Bad Friedrichshall
Nach tödlichen Schüssen in Firma: Ermittlungen zu Motiv des Täters dauern an
Erst soll er auf drei Männer geschossen und zwei davon getötet haben. Dann folgt eine stundenlange Flucht und die Ungewissheit: Wo ist der Mann, der womöglich seine Kollegen auf dem Gewissen hat?
Von red/dpa
Ein schwer gepanzertes Fahrzeug rollt am späten Abend aus einer kleinen Gemeinde im Neckar-Odenwald-Kreis im Norden Baden-Württembergs. Der „Survivor“ der Polizei war Minuten zuvor noch im Einsatz, als Spezialeinsatzkräfte im beschaulichen Ort Seckach den Mann festnahmen, der wenige Stunden zuvor in einer Firma im rund 30 Autominuten entfernten Bad Friedrichshall (Kreis Heilbronn) zwei Männer erschossen haben soll. Außerdem soll er einen weiteren Mann so schwer verletzt haben, dass er in Lebensgefahr schwebt. Noch in der Nacht teilten die Ermittler mit: Der 52 Jahre alte Verdächtige war Mitarbeiter in der Firma. Die Opfer womöglich seine Kollegen.
Was genau den Deutschen zu der Tat bewegte, ist vollkommen unklar. Fest steht nur: Kurz nachdem mehrere Schüsse in dem Familienunternehmen in Bad Friedrichshall gefallen waren, flüchtete der maskierte Täter. Die Ermittler rückten mit einem Großaufgebot aus und fahndeten unter anderem mit einem Hubschrauber und Spezialeinsatzkräften in der Region nach dem Mann. Über Stunden hielten sich die Beamten zu dem Fall weitgehend bedeckt. Sie beteuerten lediglich: Für die Bevölkerung habe nach der Tat keine Gefahr bestanden.
Mordkommission im Einsatz
Während nach dem Flüchtigen gesucht wurde, machten sich Beamte der Mordkommission und der Spurensicherung in der Maschinenbaufirma an die Arbeit: Wie viele Schüsse wurden abgegeben? Wer beobachtete den Täter mit der Maske? Bis in die späte Nacht hinein waren die Ermittler im Einsatz.
Fest steht: Die Firma, die sich auch auf die Konstruktion von Zahnrädern spezialisiert hat, hatte der Verdächtige am Dienstag gegen 17.45 Uhr betreten und dann das Feuer eröffnet. Wie die Polizei weiter mitteilte, waren zu dem Zeitpunkt mehrere Mitarbeiter vor Ort. Sie seien später aus dem Gebäude gebracht und von der Polizei befragt worden, sagte eine Sprecherin. Von dem betroffenen Unternehmen war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Im Laufe des Mittwochs wollten Staatsanwaltschaft und Polizei Details zu dem Fall veröffentlichen. Über allem schwebt die Frage nach dem Motiv des Täters.
Bürgermeister: Firma größerer Arbeitgeber in der Region
Die betroffene Firma ist in Familienbesitz und nach eigenen Angaben Teil eines Herstellers von Lager- und Organisations-Systemen. In dem Unternehmen werden seit mehr als fünf Jahrzehnten auch Präzisions-Zahnräder hergestellt.
Bad Friedrichshalls Bürgermeister Timo Frey (CDU) erreichte die Nachricht im Rathaus. Am Tatort zeigte er sich erschüttert. Die Tat lasse ihn sprachlos und fassungslos zurück, sagt er. Es sei ein schockierendes Geschehen. Die Angehörigen der Opfer, die allesamt Mitarbeiter der Firma seien, würden nun betreut. „Es ist eine Tragödie, die sich hier abgespielt hat“, sagt Frey. Bad Friedrichshall hat rund 20.000 Einwohner.