Neuer Lernparcours im Arboretum von Sulzbach
Zum Landkreisjubiläum ist das Arboretum bei Sulzbach an der Murr um gleich zehn waldpädagogische Stationen reicher. Zur Einweihung pflanzt Initiator Landrat Richard Sigel mit den Akteuren einen symbolträchtigen Ginkgobaum.
Von Elisabeth Kaper
Sulzbach an der Murr. Großes Interesse findet die Einweihungsfeier der zehn neuen waldpädagogischen Stationen inmitten des Arboretums im Kommunalwald bei Sulzbach an der Murr zum Jubiläum 50 Jahre Rems-Murr-Kreis unter dem Motto „Miteinander lebenswerter“. Die Idee war bei der Einweihung der Feenspuren-Wanderwege entstanden. „Wir wollten den Wald für Kinder erlebbar machen und das Arboretum revitalisieren“, berichtet Hauptinitiator Landrat Richard Sigel.
Die Naturparkführer Walter Hieber und Manfred Krautter haben das waldpädagogische Konzept entwickelt. Gemeindeförster Axel Kalmbach und sein Mitarbeiterteam haben es mit einer Zuwendung von 20000 Euro der Kreissparkassenstiftung umgesetzt. „Es ist etwas Einzigartiges, mit viel Liebe und Engagement gestaltet und richtig schön geworden“, freut sich Sigel.
Vor 50 Jahren legten Forstfachleute unter Regie des damaligen Bürgermeisters Willy Ehnis das Sulzbacher Alleinstellungsmerkmal Arboretum an: Es sollte der Bildung dienen und den Horizont auf exotische Baumarten erweitern, weiß die stellvertretende Bürgermeisterin Edelgard Löffler. 2020 erfolgte eine umfangreiche Nachpflanzaktion, nun sei es ein Lern- und Spielort für Kinder und Jugendliche.
Die Besucher sollen den Überblick über den Wald erhalten – so wie der Specht ihn hat.
Edelgard Löffler dankt allen Mitwirkenden, besonders dem Gemeindeförster und seiner Truppe, die „mit Herzblut und Armschmalz“ die Ideen der Waldmeister Hieber und Krautter umsetzten.
Mit einem von Christl Schlag kreierten Specht als Maskottchen, der auf Infoschildern durch das Arboretum führt, erklärt Walter Hieber das waldpädagogische Konzept. Die Besucher sollen den Überblick über den Wald erhalten – so wie der Specht ihn hat. Und sie sollen, genau wie der Vogel, nachbohren, Wissen über Wald und Bäume erwerben. Alle Stationen sind aus heimischen Holzarten gearbeitet und vermitteln spielerisch Wissen über Themen wie den Klimawandel, Nachhaltigkeit, Wald, Bäume und Holznutzung.
Anfangs umfasste das Arboretum 21 Baumarten, bei der Nachpflanzaktion kamen neun „Zukunftsbaumarten“ hinzu, die widerstandsfähiger gegen Hitze und Trockenheit sein sollen. Da heimische und exotische Arten wild durcheinander stehen, erstellten die Waldmeister ein Kennzeichnungssystem mit farbigen Punkten.
Schrank mit Lernmaterial ist mit einem Zahlenschloss gesichert
Zentrum des Rundgangs ist das „Baumklassenzimmer“ mit überdachtem Bereich und einem prall mit Lernmaterialien gefüllten Schrank. Er ist mit einem Zahlenschloss gesichert, Lehrkräfte können zur Vorbereitung den Code vom Gemeindeförster bekommen. Mit allerlei waldpädagogischen Utensilien – vom Stethoskop über Blätterbestimmungsformen bis zu Erzählmaterial – können Schulklassen den Wald, die darin lebenden Tiere und Pflanzen erforschen.
Eine Attraktion ist die Aussichtsplattform, von der aus man Holzfiguren von Tieren entdeckt, die am Baum leben, und mit Glück auch lebende Wildtiere. Eine Baumuhr aus einer großen Baumscheibe mit Jahresringen informiert über historische Ereignisse. Am Baumtelefon, einem langen Stamm, kann man die Geräuschübertragung durch die Leitungsbahnen mit Werkzeugen hörbar machen, außerdem gibt es ein Schlauchtelefonsystem.
Neue Picknicksitzgruppe bei der Brücke
Von einer großen, zwischen Bäumen gespannten Hängematte aus kann man in die Wipfel schauen. Beim Baummemory mit Bildtafeln gilt es, Blätter, Zapfen oder Samen bestimmten Baumarten zuzuordnen. Bauklötze aus Holz stehen für diesen nachhaltigen, vielseitig nutzbaren Werkstoff und das Kegelspiel lehrt spielerisch Nachhaltigkeit, indem umgefallene Kegel wieder aufgestellt werden. Überdies gibt es eine neue Picknicksitzgruppe bei der Brücke.
Gemeinsam mit der Schwäbischen Waldfee Michelle Fuchs, Vincenzo Giuliano von der Kreissparkassenstiftung und weiteren Akteuren pflanzt Landrat Richard Sigel an diesem Tag einen Ginkgobaum, da diese aus China stammende Baumart im Arboretum bisher noch fehlte. Sie ist eine Übergangsform von Nadel- zu Laubbäumen, die sich im Jura, dem Zeitalter der Dinosaurier, entwickelte, also ein „lebendes Fossil“. „Der Ginkgo besitzt enorme Widerstandskraft gegen Schädlinge und Krankheiten und ist ein Symbolbaum für Überlebenswillen, Umweltschutz und Frieden“, erklärt Manfred Krautter. Denn: Ein Ginkgo, der beim Abwurf der ersten Atombombe auf Hiroshima 1945 völlig verkohlte, trieb schon 1946 wieder aus, erzählt der Waldmeister.