Nachts kein Zugang zu Geldautomaten

Bis Juli 2024 plant die Kreissparkasse Waiblingen, nach und nach ihre Selbstbedienungsbereiche in der Nacht abzusperren. Zwischen 22 und 6 Uhr kann dann kein Geld mehr abgehoben werden. Dadurch sollen Kriminelle davon abgehalten werden, die Automaten aufzusprengen.

Bald können die Kunden der Kreissparkasse Waiblingen in Backnang und den anderen Filialen zwischen 22 und 6 Uhr kein Geld mehr abheben. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Bald können die Kunden der Kreissparkasse Waiblingen in Backnang und den anderen Filialen zwischen 22 und 6 Uhr kein Geld mehr abheben. Foto: Alexander Becher

Von Anja La Roche

Rems-Murr. Die Kreissparkasse Waiblingen schließt aus Sicherheitsgründen zukünftig ihre Selbstbedienungsbereiche über Nacht von 22 bis 6 Uhr. Damit will die Sparkasse die Tatanreize für Bankautomatensprenger reduzieren. Bislang ist der Rems-Murr-Kreis zwar noch verschont geblieben, doch räuberische Überfälle dieser Art haben in den vergangenen fünf Jahren in Deutschland stark zugenommen (siehe Infotext). „Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht“, sagt Vincenzo Giuliano, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Waiblingen. „Schließlich sind es unsere Kundinnen und Kunden gewohnt, rund um die Uhr an unseren Automaten Geld abheben und ihre Bankgeschäfte erledigen zu können.“ Aber bei der Einschränkung der Öffnungszeiten handle es sich um eine wichtige Maßnahme, um die Menschen zu schützen und die Diebesbanden abzuschrecken. Die Sparkasse habe dies in Absprache mit dem Landeskriminalamt und dem Sparkassenverband vereinbart.

Projekt soll bis Ende Juli abgeschlossen sein

Nach und nach wird die Kreissparkasse nun die nächtlichen Schließungen an allen Standorten, an denen das möglich ist, umsetzen. Bis Ende Juli 2024 soll das Projekt abgeschlossen sein. Aushänge informieren die Kundinnen und Kunden rechtzeitig darüber, wann an ihrem jeweiligen Standort die neuen Regelungen gelten. In Auenwald ist die Nachtschließung bereits umgesetzt, selbiges gilt für Rudersberg, einem der Kooperationsstandorte der Volksbank Backnang und der Kreissparkasse Waiblingen. In Allmersbach im Tal befindet sich ebenfalls ein solcher Kooperationsstandort, bei dem die nächtliche Schließung ab Mitte Dezember geplant ist. Negative Kritik zu dem Vorhaben hat die Kreissparkasse nach eigenen Angaben noch keine erhalten.

Die Sprengungen von Automaten hinterlassen ein Bild wüster Zerstörung. Foto: Polizei

Die Sprengungen von Automaten hinterlassen ein Bild wüster Zerstörung. Foto: Polizei

Laut der Sparkasse handelt es sich bei den nächtlichen Abhebungen um einen niedrigen einstelligen Prozentwert, gemessen an allen Abhebungen, die getätigt werden. Somit treffen die veränderten Öffnungszeiten nur wenige Kunden. Nichtsdestotrotz – spontanes Geldabheben rund um die Uhr wird nicht mehr möglich sein.

Neben den nächtlichen Sperrzeiten plant die Sparkasse ein ganzes Bündel an Sicherheitsmaßnahmen. „Über die anderen Maßnahmen können wir natürlich nicht öffentlich informieren. Die Diebesbanden wären an diesen Informationen brennend interessiert“, sagt Giuliano.

