen. „Wir müssen erst kühlen und dafür sorgen, dass die Temperatur auf dem Schiff sinkt.“ Dann werde, sofern das nötig sei, auch auf dem Schiff weiter gelöscht. Sobald der Brand unter Kontrolle sei, könne der Tanker in einen sicheren Hafen geschleppt werden.

Gründe für Unglück weiterhin unklar

Warum die beiden Schiffe zusammenstießen, war auch einen Tag nach dem Unglück weiter unklar. Der unter US-Flagge fahrende Tanker war nach Angaben von Crowley von der unter portugiesischer Flagge fahrenden „Solong“ gerammt worden, als er vor Anker lag. Die Untersuchungen liegen federführend bei den Flaggenstaaten.

Berichten von Besatzungsmitgliedern der „Stena Immaculate“ zufolge, die mit dem US-Sender CBS gesprochen hatten, brach unmittelbar nach dem Zusammenstoß ein Feuer aus. Nach anfänglichen Löschversuchen habe die Mannschaft beschlossen, das Schiff zu verlassen. Die Flammen seien den Seeleuten dabei so nah gekommen, dass manchen die Haare versengt wurden.

Deutsches Schiff zur Unterstützung entsandt

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace in Großbritannien äußerte sich besorgt. „Sowohl die hohe Geschwindigkeit als auch die Videos von den Folgen geben Anlass zu großer Sorge“, sagte ein Sprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Es sei aber noch zu früh, das Ausmaß von Schäden für die Umwelt zu bestimmen, sagte der Sprecher weiter.

Ein Sprecher von Großbritanniens Premierminister Keir Starmer äußerte, es sei eine „äußerst besorgniserregende Situation“. Ohne weitere Details zu kennen, werde nicht über die Unglücksursache spekuliert.

Auch das deutsche Havariekommando hatte ein Mehrzweckschiff zur Unterstützung entsendet. Die „Mellum“ der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes traf am späten Vormittag ein. Sie sei unter anderem mit Technik zur Brandbekämpfung sowie zur Aufnahme von Öl ausgerüstet. Rund 20 Menschen seien an Bord, hieß es vom Havariekommando. Zudem wird ein Flugzeug vom Typ DO 228 gegen 14.30 Uhr deutscher Zeit an der Küste erwartet. Die Bundeswehr bezeichnet es als „Öljäger“, weil es mit leistungsstarken Kameras und Sensoren dabei helfen könne, Schadstoffe im Wasser zu finden. Sowohl die Besatzung der „Mellum“ als auch die des Flugzeugs erhielten ihre Aufträge vor Ort von der britischen Küstenwache, hieß es weiter.

Allianz: Britische Gewässer weltweit die gefährlichsten

Die britischen Inseln sind nach einer Auswertung der Allianz von den weltweit unfallträchtigsten Gewässern umgeben: In den zehn Jahren bis 2023 kam es dort zu 5.279 Unfällen mit Schiffen von über 100 Bruttoregistertonnen - nahezu ein Fünftel der 28.000 in diesem Zeitraum weltweit gemeldeten Vorfälle. Das berichtete der zu dem Münchner Dax-Konzern gehörende Unternehmensversicherer Allianz Commercial.

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Erstellt:
11. März 2025, 10:38 Uhr
Aktualisiert:
11. März 2025, 13:49 Uhr

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