Natur- und Kulturgenuss für Leib und Seele
Großerlachs Bürgermeister Christoph Jäger stellt eine Teilstrecke des von ihm konzipierten neuen, einzigartigen Themenrundwanderwegs „Weg der Lieder“ vor, der bis Ende Oktober fertiggestellt sein wird.
Von Elisabeth Klaper
Großerlach. Der „Weg der Lieder“ ist Bürgermeister Christoph Jägers Herzblutprojekt. Bei einer Teilstreckenwanderung stellt er Interessierten und Beteiligten den neuen Themenrundwanderweg vor. Er führt durch die idyllische Landschaft und verbindet Wanderfreuden mit Momenten zum Innehalten und Nachdenken. An den Stationen werden Ereignisse der Ortsgeschichte, Gefühle und Lebenssituationen in magischer Atmosphäre thematisiert.
Bei einer Rast im Atelier am Limes erzählt Jäger, wie die Idee durch Wechselwirkungen zwischen Kunst und Musik entstand: Skulpturen, teils mit lokalhistorischen Bezügen, inspirierten Lieder. So das schlafende Mädchen auf dem Graber Friedhof die Band „Wendrsonn“ zum „Wiagalied“. Aus Liebe zu seinem beim Baden ertrunkenen Kind schuf der Vater, ein unbekannter italienischer Arbeiter, der am Bau der Straße von Murrhardt nach Grab 1912 mitwirkte, die Skulptur. Auch Lieder inspirierten Skulpturen, so Reinhard Meys Song „Der Bär“ den Bildhauer Walter Wieland zu einer Bärenfigur bei Hohenbrach, die für Freiheit steht.
Ein starker Impuls war die Einweihung der Gedenkstätte für den polnischen Fremdarbeiter Franciszek Gacek, den die Nationalsozialisten wegen einer Liebesbeziehung mit einer Einheimischen erhängten. Dies inspirierte Jäger als Liedermacher Chris zum Song „Und wenn es doch nur Liebe war“, den er am Klavier mit Sepp Steinkogler an der Gitarre darbietet, dazu weitere Liederwegsongs. Der Rathauschef erfasste und kartierte den 13,1 Kilometer langen Rundweg, zudem konzeptionierte und bereitete er das Kleinprojekt vor.
Die Strecke führt an einem ehrenamtlich geschaffenen Bolz- und Grillplatz sowie einer drehbaren Liege vorbei. Die Stationen sind bewusst nicht gekennzeichnet und nummeriert, damit noch weitere dazukommen können. Dafür schufen die örtlichen Künstler Helmut Bay, Albrecht Schilling, Sven Vollbrecht und Walter Wieland neue, teils von Liedern inspirierte Skulpturen. Die Naturparkführer Walter Hieber und Manfred Krautter wirkten bei der Wegführung und Beschilderung mit. Grafiker Dominik Bossert gestaltete das Logo und das Design der Schilder mit QR-Codes, die auf ein Streamingportal zum Anhören der Lieder verlinken. Die Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins übernimmt die Pflege des Wegs.
Annette Ehle, Vorsitzende des Vereins Regionalentwicklung Schwäbischer Wald, und Waldfee Michelle Fuchs präsentieren mit dem Bürgermeister die Start-Infotafel, die am Wanderparkplatz bei Grab aufgestellt wird. Er sei „der poetischste aller Bürgermeister“ und der Weg der Lieder „superschön gemacht“: ein Paradebeispiel für die Umsetzung einer Idee mithilfe des „buntesten und kreativsten Förderprogramms“ zur Verbesserung der Freizeitqualität im ländlichen Raum, freut sich CDU-Bundestagsabgeordnete Inge Gräßle.
Ähnlich begeistert ist Landrat Richard Sigel: Der Weg der Lieder zeige, welche kreativen Ideen im Kreis entstehen, die mit ehrenamtlichem Engagement umgesetzt werden und so Vielfalt für Menschen erlebbar machen. Er dankt dem Team der Leader-Geschäftsstelle und Regionalentwicklung sowie allen, die es ermöglichten. Der Themenrundwanderweg wird als Kleinprojekt des Regionalbudgets durch die Regionalentwicklung Schwäbischer Wald mit Bundes- und Landesmitteln gefördert, die Kosten liegen laut Jäger unter 20000 Euro. Wanderer benötigen gute Kondition und festes Schuhwerk, denn Topografie und Wegführung sind anspruchsvoll und für Fahrräder, Kinderwagen oder Rollstühle ungeeignet.
Der Weg der Lieder „Die, die wandern“ von Rainhard Fendrich / Start-Infotafel am Wanderparkplatz Grab, an der Sulzbacher Straße rechts vor der Ortseinfahrt
Die Liebe Steinskulptur eines schlafenden Mädchens, Bildhauer unbekannt / „Wiagalied“ von Wendrsonn (Markus Stricker) / Friedhof Grab
Der Mensch Menschenfiguren in verschiedenen Lebenssituationen aus schmiedeeisernen Teilen und Steinen von Albrecht Schilling / „Mensch“ von Herbert Grönemeyer / Morbach vor dem Atelier am Limes
Das Leben Holzherz von Helmut Bay mit Durchblick auf das Herzrelief in der Felswand von Walter Wieland / „Wues’d a Herz hast wia a Bergwerk“ von Rainhard Fendrich / am Forstweg bei Marbächle
Der Tod Gedenkstein mit Inschrift von Walter Wieland / „Was, wenn es doch nur Liebe war“ von Liedermacher Chris / bei Mannenweiler
Die Hoffnung Skulptur mit Apfelmotiv von Sven Vollbrecht / „Mein Apfelbäumchen“ von Reinhard Mey / beim Schweizerhof / Gutmachhof
Das Aufstehen Frauenskulptur von Walter Wieland / „Ungebrochen“ von Liedermacher Chris / beim Hochbehälter Wasenhaus nahe Trauzenbach
Die Freiheit Bärenskulptur von Walter Wieland / „Der Bär, der ein Bär bleiben wollte“ von Reinhard Mey / bei Hohenbrach