Volksbank will eine Zugangskontrolle einrichten

Auch die Volksbank Backnang beschäftigt sich mit der Zunahme an Sprengungen. „Wir nehmen die Entwicklung ernst und ergreifen deshalb Maßnahmen, um Sprengungen von vornherein zu verhindern“, sagt der Vorstandsvorsitzenden Jürgen Beerkircher. „Das Ziel muss sein, es den Tätern möglichst schwer zu machen.“

Für gemeinsame Automaten der Volksbank Backnang und der Kreissparkasse Waiblingen, welche von der Kreissparkasse betrieben werden, gilt die nächtliche Sperrung bereits oder wird noch umgesetzt. „Das begrüßen wir grundsätzlich und analysieren derzeit, inwieweit das auch bei weiteren Automaten unserer Volksbank Sinn macht“, sagt Beerkircher. Bis dahin will die Volksbank vorsorglich eine Zugangskontrolle einrichten. Das bedeutet, dass die Kunden nur mit ihrer Geldkarte in den Bereich der Bankautomaten gelangen.

Dass die Volksbank anders als die Kreissparkasse vorerst an einem 24-Stunden-Zugang festhält, liegt an den dort installierten Defibrillatoren. Diese können im Ernstfall Leben retten und sollen deshalb eigentlich rund um die Uhr zugänglich sein.

Farbe macht Geld bei Sprengung unbrauchbar

Die Volksbank Backnang nennt zudem exemplarisch ein paar weitere Schritte, mit denen sie ihre Geldautomaten sicherer machen will. „Dazu gehören verstärkte Tresore innerhalb der Geldautomaten, die einer Sprengung standhalten, sodass der Täter nicht an das Geld kommt“, erklärt Beerkircher. Des Weiteren setze die Bank einen Schutz vor Flüssiggassprengstoff ein, der eine Explosion verhindert, sowie Einfärbesysteme, die das Geld im Fall einer Sprengung oder anderer Gewalteinwirkung durch Farbe unbrauchbar machen. Weitere Details möchte der Vorstandsvorsitzende aus Sicherheitsgründen nicht kommunizieren und bittet dafür um Verständnis.

Auch andere Banken lassen ihre Selbstbedienungsbereiche noch offen

Die beiden Standorte der BW-Bank in Backnang und Murrhardt stehen nach wie vor rund um die Uhr zur Verfügung. „Derzeit sind dort keine Veränderungen geplant“, berichtet der Pressereferent Alexander Braun. Generell schließt die BW-Bank aber nicht aus, den Zugang zu Automaten temporär zu verschließen. „Die BW-Bank setzt – individuell auf jeden Standort angepasst – auf eine Kombination diverser Sicherheitsmaßnahmen.“

Die Standorte der VR-Bank Schwäbischer Wald bleiben ebenfalls vorerst rund um die Uhr geöffnet. Das betrifft etwa Unterweissach und Allmersbach im Tal. „Über nächtliche Schließungen wurde noch nicht entschieden“, heißt es. Die Automaten würden aber regelmäßig einer Risikoanalyse unterzogen, auf deren Basis bereits Sicherheitsmaßnahmen zum Thema Automatensprengung umgesetzt wurden.

Ein krimineller Trend

Vorgehen Das Bundeskriminalamt erklärt auf seiner Website, dass bei den Sprengungen neben technischen Geräten wie Schneidbrennern auch Gasgemische und Explosivstoffe eingesetzt werden.

Gefahr Bei den meisten Zielen handelt es sich um Automaten an abgelegeneren Orten und zu Zeiten mit geringem Kundenbetrieb. Die Gefahr kann dennoch groß sein, dass die Täter durch die Explosion und ihr Fluchtverhalten Anwohner oder Passanten verletzen.

Zahlen Besonders viele Fälle gibt es in der Nähe der Niederlande, insbesondere in Nordrhein-Westfalen. In Baden-Württemberg wurden laut Landeskriminalamt 34 Automaten im Jahr 2022 und bislang 41 Automaten im Jahr 2023 gesprengt.

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Erstellt:
14. Dezember 2023, 06:00 Uhr

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