Nebenan wohnen, sich online vernetzen

Die Leute von nebenan (13): Auch Backnanger tauschen sich in der Plattform „nebenan.de“ aus

Häufig grüßt man lediglich im Vorbeigehen. Mit seinen Nachbarn lebt man zwar nah beieinander, aber wirklich häufig kennt man sie gar nicht. Dem soll die Plattform nebenan.de Abhilfe schaffen und möchte online diejenigen vernetzen, die Tür an Tür wohnen.

Oft sind es kleine Gesten, wie Blumen gießen oder Pakete annehmen, die ein Miteinander ausmachen. Pressefoto: nebenan.de

Oft sind es kleine Gesten, wie Blumen gießen oder Pakete annehmen, die ein Miteinander ausmachen. Pressefoto: nebenan.de

Von Sarah Schwellinger

BACKNANG. Wir haben Facebook, um mit Freunden auf der ganzen Welt vernetzt zu sein. Wir haben Instagram, um mit anderen Fotos zu teilen. Doch was oft vernachlässigt wird, ist der Kontakt zu den Menschen, die einem häufig begegnen: Sie leben im Viertel, in der Straße, Tür an Tür oder gar unter einem Dach. Und doch kennt man sich gar nicht so richtig oder findet keinen Anschluss. Da soll die Plattform nebenan.de Abhilfe schaffen.

Nebenan.de ist mit einer Million Nutzern nach eigener Aussage das größte soziale Netzwerk für Nachbarn. Auch Backnanger finden sich im Netzwerk, teilt Sprecherin Johanna Meinel vom Berliner Unternehmen mit. „In Backnang und Umgebung sind bisher rund 250 Nachbarn in fünf Nachbarschaften registriert.“ Die aktivste Nachbarschaft ist momentan Germannsweiler/Maubach mit über 100 aktiven Nutzern. Dazu kommen die Nachbarschaften Bahnhofsviertel (13), Hagenbach (29), Taus (68) und Robert-Kaess-Siedlung (15). Eine der Backnanger Nutzerinnen ist Karin. Die war kürzlich auf der Suche nach starken Männern aus der Nachbarschaft, die ihr beim Tragen helfen könnten.

Die Nachbarschaftsplattform wurde 2015 von Christian Vollmann und fünf Mitstreitern gegründet. Die Vision: Den gesellschaftlichen Herausforderungen wie zunehmender Anonymität, Einsamkeit, demografischer Wandel und Ressourcenverschwendung entgegenwirken und mehr lokale Gemeinschaft ermöglichen. Und die wird wohl vor allem in den größten Städten Deutschlands gesucht, denn das Unternehmen zeigt als die aktivsten Städte Berlin, München, Hamburg, Köln, Frankfurt am Main.

Bei nebenan.de sind seit der Gründung im Jahr 2015 Zigtausende schöne Begegnungen entstanden. Nachbarn lernen sich kennen, helfen sich im Alltag, verbringen ihre Freizeit zusammen, kümmern sich umeinander und ergreifen für ihr Viertel die Initiative. Auch in den Nachbarschaften, die sich bei nebenan.de organisieren, entstehen solche Gelegenheiten.

„Nachbarschaften in lebenswerte Orte verwandeln“

Da werden Stadtteilfeste geplant, Unterstützer gesucht, Mal- und Zeichenkurse angeboten, Tiefgaragen vermietet, nach Wohnungen gesucht, Gebrauchtes verkauft oder jemand zur Reparatur der alten Wanduhr benötigt. Es geht auch um den Austausch ganz einfacher, kleiner Nachbarschaftsdienste: Wer kann auf meinen Hund aufpassen? Wer kann unsere Blumen gießen, während wir im Urlaub sind? Wer hat Lust auf einen Spieleabend? Wer möchte zusammen joggen gehen? Es geht um den Austausch, das Vernetzen, was im Alltag oft zu kurz kommen kann.

Vollmann: „Ich möchte Nachbarschaften in lebenswerte Orte verwandeln, wo sich Nachbarn kennenlernen und wieder zu Hause fühlen.“ Seit 2018 steht nebenan.de auch Gemeinnützigen, Städten und Kommunen offen. Sie können auf organisation.nebenan.de ein offizielles Organisationsprofil anlegen und Anwohner über ihr Engagement im Viertel informieren.

2017 wurde die gemeinnützige nebenan.de Stiftung gGmbH als Tochtergesellschaft ausgegründet. Sie setzt sich bundesweit für mehr lokale Gemeinschaft ein. Dazu vergibt sie seit 2017 den Deutschen Nachbarschaftspreis und initiiert seit 2018 den „Tag der Nachbarn“.

Derzeit wird nebenan.de über Investoren wie zum Beispiel dem Burda-Verlag finanziert. Um die Plattform langfristig, nachhaltig und transparent betreiben zu können, wird lokalem Gewerbe in Kürze gegen Gebühr die Teilnahme und Platzierung von Inhalten bei nebenan.de ermöglicht. Schöne Geschichten aus ganz Deutschland gibt’s unter https://magazin.nebenan.de.

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Erstellt:
6. April 2019, 06:00 Uhr

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