Netze BW baut Funkmasten für sichere Energiewende

dpa/lsw Stuttgart. Die Energiebranche will in einem speziellen Frequenzbereich funken, um die Digitalisierung der Energiewende zu meistern. Den Aufbau des Funknetzes übernimmt in Baden-Württemberg Netze BW. In dem Zuge könnte ein anderes für Verbraucher leidiges Thema angegangen werden.

Damit die Energiewende auch technologisch störungsfrei umgesetzt werden kann, braucht es ein ausfallsicheres Kommunikationsnetz für die Digitalisierung sogenannter kritischer Infrastrukturen wie Wasserwerke. Dafür dürfen Energieversorger die 450-Megahertz-Frequenzen (MHz) nutzen. Die 450connect GmbH baut die Plattform auf, in Baden-Württemberg unterstützt durch die Netze BW.

„In ganz Baden-Württemberg werden rund 170 Funkmasten benötigt, um eine zuverlässige Flächenabdeckung zu gewährleisten“, teilte das Stuttgarter Unternehmen nun mit. Weil es dabei auf Bestandsanlagen der Konzern-Mutter EnBW sowie anderer Infrastrukturunternehmen zurückgreifen könne, müssten nur wenige Funktürme neu gebaut werden.

Das könnte für Bürger und Bürgerinnen sogar unmittelbar von Vorteil sein: „Wenn Gemeinden dies wünschen, legen wir die Türme so aus, dass auch Mobilfunkanbieter diese nutzen können“, erklärte der technische Geschäftsführer der Netze BW, Martin Konermann. „Das ist insbesondere für Regionen mit einer schlechten Mobilfunkversorgung interessant.“

Die neue 450MHz-Plattform ist nötig, weil immer mehr erneuerbare Energieanlagen ihren Strom dezentral und unregelmäßig einspeisen, während der Strombedarf allein schon wegen der Elektromobilität steigt. Auch die Digitalisierung schreite voran, Stromnetze würden deutlich komplexer und fehleranfälliger. „Die Energiewende braucht eine intelligente Infrastruktur - eine hochverfügbare und krisenfeste Kommunikation ist hierfür die Grundlage“, sagte der Sprecher der 450connect-Geschäftsführung, Carsten Ullrich, laut Mitteilung.

Die 450MHz-Plattform mit bundesweit rund 1600 Funkstandorten soll vollständig autark von bestehenden Telekommunikationsnetzen sein und bis Ende 2024 in Betrieb genommen werden. In dem Frequenzbereich funkte früher das analoge C-Mobilfunknetz. Die physischen Eigenschaften der 450MHz-Frequenzen ermöglichen den Angaben zufolge eine optimale Gebäudedurchdringung. Die Masten sollen im Schnitt rund 15 Kilometer voneinander entfernt stehen. Jeder Mast habe per Richtfunk Kontakt zu mehreren weiteren Funkstandorten.

„Ein Ausfall der Sprachkommunikation wie bei der Flutkatastrophe im Sommer 2021 ist mit der 450MHz-Plattform ausgeschlossen, weil wir die Funkstandorte nicht nur auf Höhen errichten, sondern entsprechend auch mit Notstromversorgungseinheiten ausstatten werden“, erklärte Konermann weiter. An das Netz können zum Beispiel auch intelligente Stromzähler, sogenannte Smart Meter, angeschlossen werden.

Um die Vergabe der Frequenzen hatte es politischen Streit gegeben. Auch die Polizei und andere Sicherheitskräfte hatten sie beansprucht.

© dpa-infocom, dpa:220209-99-40067/2

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Erstellt:
9. Februar 2022, 06:34 Uhr

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