Neue Fachberater bei Hornissen im Rems-Murr-Kreis
In jedem Frühjahr stellt sich für viele Bürgerinnen und Bürger aufs Neue dieselbe Frage: Was ist der richtige Umgang mit nistenden Hornissen und Wespen? Nun hat die Umweltakademie in Waiblingen Fachberater für Hornissen- und Wespenthemen ausgebildet.
Rems-Murr. „Nicht alle gelb-schwarz gefärbten Insekten bereiten Probleme. Im Gegenteil: Die Vielfalt der Wespen und Wildbienen ist faszinierend,“ weiß Melanie Maier von der unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts Rems-Murr-Kreis aus Erfahrung. Im Sommer haben Bürgerinnen und Bürger trotzdem besonders viele Fragen zu den faszinierenden Tieren. Was tun, wenn Hornissen auf dem Kindergartengelände nisten? Was tun bei einem Wespennest im Garten? Ist Ärger bei der sommerlichen Grillparty angesagt, wenn sich Wildbienen im Garten ansiedeln? Auch um diese Fragen ging es für 25 Teilnehmende bei einem zweitägigen Seminar für Fachberaterinnen und Fachberater für Hornissen und Wespen in diesem Frühjahr in Waiblingen. Die Fachberater unterstützen die untere Naturschutzbehörde künftig bei der Beratung oder Umsiedlung von Hornissen und wurden von der Umweltakademie auf ihren Einsatz vorbereitet. Folglich standen die Beratung von betroffenen Gebäudebesitzern sowie die Weitergabe von passenden Informationen im Mittelpunkt dieses Seminars. Daneben kam aber auch die Praxis nicht zu kurz. Neben dem fachlichen Austausch mit langjährigen Hornissenbeauftragten lernten die teilnehmenden Personen die Artbestimmung anhand von Präparaten und Nestern. Denn Hornissen, Wildbienen und Hummeln sind besonders geschützt nach dem Bundesnaturschutzgesetz und dürfen daher nicht einfach getötet oder auch nur gefangen werden. Ebenso sind ihre Nester besonders geschützt. Oft reicht es schon, wenn Melanie Maier und die ehrenamtlichen Fachberater alte Vorurteile entkräften und die wichtige Rolle dieser Insekten für die Natur erläutern. Um die ehrenamtlich Teilnehmenden auf die bevorstehenden Aufgaben vorzubereiten, wurde in dem zweitägigen Seminar in Waiblingen Grundlagenwissen zur Biologie und Ökologie der wichtigsten Wespenarten vermittelt und artenschutzrechtliche gesetzliche Grundlagen vertieft. Neben der Konfliktberatung und Aufklärung stand dabei auch der Austausch von Erfahrungen aus der Praxis auf der Tagesordnung. Die Teilnehmer bestimmten Wespenarten und deren Nester und vertieften ihr Fachwissen durch praktische Übungen. Die neuen Fachberater sind nun einsatzbereit und unterstützen Melanie Maier und ihre Kolleginnen und Kollegen beim Schutz der Europäischen Hornisse, denn der Hornissenschutz ist eine wichtige artenschutzrechtliche Aufgabe des Landratsamts. Konkrete Konfliktsituationen oder Fragen zu Hornissen und Co. Wenn es dennoch zu Konfliktsituationen kommt oder Fragen nur vor Ort geklärt werden können, dann haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamts Helfer an ihrer Seite: die ehrenamtlichen Fachberater für Hornissen- und Wespenschutz. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, siedeln sie Hornissennester um. Das Landratsamt vermittelt im konkreten Einzelfall nach einer ersten telefonischen Beratung den Kontakt zu den ehrenamtlichen Fachberatern. Diese können aufgrund ihrer Ausbildung viele Konfliktsituationen lösen. „Wir haben ein flächendeckendes Netzwerk von ehrenamtlichen Fachberatern zu Hornissen- und Wespenfragen für ganz Baden-Württemberg aufgebaut und bilden die Expertinnen und Experten im Sinne der Ehrenamtsförderung regelmäßig fort“, erklärt Michael Eick, Leiter der in Waiblingen angesiedelten Umweltakademie Baden-Württemberg, das Erfolgskonzept. „Die bürgernahe Beratung durch die Fachberater haben wir etabliert – nicht nur, um den Artenschutz zu fördern, sondern auch, um die Menschen wieder mehr an die Natur heranzubringen, auf unbürokratische Weise zu helfen und Kosten zu sparen.“ Die Deutsche und die Gemeine Wespe sind nicht besonders geschützt Übrigens: Nur Deutsche Wespe und Gemeine Wespe nehmen gern an der Kaffeetafel oder der Grillplatte Platz. Ihre Nester und Völker sind nicht besonders geschützt. Bei Wespenproblemen – sofern es wirklich nicht anders geht – kann unter Beachtung des allgemeinen Artenschutzes insofern jeder eigenverantwortlich handeln. Das bedeutet: Wenn ein vernünftiger Grund vorhanden ist, kann sich jeder Betroffene um eine erforderliche Entfernung der Insekten selbst kümmern. Ein vorheriger Kontakt mit dem Landratsamt ist in solchen Fällen also nicht erforderlich. Allerdings ist trotzdem eine gewissenhafte Überlegung geboten. „Wägen Sie also ab, ob Sie eine Saison zusammen überstehen, denn Wespen fressen wiederum andere Insekten. Sollte ein Zusammenleben unmöglich sein, können diese Nester eigenverantwortlich entfernt werden“, so Melanie Maier. pm