Neue Kindergruppe der Suchtberatung ist in Backnang gut gestartet

Seit September können Kinder von Eltern mit Suchtproblemen oder psychischen Erkrankungen ein neues Hilfsangebot besuchen.

Tobias Trumpp und Heike Mohrmann wollen den vernachlässigten Kindern mit der Giraffengruppe eine Stütze sein. Archivfoto: Alexander Becher

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Tobias Trumpp und Heike Mohrmann wollen den vernachlässigten Kindern mit der Giraffengruppe eine Stütze sein. Archivfoto: Alexander Becher

Von Kristin Doberer

Backnang. Wenn Menschen an einer psychischen oder einer Suchterkrankung leiden, wirkt sich das meist auch auf deren Kinder aus. Denn diese sind einem deutlich höheren Risiko ausgesetzt, selbst irgendwann in eine Sucht zu geraten oder eine psychische Erkrankung zu bekommen. „Und sie müssen oft früh Elternfunktionen übernehmen“, nennt Birgit Schmolke-El Titi, Leiterin der Caritas-Suchthilfe, ein weiteres Beispiel, gerade wenn es um die Versorgung von kleinen Geschwisterkindern geht. Um Kinder von psychisch kranken oder suchtkranken Eltern eine Unterstützung und einen Anlaufpunkt in Backnang zu geben, bietet der Kreisdiakonieverband seit September eine neue Gruppe an. Einmal pro Wochen können sich die betroffenen Kinder mit den beiden Gruppenleitern Tobias Trumpp und Heike Mohrmann treffen. „Das Ziel ist die Präventionsarbeit. Dass sie schon im Kindesalter wissen, wo kann man sich Hilfe suchen“, sagt Trumpp. „Sie sollen merken, dass sie damit nicht alleine sind“, so der Sozialarbeiter weiter.

Die sogenannte Giraffengruppe läuft nun schon ein paar Wochen, gleich zu Beginn startete sie mit zwei Kindern. „Das ist für den Anfang ganz gut“, sagt Tobias Trumpp. Im Moment geht es den Gruppenleitern vor allem darum, Vertrauen aufzubauen. Schließlich lernen die betroffenen Kinder häufig, die Themen Sucht und psychische Krankheiten zu meiden. Die Vertrauensarbeit gelinge am besten mit Geduld und einfach über Aktivitäten in der Gruppe. Dabei wird meist gespielt, gekocht oder gebastelt. „Aber in ersten Nebengesprächen kamen die Probleme schon jetzt etwas hervor“, sagt Heike Mohrmann. Das sei oft gar nicht eine ernste Gesprächssituation, sonder nur der eine oder andere Nebensatz. Trotzdem sollen auch Gespräche über Probleme oder die Sucht nicht erzwungen werden, es gebe keinen Stuhlkreis, in dem alle von zu Hause erzählen, versichern die Gruppenleiter. Die Gruppe diene vielmehr als Angebot, die Suchtproblematik und Erkrankung der Eltern anzusprechen. Man kann darüber reden, muss es aber nicht. „In der Schule und auch in der Familie ist das meist ein Tabuthema, über das man einfach nicht spricht“, sagt Reiser. Wenn allerdings über Probleme gesprochen wird, dann bleibe das im Raum, versichern die Gruppenleiter. Häufig zögerten betroffene Eltern, die Kinder ein solches Angebot annehmen zu lassen, aus Angst, dass dadurch das Jugendamt auf den Plan gerufen wird. „Wir machen bei einem Elterngespräch aber klar, dass wir nicht ans Jugendamt berichten“, sagt Mohrmann.

Der Bedarf für eine solche Gruppe für die Kinder sei auf jeden Fall da, sind sich Mohrmann und Trumpp sicher. Und obwohl es bereits Gespräche mit weiteren Eltern gebe, haben sie in der Giraffengruppe aktuell noch Kapazität für weitere Kinder. Und den beiden, die aktuell regelmäßig in die Gruppe kommen, gefalle das Angebot augenscheinlich ganz gut. „Ein Kind kommt manchmal sogar schon Stunden, bevor es losgeht“, erzählt Heike Mohrmann.

Giraffengruppe Die Gruppe für Kinder psychisch kranker oder suchtkranker Eltern trifft sich jeden Mittwoch von 17 bis 18 Uhr. Sie ist geeignet für Kinder im Alter von etwa zehn bis 15 Jahren. Wer Interesse am Angebot hat, kann sich gerne beim Kreisdiakonieverband Rems-Murr melden, Obere Bahnhofstraße 16 in Backnang. Telefonisch kann man sich an 07191/91456-10 wenden, per E-Mail an t.trumpp@kdv-rmk.de.

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Erstellt:
9. November 2023, 11:30 Uhr

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