Neue Rallye zum Thema Gemeindereform in den Tälesgemeinden und in Althütte

Angelika Roth und Melanie Rautscher vom Kreisjugendring haben für das Projekt „Wir für Vielfalt“ vier neue Touren entwickelt. Sie sollen vermitteln, wie die Gemeindereform in den 1970er-Jahren im Weissacher Tal und in Althütte verlaufen ist. Und dabei ganz einfach Spaß machen.

Angelika Roth (links) und Melanie Rautscher sind stolz auf ihr Projekt. Hier stehen sie an einer Tafel der Tour durch Althütte. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Angelika Roth (links) und Melanie Rautscher sind stolz auf ihr Projekt. Hier stehen sie an einer Tafel der Tour durch Althütte. Foto: A. Becher

Von Melanie Maier

Rems-Murr. Wer sich für die Geschichte von Allmersbach im Tal, Althütte, Auenwald oder Weissach im Tal interessiert, kann sich jetzt bei einem Spaziergang weiterbilden – allein, mit der Familie oder mit Freunden. Das Projekt „Wir für Vielfalt – Partnerschaft für Demokratie Weissacher Tal und Althütte“ hat eine neue Rallye mit vier Touren entwickelt, die mithilfe eines Erlebnishefts (siehe Infokasten) durch die Gemeinden führen.

Die Touren sind zwischen einem und 4,4 Kilometer lang. Zwei sind barrierefrei, die anderen barrierearm, also auch für Familien mit Kinderwagen geeignet. An mehreren Stationen können die Spazierenden nachlesen, wie sich die Gemeindereform auf den Ort, an dem sie sich befinden, konkret ausgewirkt hat. Einige Interviews mit Zeitzeugen kann man sich über einen QR-Code auch online anhören. Außerdem regen Diskussionsfragen zum Austausch an.

Mehr als 50 Jahre ist es her, dass sich die Gemeinden in Baden-Württemberg im Zuge der Gemeindereform zu größeren Einheiten zusammengeschlossen haben. Am 1. Juni 1971 beispielsweise wurde aus den zuvor unabhängigen Gemeinden Bruch, Cottenweiler, Oberweissach und Unterweissach die neue Gemeinde Weissach im Tal. Dahinter stand ein demokratischer Prozess, an dem die Einwohnerinnen und Einwohner der heutigen Teilorte durch Abstimmungen mitwirkten, der für sie aber auch zum Teil große Veränderungen bedeutete – sei es, weil das Rathaus im eigenen Ortskern aufgegeben wurde oder weil sich der Verein, in dem man sich jahrelang engagiert hatte, mit dem des Nachbarorts zusammentat.

Die Idee zur Rallye kam vom Kreisjugendring

Die Idee, zu diesem Thema eine Rallye durch das Weissacher Tal und Althütte zu erarbeiten, wurde von den Gemeinden an Angelika Roth und Melanie Rautscher vom Kreisjugendring herangetragen. Die beiden setzen das Projekt „Wir für Vielfalt – Partnerschaft für Demokratie Weissacher Tal und Althütte“ für Allmersbach im Tal, Althütte, Auenwald und Weissach im Tal um. Gefördert wird es im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben! Demokratie fördern. Vielfalt gestalten. Extremismus vorbeugen.“ durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

In einer Sitzung des Begleitausschusses, in dem alle Gemeinden vertreten sind, sei im Januar dieses Jahres erstmals darüber gesprochen worden, berichtet Rautscher. Die Wiesenrallye, die 2021 durch Weissach im Tal führte, sei so gut angekommen, dass auch die anderen Gemeinden Interesse an einer eigenen Rallye anmeldeten, fügt ihre Kollegin Roth hinzu. Insbesondere vor dem Hintergrund des 50. Jubiläums des Zusammenschlusses, das viele Gemeinden wegen Corona erst jetzt feiern, sei ihnen das Thema sofort passend vorgekommen. So wurde das Projekt einer Rallye zur Gemeindereform von „Wir für Vielfalt“ mit Weissach im Tal als federführendem Amt und dem Kreisjugendring als Fach- und Koordinierungsstelle ins Auge gefasst.

