Klaus Krämer
Neuer Rottenburger Bischof für verheiratete Männer als Priester
Verheiratete, in Glaubensdingen „bewährte“ Männer als Priester? Bischof Krämer zeigt sich offen dafür. Der Grund: Trotz Priestermangels müssten Eucharistiefeiern stattfinden können. Kirchliches „Lagerdenken“ lehnt er ab.
Von red/KNA
Der neue Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Klaus Krämer, lässt zwei Wochen nach seinem Amtsantritt mit einer Reformüberlegung aufhorchen: Nach eigenem Bekunden kann er sich verheiratete Männer als Priester vorstellen. Auf die Frage, ob verheiratete, in Glaubensdingen „bewährte“ Männer - also sogenannte viri probati - Priester sein könnten, sagte Krämer in einem Interview der „Stuttgarter Zeitung“ und der „Stuttgarter Nachrichten“ (Dienstag): „Das könnte ein Weg sein, um in bestimmten Situationen das sakramentale Leben aufrechtzuerhalten - auch in unserer Diözese.“
Denn es sei „wichtig, dass trotz des Priestermangels Eucharistiefeiern stattfinden können, die von Priestern geleitet werden“, erläuterte Krämer. „Womöglich muss man dann die Frage der Lebensform der Priester diesem sakramentalen Anliegen unterordnen.“
„Reformer und Bewahrer“
Die Kirche sei schon jetzt dabei, Menschen auch außerhalb des Hauptamtes für klassische pastorale Tätigkeiten zu gewinnen. Da sei bereits viel ausprobiert worden, und da könne man noch kreativer werden, sagte Krämer, der seit dem 1. Dezember als Nachfolger von Gebhard Fürst als katholischer Bischof von Rottenburg-Stuttgart amtiert.
Krämer sagte, er sehe sich als „Reformer und Bewahrer“. Aufgabe des Bischofs sei es, „den Kern unseres Glaubens zu bewahren“. Gleichzeitig müsse sich die Kirche immer wieder erneuern. Krämer leitet das drittgrößte deutsche Bistum mit rund 1,6 Millionen Katholiken. Es umfasst den württembergischen Landesteil von Baden-Württemberg.
Paragraf 218: „Geltende Regelung sehr gut“
Mit Blick auf Forderungen, wonach Abtreibungen künftig nicht mehr grundsätzlich strafbar sein sollen, verteidigte Krämer das geltende Recht: „Ich finde, dass die bestehende Regelung eine sehr gute und abgewogene ist. Sie ist auch im internationalen Vergleich einzigartig, weil sie der Situation der schwangeren Frauen Rechnung trägt und doch auch den Schutz des ungeborenen Lebens im Blick hat.“
Deshalb plädiere er „sehr dafür, bei Veränderungen nicht hinter das Erreichte zurückzufallen“. Eine Forsa-Umfrage des RTL/ntv-Trendbarometers hatte zuletzt ergeben, dass eine große Mehrheit der Bundesbürger (74 Prozent) es richtig fände, wenn Schwangerschaftsabbrüche künftig innerhalb der ersten zwölf Wochen ohne Einschränkungen erlaubt wären.
Auftrag: Auf Grundwerte hinweisen
Dazu sagte der Bischof: „Es ist nicht unser Auftrag, uns die Mehrheitsmeinung zu eigen zu machen, sondern gerade in einer solchen Situation auf die Grundwerte hinzuweisen, die wir für richtig halten. Das Lebensrecht des ungeborenen Lebens braucht eine Lobby in der Gesellschaft, und da sehen wir schon einen Auftrag als Kirche.“
Mit Blick auf konservative und reformorientierte Lager in der Deutschen Bischofskonferenz sagte Krämer: „Lagerdenken liegt mir fern. Auch in der Bischofskonferenz sollten wir dieses überwinden. Es ist nicht gut, dass dort zwei Fraktionen als gegeneinander agierend wahrgenommen werden.“
Strukturen im Bistum reformieren
Zugleich kündigte er in der Diözese Rottenburg-Stuttgart eine Strukturreform an: „Angesichts des Verlustes an Kirchenmitgliedern, des Priestermangels und der schwindenden Finanzmittel müssen wir unsere Strukturen weiterentwickeln.“ In der Diözese gebe es derzeit mehr als 1.000 selbstständige Kirchengemeinden. „Eine solche Struktur ist nicht zukunftsfähig“, sagte Krämer.
Klar sei, dass es größere Einheiten geben werde. Er selbst werde „keinen Masterplan vorlegen“, wolle aber einen breiten Meinungsbildungsprozess in der Diözese. „Im Laufe des nächsten Jahres sollten wir uns auf Grundsätzliches verständigt haben, um dann in die Detailplanung zu gehen.“