Nachbesserungen bei der neuen Sporthalle auf der Maubacher Höhe in Backnang
Die Pläne für den Hallenneubau auf der Maubacher Höhe sind bei den Backnanger Sportvereinen auf deutliche Kritik gestoßen. Inzwischen hat die Stadt etliche Verbesserungsvorschläge aufgegriffen, doch es werden wohl nicht alle Wünsche erfüllt.
Von Kornelius Fritz
Backnang. Eine Grundsteinlegung ist normalerweise eine harmonische Veranstaltung, bei der alle Beteiligten warme Worte für das gestartete Bauprojekt finden. Insofern war es recht ungewöhnlich, dass Rainer Mögle Mitte Juli in seinem Grußwort zum Baustart der neuen Sporthalle auf der Maubacher Höhe auch deutliche Kritik äußerte. Die Vereine seien bei der Planung nicht immer rechtzeitig und umfassend eingebunden worden, bemängelte der Vorsitzende der TSG 1846 Backnang und forderte die Stadtverwaltung auf, den Erfahrungsschatz der Leute, die jede Woche in verschiedenen Hallen Sport treiben, besser zu nutzen.
Der öffentlich geäußerten Kritik war ein Treffen im Juni vorausgegangen, bei dem die Vereinsvertreter zahlreiche Unstimmigkeiten in der vorgelegten Hallenplanung festgestellt hatten. Der Katalog mit Fragen und Verbesserungsvorschlägen umfasste fast 20 Punkte. Kritisiert wurde zum Beispiel, dass der Eingangsbereich zu eng sei. „Wir befürchten, dass bereits bei 300 Zuschauern drangvolle Enge herrscht, vor allem in den Pausen oder kurz nach Spielende“, heißt es in der Stellungnahme der Vereine. Dabei soll die Halle doch Platz für bis zu 1400 Zuschauer bieten.
Weitere Kritikpunkte waren unter anderem eine zu kleine Anzeigetafel, fehlende Medienarbeitsplätze und zu geringe Lagerflächen. Unklar war den Vereinsvertretern auch, wie die Zuschauer zu den Zusatztribünen hinter den Toren kommen sollen. Die Treppen an den Seitentribünen führen nämlich nicht bis zum Spielfeldrand, sondern enden in einer Höhe von 1,20 Meter.
Gut zwei Wochen nach der Grundsteinlegung haben sich die Wogen geglättet: Bei einem Abstimmungsgespräch konnten etliche Kritikpunkte ausgeräumt werden. „Die Stadt ist auf viele unserer Vorschläge eingegangen“, bestätigt Rainer Böhle von der TSG. So soll etwa der Durchgang vom Foyer zur Tribüne von 2,50 Meter auf vier Meter verbreitert werden. Auch bei der Anzeigetafel und den Arbeitsplätzen für Medienvertreter lenkte die Stadt ein, die Treppen an der Tribüne werden verlängert.
„Alle Wünsche, die berechtigt waren, konnten wir auch erfüllen“, stellt Erster Bürgermeister Stefan Setzer zufrieden fest. Dass die nachträglichen Planänderungen zu deutlichen Mehrkosten führen werden, glaubt er nicht. Die Kosten für das Großprojekt wurden zuletzt mit 19,5 Millionen Euro angegeben. Ob es dabei bleiben wird, ist allerdings noch nicht sicher.
Bleibt die Frage, warum die Vereine nicht schon früher eingebunden wurden. Für manche Nachbesserungen ist es nun nämlich zu spät. Rainer Böhle sagt, man hätte sich die Halle zwei Meter breiter gewünscht. Für größere Turnwettkämpfe sei sie nun zu schmal. Auch wenn hinter der Außenlinie noch Werbebanden aufgestellt werden, könnte es eng werden.
Stefan Setzer hält dagegen, die Stadt habe bereits im Jahr 2014 die Vereine gebeten, ihre Bedarfe und Wünsche anzumelden. Auch in den Folgejahren habe es mehrere Gespräche gegeben. Dass diese zeitweise ins Stocken gerieten, begründet der Baubürgermeister damit, dass die Finanzierung des Neubaus noch nicht endgültig gesichert war. Planungsfehler kann Setzer beim größten Backnanger Bauprojekt seit Jahrzehnten aber nicht erkennen: „Ich denke, wir werden eine sehr gute Halle bekommen.“
Diskussion über Glasboden: praktisch, aber teuer
Diskutiert wird zurzeit noch über den künftigen Bodenbelag. Die Vereine wünschen sich einen sogenannten Glasboden. Dabei handelt es sich um eine noch relativ neue Technik, bei der die Linien für die verschiedenen Sportarten nicht aufgeklebt, sondern mit LED-Technik auf den Boden projiziert werden. So werden auf Knopfdruck immer nur die Markierungen sichtbar, die für die jeweilige Sportart benötigt werden.
Vor allem die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang drängen auf diese Lösung. Denn sollte dem ambitionierten Drittligisten der Aufstieg in die Zweite Bundesliga gelingen, wäre ein reiner Handballboden ohne Linien für andere Sportarten vorgeschrieben. Erfüllt die Halle diese Vorgabe nicht, müsste der Verein einen eigenen Boden anschaffen und vor jedem Heimspiel von ehrenamtlichen Kräften verlegen lassen, erklärt Alexander Hornauer vom HCOB. Mit einem Glasboden wäre nicht nur dieses Problem gelöst, sondern auch das befürchtete „Linienchaos“ vermieden, das durch die Nutzung für viele verschiedene Sportarten entstehen könnte.
Über die Erfahrungen mit Glasboden informieren
Hornauer verweist auf einen Fall in Pforzheim, wo der Handballverband einer neu gebauten Halle zunächst sogar die Zulassung verweigerte, weil das Handballfeld in einem Gewirr verschiedenfarbiger Linien kaum noch erkennbar war.
Auch Stefan Setzer kann die Argumente für den Glasboden durchaus nachvollziehen. Allerdings kostet ein solcher Boden rund 2,3 Millionen Euro, während ein normaler Linoleumbelag bereits für 250000 Euro zu haben ist. Nach Darstellung der Vereine sollen sich die Mehrkosten aber innerhalb von 13 bis 18 Jahren amortisieren. „Dieser Boden ist länger haltbar und die Reinigungskosten sind deutlich geringer“, behauptet Rainer Böhle. Stefan Setzer zweifelt zwar an diesen Berechnungen, verspricht aber, sich bei Städten, die bereits einen solchen Glasboden nutzen, nach den Erfahrungen zu erkundigen. Nach der Sommerpause will er das Thema dann im Gemeinderat zur Diskussion stellen.
Klar ist für Setzer allerdings, dass die Stadt nicht jeden Wunsch erfüllen kann. „Auch bei einer neuen Halle wird man Kompromisse machen müssen. Wir können keine Wettkampfarena für ganz spezifische Zwecke bauen“, sagt der Erste Bürgermeister. Zumal sich die Vereine bislang auch nicht an den Kosten für den Hallenneubau beteiligen wollen. In Rottenburg hatten die örtlichen Vereine beim Bau einer vergleichbaren Sporthalle einen Förderverein gegründet und rund 260000 Euro an Spenden gesammelt, mit denen die Beschallungsanlage und eine Videowand finanziert wurden. Auch in Backnang sei man mit dieser Idee auf die Vereinsvertreter zugegangen, erzählt Stefan Setzer. Die Resonanz sei allerdings „sehr schwach“ gewesen.