Das Ziel der neuen Touren sei es, wie bei der Wiesenrallye die komplexen Themen Demokratiebildung, Vielfalt, Toleranz und Extremismusprävention, für die sich „Wir für Vielfalt“ einsetzt, aufzuarbeiten und leicht verständlich zu vermitteln. Rautscher erklärt, dass jede der Touren verschiedene Ebenen umfasse: „Zum einen beinhalten sie Zahlen, Daten und Fakten über die Historie der Gemeindereform. Außerdem sollen sie zeigen, welche Werte grundlegend für das Zusammenleben in einer Gesellschaft sind. Und nicht zuletzt bauen wir Brücken zur heutigen Zeit, indem wir beispielsweise junge Menschen zu Wort kommen lassen, die sagen, wie wichtig ihnen Gemeindegrenzen überhaupt noch sind.“ So soll das Thema Demokratie erlebbar werden und Spaß machen – in der eigenen Gemeinde.

Von Februar bis Mai beschäftigten sich Roth und Rautscher zusammen mit zwei Honorarkräften intensiv mit dem Thema. Sie lasen alte und neue Zeitungsartikel, sie bekamen Material von den Gemeinden zur Verfügung gestellt und führten Interviews mit Zeitzeugen. „Die Serie zur Gemeindereform der BKZ war ein wichtiger Anlaufpunkt, um weiter zu recherchieren und Gesprächspartner zu finden“, sagt Rautscher.

Sehr aufwendige, aber auch interessante, Recherche

Die Arbeit habe ihr viel Spaß gemacht, fügt Melanie Rautscher hinzu: „Ich habe mich die ganze Zeit halb als Detektivin, halb als Historikerin gefühlt.“ Auf die fertigen Touren seien sie sehr stolz, ergänzt Angelika Roth. „Das war wirklich eine ganze Menge Arbeit. Die Recherche war sehr aufwendig, weil die Gemeindereform eben doch 50 Jahre zurückliegt.“

Dabei haben sie viel Interessantes gelernt: Dass zum Beispiel in dem kleinen Ort Fautspach eine zweite Abstimmung nötig war, weil die erste angefochten wurde. Heute gehört Fautspach zu Althütte, viele Einwohner und Einwohnerinnen hätten jedoch den Zusammenschluss mit Murrhardt bevorzugt. „Die Gemeindereform hat zu unglaublichen familiären Zerwürfnissen geführt“, sagt Roth. Sehr dankbar sind sie und ihre Kollegin für die Unterstützung der Gemeinden, Schulen, Vereine und Zeitzeugen, die zum Projekt beigetragen haben. Jetzt sind die Arbeiten abgeschlossen, die Tafeln mithilfe der jeweiligen Bauhöfe der Gemeinden aufgestellt. Sie sollen wenigstens bis zum Ende der Herbstferien stehen bleiben. Oder auch länger. „Wir würden es uns wünschen. Die Schilder sind sehr gut haltbar“, betont Roth. Ihr persönlicher Wunsch wäre, dass sich die Leute auch zufällig an den Tafeln begegnen und miteinander ins Gespräch kommen, fügt Rautscher hinzu: „Das wäre für uns das Allerschönste.“

Das Erlebnisheft „Gemeinde-Rallye Weissacher Tal und Althütte“ liegt seit heute kostenlos in den Rathäusern in Allmersbach im Tal, Althütte, Auenwald und Weissach im Tal aus. Alternativ kann man die Broschüre auch herunterladen oder sich per Post zuschicken lassen. Dazu sendet man eine E-Mail an vielfalt@jugendarbeit-rm.de.

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Erstellt:
5. Juli 2022, 06:00 Uhr

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