Polizei im Einsatz

Neue Rätsel um Allgäuer Holzpenisse

Wieder stehen explizite mannsgroße Darstellungen in Autokreiseln. Die Polizei beobachtet die Szenerie. Und vorbeikommende Autofahrer: Lächeln sie wirklich?

Der mysteriöse Holzpenis von Heimenkirch im Jahr 2021. Nun sind die Phallus-Darstellungen zurück.

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Der mysteriöse Holzpenis von Heimenkirch im Jahr 2021. Nun sind die Phallus-Darstellungen zurück.

Von Rüdiger Bäßler

Der Spuk, so hat es scheinen wollen, ist vorbei gewesen, und mit ihm das Schaudern, das so manche Betrachter ergriffen hat. Verschiedene Berichterstatter behaupteten auch, Autofahrer oder Wandersleute hätten überrascht gelächelt beim Anblick wie aus dem Nichts aufgetauchter, übermannsgroßer Holzpenis-Figuren, die sich plötzlich an Wegbiegungen oder in Kreisverkehren auf Landstraßen zeigten. Aber das ist nicht bewiesen. Nur eines ist sicher: Die Phallus-Darstellungen sind wieder da. Und niemand weiß, was das bedeuten soll.

Von Kreisel zu Kreisel

Auf einem Kreisel bei der Gemeinde Simmerberg im Landkreis Lindau ist so eine Figur - soll man von Straßenkunst sprechen oder Barbarei? – kürzlich erneut aufgetaucht. Wie üblich grob behauen, ungeschmirgelt, die Spuren schweren Werkzeugs tragend. Wohl Weichholz. Die Polizei ist ausgerückt. „Das bindet schon auch Personal“, sagt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West mit Sitz in Kempten. Immer müssten Beamte vor Ort kommen, sehen, ob die Skulptur einen sicheren Stand besitze, ob womöglich Verkehrsteilnehmer gefährdet sein könnten. Man ist nicht besonders amüsiert bei der Polizei-Pressestelle – ständig Anrufe von Journalisten, die Sensationen wittern. Die Synonyme sprudeln nur so aus den Tastaturen, Germanistiker dürften ihre Freude haben: Holz-Objekt, Penis-Skulptur, strammes Teil, Prachtstück.

Ein Possenspiel geht weiter, das vor knapp zehn Jahren begonnen hat, als auf dem Allgäu-Berg Grünten erstmals so ein Phallus aufgestellt wurde, nur um irgendwann unter Zurücklassung weniger Späne letztlich wieder zu verschwinden. Dann, im Frühjahr 2021, kam es zur Renaissance dieser seltsamen Spaßerei. Holzpenisse zeigten sich an Straßenrändern im bayerischen Heimenkirch, in Opfenbach, Ebratshofen, endlich auch in den oberschwäbischen Gemeinden Taldorf, Bergatreute, Meckenbeuren. Ein Begriffs-Dreiklang lieferte vorsichtige Erklärungen: Corona - Hormonstau - Landjugend. Dann war Ruhe.

Keine Straftat erkennbar

Bis jetzt. Denn das neueste aufgetauchte Prachtstück ist ein wundersamer Wander-Phallus. Kurz nachdem jedenfalls die Behörden in Simmerberg Information über die ungeheuren Vorgänge am Kreisel erlangt hatten, kaum dass sie über Maßnahmen beraten konnten, ist die Figur auch schon wieder verschwunden, abgeräumt vermutlich von denselben Tätern, die sie aufgestellt hatten. Und dann: tauchte sie wieder auf, und zwar im Kreisverkehr an der Hündle-Bahn in Oberstaufen. Das, sagt der Polizeipressesprecher am Montag, sei die letzte bekannte Information.

Wobei das Wort Täter nicht korrekt ist. Es gibt mangels echter Gefährdung für andere nämlich bisher gar keine Tat, nichts, „was ein polizeiliches Handlungsfeld eröffnet“, wie es heißt. Die Fahndungsintensität hält sich deshalb in Grenzen. Würde man die Spaßvögel auf frischer Tat ertappen, „würden wir da sicher mal ein Gespräch führen“, heißt es bei der Polizei nicht ohne dunklen Unterton. Oder ist alles nur ein vorgezogener Maischerz? In Kürze wird man mehr wissen.

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Erstellt:
28. April 2025, 16:12 Uhr

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