Nazisymbole beim Motorradtreffen am Trailhof
Beim Bikertreffen in Auenwald trugen einige Gäste offenbar verbotene Zeichen. Der Veranstalter distanziert sich von rechtem Gedankengut.

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Schöne Maschinen gab es beim Bikertreffen zu sehen, aber offensichtlich auch verbotene Zeichen. Foto: Tobias Sellmaier
Von Kornelius Fritz
Auenwald. Ralf Schweizer (Name geändert) wohnt in Auenwald und ist begeisterter Motorradfahrer. Klar, dass er sich da das große Motorradtreffen des MC Trailhof nicht entgehen lassen wollte. Mehr als 2000 Biker aus dem In- und Ausland pilgerten Mitte August zu dem dreitägigen Treffen in den kleinen Auenwalder Teilort, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, Ausfahrten zu unternehmen und gemeinsam zu feiern (wir berichteten). Auch Ralf Schweizer und seine Freunde hatten dort am Freitagabend im Festzelt viel Spaß.
Als er einen Tag später erneut zum Trailhof kam, verging ihm allerdings die Partystimmung, denn unter den Feiernden entdeckte er gleich mehrere Personen, die auf ihrer Kleidung und teilweise auch mit Tätowierungen offen Nazisymbole zur Schau trugen. So habe ein Besucher ein T-Shirt mit einem großen SS-Totenkopf auf der Brust angehabt, mindestens zwei weitere Gäste hätten das verbotene Nazizeichen als Aufnäher auf ihren Jacken getragen. Daneben entdeckte der Zeuge noch etliche weitere Symbole, die in Deutschland zwar nicht verboten sind, aber als Erkennungszeichen in der Neonaziszene gelten, wie zum Beispiel die „Schwarze Sonne“ oder den sogenannten „Wolfshaken“. Insgesamt habe er etwa zehn Personen gezählt, die rechtsextreme Symbole zur Schau trugen, berichtet Schweizer. Ein Freund von ihm bestätigt diese Angaben gegenüber unserer Zeitung.
Offenbar störte sich niemand an den verbotenen Symbolen
Was den Festbesucher am meisten irritierte, war, dass sich außer ihm offenbar niemand daran störte. Die Neonazis hätten unbehelligt vom Veranstalter oder anderen Besuchern mitgefeiert und seien an den Bewirtungsständen freundlich bedient worden. Als er andere Gäste darauf angesprochen habe, hätten diese bloß geantwortet: „So ist das halt auf dem Dorf.“ Daraufhin habe er die Veranstaltung bereits gegen
21 Uhr verlassen, „weil ich mich nicht mehr wohlgefühlt habe“, erzählt Ralf Schweizer, der seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen will, weil er Anfeindungen aus der rechten Szene befürchtet.
Der Vorstand des MC Trailhof zeigt sich überrascht von den Vorwürfen. „Ich persönlich habe davon überhaupt nichts mitbekommen und auch nichts davon gehört“, sagt der zweite Vorsitzende Andreas Werner. Aus seiner Sicht verlief das Motorradtreffen diesmal sogar wesentlich friedlicher als in früheren Jahren. An den drei Tagen habe man lediglich zwei Platzverweise aussprechen müssen, mit Rechtsextremismus hätten beide Fälle aber nichts zu tun gehabt.
Auch Heavy-Metal-Fans tragen Totenköpfe und Runen
Werner macht aber unmissverständlich klar, dass der Verein rechtsextremes Gedankengut weder unterstützt noch duldet. „Wäre uns ein Besucher aufgefallen, der verbotene Symbole trägt, hätten wir natürlich einen Platzverweis ausgesprochen“, sagt das Vorstandsmitglied. Der Auenwalder Motorradclub versteht sich als Familienverein, der sich unter anderem stark in der Jugendarbeit engagiert. Von Rechtsextremismus distanziert sich der MC Trailhof ebenso deutlich wie von der Rockerszene.
Als vor Jahren mal eine Gruppe von „Kuttenträgern“ beim Motorradtreffen aufgetaucht sei, habe man diese freundlich gebeten, doch bitte woanders zu feiern, was diese dann auch getan hätte, erzählt Andreas Werner. Dass beim jüngsten Bikertreffen einige Besucher offenbar unbehelligt Nazisymbole tragen durften, kann er sich nur so erklären, dass diese übersehen oder nicht als solche erkannt wurden. Totenköpfe und Runenzeichen seien auch in der HeavyMetal-Szene weit verbreitet. Diese von den Symbolen der Neonazis zu unterscheiden, sei für einen Laien nicht ganz einfach.
Besucher wollte sich keinen Ärger einhandeln
Werner wundert sich deshalb darüber, warum Ralf Schweizer und seine Freunde nicht vor Ort ein Vereinsmitglied oder den Sicherheitsdienst angesprochen haben. „Dann hätten wir das Problem noch am selben Abend aus der Welt schaffen können.“ Ralf Schweizer sagt, er habe in der Vergangenheit schon schlechte Erfahrungen mit Sicherheitsleuten gemacht und sich keinen Ärger einhandeln wollen.
Unabhängig davon kündigt der Vereinsvorstand an, man werde vor dem nächsten Motorradtreffen in zwei Jahren die Mitglieder und den Sicherheitsdienst noch einmal für das Thema sensibilisieren, damit verfassungsfeindliche Symbole in Auenwald künftig nicht mehr übersehen werden.